Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
kleineren
Mädchen »Mutter« gespielt, und obwohl sie alle etwas unter ihrem strengen
Regiment gelitten hatten, hatte ihnen dieses Regiment Liebe, Wärme und
Sicherheit gebracht.
    »Minervas
Baby ist krank, nicht Julian, Charles. Annabelle hat zwar keine Kinder, aber
sie geht so in ihrem Mann auf, daß sie keine Zeit hat, dir ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit zu widmen, und Daphne und Carina sind auf dem Land. Mit Lady
Godolphin bist du am besten dran. Ich habe hier einen Brief, der ihr mitteilt,
daß du am Mittwoch nächster Woche ankommst. Eine Antwort warten wir gar nicht
erst ab«, fügte der Pfarrer mit einem schlauen Blick hinzu. »Gib ihn dem
Postjungen, wenn er kommt.«
    Am
Nachmittag ritt der Pfarrer zum Herrenhaus, um seinem Bruder, Sir Edwin
Armitage, einen Besuch abzustatten. Wenn es in
der Nachbarschaft irgendeinen bösen Klatsch über Diana
gab, dann kannte ihn Sir Edwin ganz bestimmt. Sir Edwin hatte nie ganz
verstehen können, warum die armen
Mädchen aus dem Pfarrhaus so gute Partien machten, während seine eigenen
Töchter, Emily und Josephine, so schlecht weggekommen waren.
    Josephine
war jetzt mit einem Squire in mittleren Jahren verheiratet, und Emily war spitz
und bissig geworden. Sie zeigte nur
dann etwas Leben, wenn ein Brief aus Amerika von Mr.
Wentwater kam, dem früheren Sklavenhändler, der die Familie des Pfarrers schwer
heimgesucht hatte. Eine ganze Weile
hatte man nichts mehr von seiner Tante, Lady Wentwater, gehört, und ihr
efeuberanktes Haus stand immer noch leer.
    Wie
gewöhnlich machte der dünne Sir Edwin, der penibel darauf achtete, daß an
seiner prunkvollen Kleidung alles stimmte,
kein Hehl daraus, daß er den Besuch seines Bruders nicht genoß. Ihm war die
Jägerei des Pfarrers verhaßt, und er machte sie für seine schlechten Ernten und
das Aussterben der Fasane verantwortlich.
    Sir Edwin
machte zwar ein paar schneidende Bemerkungen über Fredericas Büchernarrheit
und Dianas burschikose Art, aber
er schien nichts über Dianas Jagdabenteuer gehört zu haben. Später ritt der
Pfarrer zum Squire hinüber, um Jimmy Radford von der bevorstehenden Reise
Dianas nach London zu erzählen, wobei er die Sache so beredt und scheinheilig
darstellte, als ob er selbst darauf gekommen wäre.
    Diana
verbrachte den Tag ganz benommen vor Elend. Sie wagte nicht, in die Nähe der
Zwinger oder Ställe zu gehen, aus Angst, sie könnte zusammenbrechen. Erst als
sie am frühen Abend in ihrem Zimmer saß, merkte sie plötzlich, daß nicht
sie es war, die schluchzte, sondern daß die Geräusche von draußen kamen.
Frederica! Diana ging schnell ins Zimmer ihrer Schwester hinüber.
    Frederica
lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett und weinte sich die Augen aus.
Diana nahm den schlanken Körper ihrer Schwester in die Arme und wiegte sie hin
und her.
    »Ist ja
gut, Freddie«, sagte sie. »Sag mir, was los ist. Du bist immer so verträumt,
daß ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, daß du so unglücklich bist.«
    Es dauerte
einige Zeit, bis Frederica sich so weit in der Gewalt hatte, daß sie antworten
konnte. Sie wandte Diana ihr fleckiges und tränenverschmiertes Gesicht zu. »Ich
werde fortgeschickt«, jammerte sie. »Ich soll in die Schule gehen, in ein
Internat. Ich w-will n-nicht weggehen. Ich habe solche Angst.« Frederica begann
wieder zu weinen.
    »Schschsch!«
machte Diana. »Denk daran, wie sich die Jungen gefürchtet haben, als sie nach
Eton gingen. Und Minerva hat mir erzählt, daß sogar sie Angst hatte, als sie
nach London aufbrechen mußte.«
    »Minerva?«
rief Frederica aus, setzte sich auf und begann ihre Augen zu trocknen. »Ich
hätte nicht gedacht, daß Minerva vor irgend etwas Angst hat.«
    »Wir haben
alle bisweilen vor etwas Angst«, seufzte Diana. »Ich werde auch weggehen,
Freddie. Hast du gewußt, daß ich mit Papa auf die Jagd ging?«
    »O ja«,
antwortete Frederica. »Ich fand es merkwürdig, aber ich habe es niemandem
erzählt, nicht einmal Mama.«
    »Gestern
war ich auch mit dabei«, sagte Diana, »und Squire Radford hat mich erkannt und
Papa eine Predigt gehalten. Deshalb muß ich jetzt zu Lady Godolphin gehen und
lernen, wie man sich in Gesellschaft damenhaft benimmt. Pah!«
    »Lady
Godolphin!« Frederica lächelte unter Tränen. »Ich habe nie bemerkt, daß sich
Lady Godolphin wie eine Dame benimmt.
Ich liebe sie herzlich, aber sie ist äußerst schockierend und bringt alle
Wörter durcheinander und ist so schrecklich stark geschminkt.«
    »Papa
findet, daß sie

Weitere Kostenlose Bücher