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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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von ihrem jugendlichen Gesicht zu dem
schäbigen Koffer in ihrer Hand, und sie bekam zu hören: »Nein, junger Mann. Wir
sind für ein paar Wochen ausgebucht.«
    »Aber Sie
müssen ein Zimmer haben«, sagte Diana ganz kühn vor
Verzweiflung. Denn wie in aller Welt sollte Lord Dantrey sie finden, wenn sie
woanders absteigen mußte?
    »Es tut mir
leid, wir haben keines«, sagte der livrierte Portier mit Verachtung in der
Stimme. »Nicht einmal der Duke of Devonshire hat für heute nacht ein Zimmer
bekommen.«
    »Ich sollte
meinen Freund, Lord Dantrey, hier treffen«, sagte Diana so leise und männlich
wie nur möglich. »Ich muß eine andere Unterkunft finden und Sie bitten, ihm zu
sagen, wo ich bin, sobald er eintrifft.«
    Im Gesicht
des Portiers spielte sich ein zum Lachen reizender Wandel von Hochnäsigkeit zu
Servilität ab. »Hm, hm«, brummelte er und öffnete dabei ein abgegriffenes Buch,
»wir haben schon jahrelang nicht das Vergnügen gehabt, Seine Lordschaft bei uns
zu sehen. Ist Seine Lordschaft wirklich wieder aus dem Ausland zurück?«
    Diana
nickte stumm.
    »Mir fällt
jetzt ein, daß gerade zwei Zimmerbuchungen rückgängig gemacht wurden. Es ist
mir unbegreiflich, wie ich das vergessen konnte. Das ›George‹, Sir«,
sagte er und händigte der ebenso verblüfften wie dankbaren Diana einen großen
Schlüssel aus. »Im zweiten Stock. Charles, Mr. ...«
    »Armitage.«
    »Bring Mr.
Armitages Schachtel hinauf ins ›George‹. Speisen Sie heute abend hier,
Sir?«
    Diana
nickte.
    Sie folgte
dem Träger die Stufen hinauf in ein schmuddeliges Zimmer, in dem ein altes
Himmelbett mit schmutzigen Vorhängen und zweifelhafter Bettwäsche stand. In der
Feuerstelle rauchte ein kleines Kohlenfeuer.
    Als sie
ihre wenigen Kleidungsstücke, die sie sich aus der Garderobe der Zwillinge
zusammengestellt hatte, ausgepackt hatte, ging sie nach unten. Sie blieb mit
klopfendem Herzen im Eingang zum Speiseraum stehen. Offensichtlich hatte an
diesem Tag ein Treffen des Rennclubs, der mit dem ›Four in Hand Club‹
rivalisierte, stattgefunden. Der Raum war voller angetrunkener Rabauken, die
alle die gleiche Uniform trugen: schmutzig-braune bodenlange Mäntel mit drei Reihen
Taschen und Perlmuttknöpfen, von denen jeder so groß war wie ein Kronenstück,
dazu Westen mit breiten blauen und gelben Streifen, Hosen aus gelbem Plüsch mit
sechzehn Bändern und einer Rosette am Knie, Stiefel mit bräunlichen
Lederschäften, die bis auf die Knöchel umgestülpt waren, glockenförmige weiße
Biberhüte, die so hoch wie breitrandig waren, und die ganze Aufmachung wurde
von einem riesigen Blumenstrauß im Knopfloch gekrönt. In Dianas Augen sahen sie
schlicht schreckerregend aus. Sie wußte nicht einmal, daß die Gesellschaft auf
drei der bewundertsten Lebemänner Londons stolz war: Tom Akers, der einen
weißen, grün gefütterten Biberhut trug und sich seine Vorderzähne hatte feilen
lassen, so daß er wie ein Kutscher spucken konnte; Sir John Lade, der aus
hundert Yard Entfernung mit den beiden Außenrädern seines Phaeton über ein
Sixpencestück fahren konnte; und Golden Ball Hughes, der so überaus gelangweilt
war, aber sein Bestes gab, im Jahr vierzigtausend Pfund durchzubringen. Harte,
fast wilde Blicke wandten sich ihr zu, und die Unterhaltung erstarb.
    Diana
schlug das Herz bis zum Hals; sie drehte sich um und floh zurück in ihr Zimmer.
Dort kauerte sie sich neben das Feuer. Sie war der Sache doch nicht gewachsen.
Ganz plötzlich schwebte ihr das Bild von Ann Carter vor Augen; von der
hübschen, zarten Ann. Was, wenn Mr. Emberton sich in Ann verliebte? Wie dumm
sie doch gewesen war, einfach weiterzufahren. Wie kindisch und idiotisch, an
eine schmutzige alte Zigeunerin zu glauben! Es klopfte an der Tür, aber Diana
blieb, wo sie war, so voller Angst war sie.
    Der Türknopf drehte sich, und die
Tür flog auf.
    Auf der
Schwelle stand Lord Mark Dantrey.
    Er trug
einen Reitmantel mit vielen Capes übereinander und einen Biberhut mit breiter
Krempe. Er sah viel größer und eleganter aus, als Diana ihn in Erinnerung
hatte. Als er seinen Hut zog, konnte man sehen, daß er seine altmodischen
langen Haare hatte schneiden und in einer bewundernswerten Unordnung frisieren
lassen, so daß die arme Diana ihre eigenen Bemühungen um eine Windstoßfrisur
als recht erfolglos empfand.
    »Ich bin
früher angekommen, als ich dachte«, sagte er, das Zimmer betretend. »Haben Sie
schon zu Abend gegessen?«
    Diana
schüttelte den Kopf. »Ich bin

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