Diana - sTdH 5
Gesellschaft eingeführt wurden. Sie sollte sehen, was sich
für Diana machen ließ.
Der Pfarrer
versuchte einen halbherzigen Protest und erzählte, daß ein gewisser Lord
Dantrey den Sitz von Osbadiston übernommen habe und angeblich reich sei. Diese
Hoffnung wurde ihm schnell zunichte gemacht. Mark Dantrey, hatte der Squire
ernst gesagt, sei Mitte Dreißig, und wenn man jetzt auch schon lange nichts
mehr von ihm gehört habe, da er auf Reisen im Ausland gewesen war, er habe
einen schlechten Ruf, weil er in seiner Jugend ein schlimmer Tunichtgut gewesen
sei. Also ganz und gar kein geeigneter Schwiegersohn für den Armitage-Stall.
Müde vor
Sorgen, schlechtem Gewissen und Schmerzen nach einem langen Jagdtag, ging der
Pfarrer zu Bett und schwor sich, mit Diana am nächsten Morgen zu reden.
Diana war in den frühen Morgenstunden
nach Hause gekommen und wieder über das Efeuspalier in ihr Zimmer geklettert,
nachdem sie das immer noch erschöpfte Pferd in den Stall gebracht hatte. Sie
zog ihre Jagdbekleidung aus und schloß sie sorgfältig weg, damit Sarah sie
nicht finden konnte. Irgend etwas mußte mit ihrem Haar geschehen, bevor sie
ihrem Vater am Morgen gegenübertrat. Er würde sowieso überaus wütend sein, und
Diana wollte seine Laune keineswegs noch schlechter machen.
Es war ihr
gelungen, Lord Dantreys Herrenhaus zu verlassen, ohne auch nur einen Diener zu
wecken. Sie hatte einen Dankbrief hinterlassen, in dem sie sich für ihren
frühen Aufbruch entschuldigte. Bevor sie jetzt einschlief, klang ihr Lord
Dantreys Stimme, die ihr anbot, sie nach London
mitzunehmen, in den Ohren.
Sarah hatte
schon wiederholt an Dianas verschlossener Tür geklopft, bis es ihr schließlich
gelang, sie zu wecken. Sie staunte laut über Dianas abgeschnittene Haare und
konnte sich gar nicht darüber beruhigen, warum die Miß mitten in der Nacht auf
die Idee gekommen war, sich eine neue Frisur zuzulegen. Nach einer Weile kam
Sarah zu dem Entschluß, daß sie Diana eine Frisur machen konnte, die sie vor
kurzem in einer der Modezeitschriften von Mrs. Armitage gesehen hatte –
»unregelmäßige Löckchen im fernöstlichen Stil, mit Blumen dazwischen«. So
bäuerlich unverfroren Sarah auch war, sie war eine gute Kammerjungfer und
hatte mehr Schönheitssinn als Betty.
»Blumen
sind am Vormittag ein bißchen merkwürdig, Miß Diana«, sagte sie und befestigte
sorgfältig rosa Seidenknospen zwischen Dianas schwarzen Locken, »aber der Herr
wird erfreut sein, wenn er Sie so hübsch sieht.«
Diana war
damit einverstanden, ein Kleid, das man Polonaise nannte, anzuziehen, mit
einem weiten Rock aus feinem Leinen und Musselin.
Als sie
nach unten kam, wartete der Pfarrer bereits auf sie. Er schritt ungeduldig auf
und ab und schlug sich mit seiner kurzen Reitpeitsche an die Stiefel.
Er drehte
sich wütend zu Diana um, als sie den Raum betrat, aber sein ärgerlicher Blick
wurde etwas milder, als er seine ungewöhnlich elegante Tochter in Augenschein
nahm.
»Setz
dich«, blaffte er, »und hör mir zu. Squire Radford hat dich erkannt, und
deshalb ist es mit der Jägerei aus, mein Fräulein. Bevor noch mehr Schaden
angerichtet wird, schicke ich dich zu Lady Godolphin. Sie soll dir etwas
Schliff beibringen. Deine Manieren sind furchtbar anzusehen«, sagte der
Pfarrer und machte eine Pause, um ins Feuer zu spucken. »Ich habe gedacht, daß
man sich bezüglich Lord
Dantrey Hoffnungen machen könnte, aber er scheint ein alter Tunichtgut zu sein,
und Ann Carter kann ihn gerne haben.«
Diana hatte
zwar damit gerechnet, daß ihr das Jagen verboten werden würde, aber sie hatte
nicht erwartet, daß es sie so schmerzlich treffen würde. »Es gibt Dinge, die
eine wohlerzogene junge Dame einfach nicht tut«, fuhr der Pfarrer unbarmherzig
fort, »und dazu gehört die Jägerei. Ich habe dir zuviel Freiheit gelassen, und
es ist höchste Zeit, daß du dich besserst.«
»Ich will
nicht heiraten«, sagte Diana. »Nie.«
»Quatsch.
Ein starker Mann ist genau das, was du brauchst, und Lady Godolphin wird sich
darum kümmern, daß du einen kriegst.«
»Wenn sie
nicht gerade zu sehr in ihre eigenen Liebesaffären verwickelt ist«, bemerkte
Diana mit beißendem Spott.
»Genug
davon. Wir wissen alle, daß sie nicht gerade eine Heilige ist, aber Minerva
schreibt, daß sie erstaunlich ruhig geworden ist.«
»Kann ich
nicht lieber zu Minerva gehen?« bettelte Diana, und ihre Augen füllten sich mit
Tränen. Vor ihrer Verheiratung hatte Minerva, die Älteste, bei den
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