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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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heruntergebrannt. «
    Er reckte
den Hals, um besser sehen zu können. »Der Kellner hat die Kerze eben durch eine
neue ersetzt. Kannst du etwas sehen, Peregrine, ohne daß es auffällt, daß du
sie anstarrst?«
    »Wenn sie
es ist, dann sitzt sie mit dem Rücken zu mir«, sagte Peregrine. »Ich sag' dir
was. Ich gehe an die Tür, schaue hinaus und komme dann langsam zurück.«
    James
wartete aufgeregt. Peregrine ließ sich zurück in seinen Sitz gleiten und fuhr
sich nervös durch seine schwarzgelockten Haare. »Es ist ganz sicher Diana«,
stöhnte er. »Sie zieht eine gute Schau ab und trägt unsere Sachen. Was machen
wir jetzt? Sie muß verrückt geworden sein.«
    »Mit wem
ist sie zusammen?«
    »Ich weiß
es nicht. Aber er ist um Jahre älter als sie, und er sieht nicht so aus, als
führte er Gutes im Schilde.«
    »Das beste
ist, wir erzählen es Vater.«
    »Wir können
es Vater nicht sagen, du Dummkopf. Wir sollten in der Schule sein. Wenn er
herausfindet, daß wir die Sache mit dem Todesfall in der Familie erfunden
haben, tobt er wie ein Wilder. Außerdem fliegen wir von der Schule, wenn es
herauskommt.«
    »Was sollen
wir dann tun? Es ist schrecklich, hier hilflos herumzusitzen, während sich
Diana wie Letty Lade aufführt. Sie muß mit diesem Mann von zu Hause
weggelaufen sein. Wenn das der Fall ist, ist er kein anständiger Mann und denkt
nicht ans Heiraten. Oh, was sollen wir bloß machen?«
    »Es Minerva
sagen.«
    »Das ist
noch schlimmer. Minerva hält uns immer noch für Kinder. Sie würde uns eine
Predigt halten und uns schnellstens in die Schule zurückschicken. Wir schreiben
Vater einen anonymen Brief. Das ist alles, was wir tun können.«
    »Nein, das
ist nicht alles, was wir tun können. Wir gehen einfach zu Diana hin und sagen
ihr, daß wir sie erkannt haben. In ihrer Lage kann sie uns nicht
zurechtweisen.«
    Aber als
die Zwillinge an Dianas Tisch traten, mußten sie feststellen, daß sowohl sie
als auch ihr Begleiter gegangen waren.
    »Das war's
dann wohl«, sagte Peregrine düster.
    »Wir
schicken Vater einen anonymen Brief, und dann gehen wir am besten so schnell
wir können in die Schule zurück. «
    Diana
saß unterdessen im
Haymarket-Theater im Parkett, nachdem ihr Begleiter für jeden drei Shilling
gezahlt hatte. Sie rutschte unruhig auf ihrer harten Bank hin und her, weil der
Dandy hinter ihr seine Füße darauf hatte. Das ganze Theater roch nach Orangen.
Das alte Vorurteil, daß frische Früchte unverdaulich seien, hatte man seit
langem abgelegt. Obwohl die im Theater verkauften Orangen unverhältnismäßig
teuer waren – sechs Pence im Gegensatz zu zweieinhalb Pence draußen –, schien
jedermann welche gekauft zu haben, und zwar eigens zu dem Zweck, sie auf die
Bühne zu werfen. Das Stück hieß »Die italienische Ausflucht«, aber Diana
blieb das, was gesagt wurde und worum es überhaupt ging, rätselhaft. Die
Zuschauer jauchzten, applaudierten und pfiffen, sobald der Vorhang aufging.
Diana war von vulgären Gesprächsfetzen umgeben, da die Zuschauer, die nicht
damit beschäftigt waren, die Schauspieler zu schikanieren, sich lautstark
unterhielten. »Der Bodendecker ist ganz gut« ... »Die rosa Blumen in Rotten
Row« ... »Die Marienkäfer im Salon« ... »Die Engelgleichen bei Almack's« ...
»Die Baumwipfel« ... »Beine und Levantiner bei Tattersall's« ... »Nirgends kann
man sich so herrlich amüsieren wie dort.« Von der Oberschicht sprach man mit
Ausdrücken, die auf Blumen anspielten, und von den niederen Schichten als
Abschaum, Gemüse, Kraut und Rüben und dergleichen. Das Bezahlen des
Eintrittsgeldes regte die Leute zu besonders vielen Ausdrücken an, die Diana
noch nie gehört hatte: berappen, ans Bein binden, verbraten, etwas springen
lassen, loseisen, lockermachen und bis aufs Hemd ausgezogen werden.
    Aber noch
schlimmer war es, als sie umhergingen, bevor das Theater anfing. Sie wurden
ständig von Prostituierten angesprochen, die sich kühn an sie heranmachten und
zum Teil sogar ihre Visitenkarten überreichten.
    Diana faßte
den Entschluß, ihre Umgebung nicht zu beachten und statt dessen an Mr. Jack
Emberton zu denken. Ob er wohl bei Lady Godolphin vorsprechen würde? Vielleicht
könnte sie Papa überreden, sie für kurze Zeit nach Hopeworth zurückkommen zu
lassen. Die Freiheit und die Lebensweise der Männer, nach der sie sich gesehnt
hatte, erwies sich als etwas anders, als sie sich vorgestellt hatte. Wenn doch
nur der starke, männliche, sichere Jack Emberton statt

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