Diana, Farben und Begierde (German Edition)
schaufelt die bunten
Blätter in sich hinein ohne aufzublicken. Ich sehe, wie ihm der
Bratensaft vom Gabelstiel über den linken Handrücken läuft.
Er nimmt große Schlucke vom roten Wein.
Mich
beschäftigt, wo ich meine Armbanduhr verloren habe.
Wahrscheinlich im Badezimmer. Ja, das kann gut sein, als ich schnell
zu ihm unter das Duschwasser drängte. Ja, sicher, ich muss dann
dort gleich nachsehen, nach dem Essen.
Thomas
hat seinen Teller ratzekahl gegessen. Nun tunkt er mit kleinen
Salatblättern den Rest vom Bratensaft auf.
Ich
lehne mich zurück. Was geschieht nun? Werden wir
auseinandergehen, jetzt? Was hat er vor? Was habe ich vor? Will ich
wieder hinunter in meine Wohnung? Ich spüre, wie der Zauber
dieses Abends zu zerbrechen droht. Ich will hier bleiben! Ja! Wie
soll ich ihm das deutlich machen?
Erstmal
schenke ich Wein nach und beschließe, dass er diese
Entscheidung treffen soll. Er.
Thomas
entzündet eine Zigarette und schiebt den Teller von sich, sodass
er mit meinem kollidiert. Ein dumpfer Klang. Wir lachen. Er bläst
Rauch aus.
Ich
könnte ja, hm, ein bisschen Ordnung hier schaffen, mal sehen.
Dann wäre ich weiterhin hier, in seiner Nähe, oder wäre
das aufdringlich? Will er jetzt seine Ruhe haben? Und ich? Was will
ich? Vielleicht doch hinunter in meine Wohnung gehen? Das Erlebte
sich setzen lassen?
Thomas
mustert mich neugierig. Er lacht. Ich muss wohl ein wenig komisch
dreingeblickt haben, als ich so die Gedanken hin und her wälzte.
Dann
dämpft er plötzlich die halb gerauchte Zigarette aus und
springt hoch.
„Du
bleibst hier mal sitzen!“, kommandiert er und ist schon aus der
Küche verschwunden.
Wieder
rinnt dieser wunderbare, schwere Wein in mich, lockert und löst
und verscheucht alle Gedanken. Was ist wichtig? Wie es sich
entwickeln wird, so wird es gut sein! Was immer er entscheiden wird,
was er beschließen wird, was machst du dir Sorgen, Sabine?
Der
Wein steigt in meinen Kopf. Langsam, allmählich spüre ich,
wie müde ich schon bin. Verflixt, es macht mich halb wahnsinnig,
dass ich nicht weiß, wie spät es ist! Rechnen wir mal
nach, also, so um 19 Uhr herum war ich da, dann, hm....
Plötzlich
ist er wieder da, setzt sich an den Tisch und entnimmt dem Päckchen
eine weitere Zigarette, entzündet diese und grinst mich paffend
an.
Ich
habe beschlossen, es für heute Abend gut sein zu lassen mit dem
Barolo. Ich schiebe das Glas zur Seite.
„So,
das Bett ist bereit, Badezimmer weißt du ja, wo du es finden
kannst, Sabine!“, sagt er einfach so und grinst weiterhin und
ich fühle mich geborgen. Gut, es ist gut, ich werde in seinen
Armen einschlafen, es ist gut.
„Na,
dann mach` ich mal!“, bestimme ich und rutsche vom Sessel,
wobei ich ein wenig schwanke. Der Barolo! Heimtückisch ist
dieses rote Teufelszeug! Wie viel habe ich denn getrunken? Thomas
scheint nichts bemerkt zu haben.
Ich
gehe ins Badezimmer und dort finde ich endlich meine Armbanduhr
wieder und blicke neugierig darauf: 1 Uhr 23. Weit nach Mitternacht!
Jetzt
aber, Sabine!
Katzenwäsche. Ich
blicke in den hohen Spiegel. Als wäre dies eine vollständige
andere, veränderte, fremde Person, die mich da anguckt! Ich
bilde einen Schmollmund und lache.
Auf leichten Füßen,
leise und flink, bin ich wieder in der Küche. Er ist nicht mehr
hier. Lediglich der Zigarettenrauch liegt noch über dem Tisch.
„Sabine?“
Seine Stimme scheint von
weit her zu kommen.
„Komme!“,
rufe ich und ziehe durch das Atelier, vorbei an Diana und den Bildern, die er mir heute vorgestellt hat. Schließlich
trete ich in den Raum ein, in welchem ich Viola und Claire bei ihren
strapaziösen Verrenkungen beobachtet habe vor gar nicht so
langer Zeit.
Ich erkenne das breite
Bett, darin Thomas mit einigen widerspenstigen Kissen zu kämpfen
scheint, diese endlich am Kopfteil des Bettes arrangiert. Lediglich
zwei hohe Kerzen spenden mattes Licht. Ich bin rasch am Bett und
schlüpfe unter die dicke Decke, unter der mich seine Arme in
Empfang nehmen.
„Puh!“; stoße
ich aus, „Ganz schön kalt schon!“
„Ich schließ`
die Fenster, Moment..“, will er sich wieder aus dem Bett
stehlen, doch ich hindere ihn daran: „Nein, nein! Lass, Thomas,
ist wunderbar so, wunderbar!“, flüstere ich und schmiege
mich an ihn, greife nach seinem linken Arm und lege diesen über
meine Schulter.
„Da kannst du
übrigens Sternezählen, Liebes!“, flüstert er.
Ich blicke empor zur Zimmerdecke, durch die
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