Diana, Farben und Begierde (German Edition)
wahr! Handy ist immer on! Ich komme ja, Andrea, ich KOMME
JA!“
Er
steht auf und geht in der Küche auf und ab, dabei dieses kleine
Telefon mit seiner Rechten an sein Ohr drückend.
„ ...Ich
hab`s gelesen, ja....19 Uhr...ja.....natürlich!“
Das
Telefonat ist beendet.
„ Das
hast du dir nun selbst zuzuschreiben, meine Liebe!“, sagt er
und setzt sich zum Tisch, nimmt große Schlucke Kaffee und guckt
zur Küchenuhr.
„ Da
muss ich aber runter, zu mir, Thomas!“
Was
zieht man denn da an? Festlich? Gehobenes? Keine Ahnung, auf alle
Fälle kann ich nicht mit dem Kleid von Gestern dort auftauchen!
Ich erkläre ihm das.
Sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Er will einfach nicht
dorthin gehen!
„ Ja,
klar!“
-
- -
„ ....so
bekommen wir es mit völlig neuartigen Herausforderungen zu tun!
Was einmal gegeben war, was Bestand hatte, was Richtung und Halt
gab, wird in Frage gestellt, muss in Frage gestellt werden, hat sich
anzupassen oder wird verworfen. Wirtschaft, Politik, unser soziales
Gefüge, all das steht vor dieser Weggabelung, wird sich beweisen
müssen, ob es taugt, tauglich sich erweisen wird für die
Anforderungen , die unsere heutige Zeit, diese Phase des Umbruchs in
allen Bereichen uns bereitet....“
Der Minister unterbricht
seine Ansprache und trinkt kleine Schlucke aus dem Wasserglas, das
auf dem Podium steht.
„ Dürfte
gleich zu Ende sein!“; flüstert Thomas in mein linkes Ohr.
„ Thomas!“,
zischt Frau Fiedler.
Ich habe mir seine Agentin,
weiß Gott, anders vorgestellt. Ich dachte, sie wäre so
eine smarte , toughe, durchgestylte Agentin. Weiß auch nicht,
irgendwie habe ich so eine Gestalt vor meinen Augen gesehen, als
Thomas ihren Namen erwähnte, oder mit ihr telefonierte. Und dann
das: Wir kommen in das hell erleuchtete Museumsfoyer, darin sich
schon hunderte Menschen versammelt haben, dann teilt sich die Menge
und Frau Fiedler, Kunstagentin Andrea Fiedler, rollt auf uns zu. Sie
passt so gar nicht in das vorgefasste Bild! Frau Fiedler sieht aus
wie diese Sängerin, na, wie heißt die gleich, ach ja,
Monserrat Caballe, glaube ich....
„ Täusch`
dich bloß nicht bei der!“, hatte mir Thomas auf der
Taxifahrt hierher noch zugeraunt.
Frau Fiedler ist eine
untersetzte, kugelrunde Frau, mit festen, dicken Armen, einem Hals,
den man kaum ausmachen kann, somit es also aussieht, als fügte
sich ihr Kopf nahtlos an das Dekollete. Wenn sie spricht,fuchtelt sie
mit ihren runden Armen aufgeregt in der Luft herum. Sie trägt
ein pailettenbesetztes dunkelblaues Kleid, das bis an den Boden
reicht. Ihre schwarzen Haare sind auf dem Hinterkopf mit einem Dutt
gebändigt. Ihre Ohren zieren große Smaragdanhänger,
ein Halsband aus runden Steinen harmoniert mit ihrem Abendkleid. Sie
trägt eine schmale, schwarze Handtasche. Ihre Lippen sind zwei
dünne Striche. Sie trägt sparsamstes Make up.
Als ich an Thomas` Hand in
das Museum kam, musterte sie mich bloß mit einem Seitenblick
und beschäftigte sich dann in alles Ausführlichkeit mit
Thomas, so, als wäre ich gar nicht zugegen, als stünde ich
nicht einen halben Meter entfernt von ihr, als könnte ich nicht
jedes einzelne Wort hören, das sie mit ihrer hohen, schneidenden
Stimme auf ihn einprasseln lässt.
Thomas sagt „Ja,
doch!“, und „Ja, ich weiß!“, und „Werde
ich mir merken!“, und „Weiß ich doch schon!“
Ich muss an mich halten,
nicht laut loszulachen, so herrlich komisch sieht das aus: Die kleine
Frau, die auf Thomas einredet, dabei zu ihm hochblickend, ihre Hände
einsetzend, um ihre schrille Stimme zu untermalen.
Und dennoch ist sie seit
über zehn Jahren seine Agentin. Nicht bloß Agentin,
erfolgreiche Agentin! Sie führt lediglich drei Künstler,
hat mir Thomas erzählt: Einen weiteren Maler und einen
Bildhauer. Er hat mir die Namen genannt. Ich bin schwer beeindruckt!
„ ...so
blicke ich also in die Gesichter dieser jungen Kunstschaffenden, sehe
den Tatgeist und den Willen, den Mut und die Zuversicht, sich diesen
Herausforderungen zu stellen. Ich darf sagen, wie überaus stolz,
wie dankbar und, ja, wie zufrieden unsere Stadt, unser Land, wir im
gesamten, mit den Leistungen und den Versprechen dieser jungen
Menschen sind. Ich darf Sie nun, werte Anwesende, bitten, die
Hervorbringungen dieser herausragenden Künstler in Augenschein
zu nehmen!“, endet der Minister und abrupt setzt lauter,
kräftiger Applaus ein, was den Minister dazu bringt, sich wieder
und wieder zu verbeugen.
„
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