Diana - sTdH 5
für Diana finden, ohne
daß man die außerordentlich hohen Ausgaben für eine Saison aufbringen mußte.
Einer der jungen Männer, ein Mr. Jack Emberton, war angeblich ein Adonis,
wogegen sein Freund, Mr. Peter Flanders, allenfalls als passabel galt. Als der
Pfarrer sich die Sache jedoch genauer überlegte, kam er zu dem Entschluß, jedem
gegenüber mißtrauisch zu sein, der in Lady Wentwaters Haus wohnte, auch wenn es
zwei unschuldige Mieter waren.
Die
Tatsache, daß dieser Mr. Emberton dem Vernehmen nach groß und dunkel war, gab
Diana kurzzeitig zu denken. Sie fragte sich, ob er der Mann sein könnte, den
ihr die Zigeunerin geweissagt hatte, aber sie war zu sehr mit ihren Plänen
beschäftigt, als daß sie weiter darüber nachdachte.
Die Kutsche
sollte sie zu Lady Godolphin bringen und auf der Stelle mit Sarah und John
Summer zurückkehren. So weit, so gut.
Diana war
entschlossen, auf die Götter zu vertrauen und zu versuchen, es so einzurichten,
daß sie zu einer Zeit in London ankamen, wo Lady Godolphin noch im Bett lag – das hieß,
jederzeit vor zwei Uhr nachmittags. Die Dienerschaft von Lady Godolphin hatte
sie zuletzt vor vielen Jahren gesehen, und Mice, der Butler, war zudem kurzsichtig.
Die Lakaien gehörten überhaupt erst seit kurzer Zeit zum Haushalt. Wenn sie die
Kutsche wegschicken konnte, bevor die Tür geöffnet wurde, würde sie so tun, als
sei sie ihre eigene Kammerjungfer, und sagen, sie sei gekommen, um Miß Dianas
Gepäckstücke abzugeben, Miß Diana werde in der nächsten Woche eintreffen.
Angenommen, dieser Teil des Plans gelänge, was dann?
Dann müßte
sie irgendeine ruhige Unterkunft finden, wo sie sich als Mann verkleiden
könnte. Bevor sie Hopeworth verließ, müßte sie Lord Dantrey schreiben und ihm
mitteilen, daß sie ... wo? absteigen werde. Bei Limmer in der Conduit Street.
Das war genau das Richtige. Papa hatte gesagt, daß alle Gentlemen dort Quartier
nahmen.
Als es nur
noch zwei Tage bis zur Abreise waren, fand Diana die ganze Sache plötzlich
völlig verrückt. Eine tränenreiche Frederica war zur Schule geschickt worden.
Sie hatte, obwohl sie Dianas Pläne für reine Phantasiegespinste hielt, diese
dennoch zum Spaß ermutigt. Jetzt, wo Frederica abgereist war, fühlte sich
Diana schwach und hilflos.
Dieser
Zustand dauerte bis zum Vortag ihrer Abreise an, einem Tag, an dem der Pfarrer
auf die Jagd ging. Der Morgen war windig und klar. Diana klammerte sich an das
Fensterbrett und schaute hinunter auf die tänzelnden Pferde, das glatte Fell
der Hunde, das in der Sonne glänzte, und fühlte einen Klumpen in der Kehle
hochsteigen. Es war einfach nicht fair. Sie war die einzige Armitage, die die
Liebe ihres Vaters zur Jagd teilte. Sobald Peregrine und James mit auf die Jagd
durften, hatten sie jedes Interesse daran verloren. Sie hätte als Junge zur
Welt kommen sollen. Ärgerliche Tränen füllten Dianas Augen und verwischten die
Szene unter ihrem Fenster.
Sie
verdiente wenigstens ein kleines bißchen Freiheit. Sie scherte sich den Teufel
um Lord Dantreys schlechten Ruf. Es fiel ihr zwar wieder ein, wie unruhig sie
sich in seiner Gesellschaft gefühlt hatte, aber sie schob diese Aufregung auf
ihre Furcht vor Entdeckung. Man hatte sich doch gut mit ihm unterhalten können.
Sie war überhaupt nicht in Gefahr, solange er sie für einen Mann hielt, und es
gab keinen Grund, warum er nicht daran glauben sollte. Squire Radford hatte ihr
Spiel nur deshalb durchschaut, weil er sie schon von klein auf kannte.
Diana
setzte sich an ihren hübschen kleinen Schreibtisch, nahm sich einen Bogen
Papier und begann an Lord Dantrey zu schreiben.
Bevor
Diana endgültig die
Kutsche bestieg, gab es noch einmal einen Moment, wo ihr das Herz vor Schreck
stockte, weil sie alle ihre Pläne durchkreuzt sah. Mrs. Armitage fragte sich
nämlich hörbar, ob sie ihre Tochter nicht begleiten sollte. Sie sehnte sich so
sehr danach, die liebe Minerva und die Enkelkinder zu sehen, was Diana zynisch
als Sehnsucht nach den Londoner Apotheken auslegte.
Zu Dianas
unermeßlicher Erleichterung beschloß Mrs. Armitage aber dann doch in ihrer
ärgerlich betrübten Art, die so schlecht zu dem rundlichen, behäbigen Äußeren
einer grauhaarigen Dame paßte, nicht mitzufahren. Diana umarmte sie liebevoll
und versprach ihr, Sarah auf der Stelle zurückzuschicken. Sie warf Sarah einen
drohenden Blick zu, und das Mädchen, das gehofft hatte, wenigstens eine Stunde
in die Londoner Geschäfte schauen zu dürfen, warf trotzig
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