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Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
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Uff!“,
seufzt Thomas.

    Frau Fiedler übernimmt
das Kommando:“ Liebes Kind, ich darf ihn ja wohl kurz
entführen, nicht wahr?“, spricht sie mich an, hat schon
seine Hand fest im Griff und dann sind beide in dem Menschengewühl
veschwunden und ich stehe da in meinem schwarzen Abendkleid und weiß
nicht weiter.

    Wildfremde Menschen sprechen
mich an. Verwundert registriere ich, dass mir vielerlei Visitkarten
zugesteckt werden, dann beobachte ich die Menge und entdecke, dass
das hier allgemeiner Usus zu sein scheint: die kleinen Karten werden
hin und her gereicht, oftmals bloß mit kurzem Kopfnicken ohne
weiteres Gespräch.

    Nun erkenne ich den einen
und anderen Prominenten. Ein TV-Star huscht eben durchs Bild. Da ist
ja wieder die Opernsängerin, einen Schwarm von Bewundererern
nach sich ziehend! Wirtschaftstreibende, Lokalpolitiker,
Fernsehmoderatoren, ein bekannter Tennisspieler ragt kurz aus der
Menge.

    Endlich schiebt sich ein
Kellner nahe an mir vorbei und ich schnappe mir eine Sektflöte.

    Ich genieße das
prickelnde Getränk und versuche, Thomas irgendwo auszumachen,
doch bald gebe ich das Unternehmen auf. Unmöglich, hier auch nur
irgendwie voranzukommen. Die Lautstärke ist enorm. Es wird
durcheinandergeredet, gerufen und geschrien, dass man Mühe hat,
den Überblick zu bewahren. In einer Ecke des großen Saales
beginnt nun eine Bigband Jazz zu spielen, doch dringen bloß
Fetzen der Musik zu mir, da die Band vergeblich gegen das
vielstimmige Menschengewühl ankämpft. Ab und an kann man
das Schlagzeug vernehmen, dann eine Trompete.

    „ Hallo
Sabine, ich bin Claire!“

    Ich drehe mich um.

    Claire!

    „ Thomas
schickt mich!“

    Sie
lächelt mich freundlich an.

    „ Claire!
Hallo! Sabine!“

    „ Weiß
ich doch schon!“

    Sie schnappt sich meine Hand
und führt mich, ehe ich etwas erwidern kann, durch den Saal.

    „ Du
und Thomas, also...“, doch sie geht rasch weiter und scheint
nicht zu hören, was ich da aussprechen will.

    Endlich finden wir uns an
dem Aufgang einer Steintreppe wieder, der von einem roten Kordelband
abgesperrt wird. Sie setzt sich auf eine der großen Steinstufen
und holt eine Zigarettenschachtel aus ihrer Handtasche hervor.

    Ich setze mich neben sie,
darauf bedacht, dass mein einziges Abendkleid keinen Schaden
davonträgt. Claire teilt diese Sorgen offenbar nicht.

    Sie bläst nun kleine
Rauchwolken in die Luft.

    Ich fange nochmal an: „Du
und Thomas, Claire, was ist denn das eigentlich? Bist du seine....“,
und dann weiß ich nicht weiter und lasse den Satz halb
fertiggestellt stehen.

    „ Ach,
Thomas! Da bist du bei mir an der falschen Adresse! Frag` mal lieber
Viola! Kennst du die?“

    Ich nicke.

    „ Die
ist verknallt in den großen Meister bis über beide Ohren .
Ich doch nicht!“

    Sie schüttelt ihren
Kopf hin und her, um das Gesagte zu unterstreichen und blickt mir in
die Augen mit offenem Blick, als könnte sie kein Wässerchen
trüben.

    „ Solltest
du es noch nicht bemerkt haben, und bevor du dich verrennst: Ich bin
nicht an ihm interessiert, so wie mich kein Mann interessiert! Alles
verstanden?“

    Jetzt muss ich erstmal Luft
holen. Claire, die wunderschöne, geheimnisvolle Claire, mit
glattrasiertem Venushügel und Intimpiercing steht auf Frauen?

    „ ..keinem
Mann?“, plappere ich sinnlos nach.

    „ An
KEINEM Mann, Sabine! Was hast du denn mit Thomas angestellt?“

    „ Ich?“

    „ Der
ist ja nicht wiederzuerkennen!“

    Ich
starre sie an.

    „ Dem
bist du wohl unter die Haut gegangen...geschieht ihm recht!“,
stellt Claire belustigt fest und grinst mich an.

    Sie
dämpft die Zigarette auf der Steintreppe ab.

    „ Wie
hat er dich eigentlich kennengelernt, Sabine?“

    Ich
erzähle vonm Atelierfest und sie nickt und gleichzeitig kommt es
mir so vor, als musterte sie mich eindringlicher und sorgfältig.

    Während
ich so beiläufig wie möglich von diesem Abend spreche,
blicke ich über ihre schmalen Hände, die dünnen Arme,
die so wie das Dekollete und der Hals, das Gesicht von einer
bleichen, weißen Farbe sind. Sieht irgendwie kränklich
aus, sinniere ich. So zart und zerbrechlich kommt sie mir vor. Gar
nicht so wie Viola, die mit ihren knallroten Locken und der festen
Stimme, ihrer Wildheit und Stärke wie das akkurate Gegenteil von
Claire scheint.

    Claires
Gestalt erinnert mich an diese dünnen, verletztlichen
Frauenfiguren, die ein Schiele skizziert hatte.

    Und
dennoch geht ein Zauber von ihr aus. Sie verfügt

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