Diana - sTdH 5
geschaffen, dem Mann zu helfen, ihn zu unterstützen und
seine Kinder zu gebären. Das ist Gottes Wille, und man sollte ihn nicht in
Frage stellen.«
»Es hat
keinen Sinn, hier herumzusitzen und zu streiten«, sagte der Pfarrer
schlechtgelaunt. »Holen Sie Diana herunter.«
»Es ist
sinnlos, dem armen Mädchen das Leben schwerzumachen, indem man ihr erzählt,
daß sie heiraten muß«, sagte Lady Godolphin. »Ihr Benehmen war schockierend und
schlimm, aber es ist nicht ihre Schuld, daß sie schlecht erzogen ist. Keine
Wunder bei Ihrer Frau, Charles, die sich dauernd mit billigen Quacksalbermittelchen
betäubt. Von Ihrer Erziehung ganz zu schweigen! Es ist ein Wunder, daß Ihre
Frau nicht ein paar Hunde auf die Welt gebracht hat.«
»Diana muß
es erfahren«, sagte der Pfarrer unnachgiebig. »Sie muß aus ihrer Dummheit
lernen.«
»Das hat
sie schon«, sagte Lady Godolphin schnippisch. »In dieser kurzen Zeit ist sie zu
der entzückendsten jungen Dame geworden, die Sie je gesehen haben. Und außerdem
habe ich die Hoffnung, daß Mr. Emberton um ihre Hand anhalten wird.«
»Der neue
Mieter des Wentwater-Besitzes?« fragte der Squire. »Ich glaube nicht, daß er
sie überhaupt kennt.«
»Da haben
Sie nun wieder unrecht«, triumphierte Lady Godolphin. »Er ist ihr in die Stadt
gefolgt, und er war gestern abend zum Dinner hier, in diesem Haus, und hat ihr
schöne Augen gemacht. Und er ist ihr auch nicht gleichgültig.«
»Ich bin
sicher, daß Mr. Emberton ein achtbarer junger Mann ist«, sagte der Squire.
»Aber was wissen wir wirklich über ihn? Eltern? Vergangenheit?«
»Stammbaum?«
warf der Pfarrer ein.
»Ich bin
dem allem nachgegangen«, sagte Lady Godolphin und merkte in ihrem Eifer, Diana
zur Heirat mit dem wundervollen Mr. Emberton zu verhelfen, gar nicht, daß sie
log. »Er ist von Geburt und Erziehung ein Gentleman.«
»Dann
wollen wir hoffen, daß ihn Diana nicht zu sehr ins Herz geschlossen hat«,
seufzte der Squire. »Denn sie muß Lord Dantrey heiraten.«
An der Tür
schnappte jemand nach Luft. Es war Diana, die dort mit großen, ungläubigen
Augen stand.
»Papa! Du
weißt es? Oh, Lady Godolphin, ich habe gedacht, Sie würden mich nicht
verraten.«
»Ich habe
dich nicht verraten«, sagte Lady Godolphin barsch. »Jemand hat deinem Papa
einen anonymen Brief geschickt. Du bist mit Dantrey in einem Kaffeehaus gesehen
worden. Deshalb mußt du ihn wohl heiraten.«
»Ich kann
nicht«, sagte Diana verzweifelt. »Er haßt mich.«
»Halt die
Klappe!« befahl ihr Vater grob. »Du tust, was man dir sagt. Wo ist Dantrey
anzutreffen?«
»Bei
Limmer's«, sagte Lady Godolphin.
Der Squire
stand auf: »Laß uns gehen, Charles, und dieses ausnehmend unerquickliche
Geschäft so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
»Nein,
bitte nicht«, bettelte Diana.
Sie griff
nach dem Ärmel des Squires. Er befreite sich sanft und sagte entschlossen: »Ich
kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, Sie sind in dieser
unehrenhaften Angelegenheit ausgesprochen gut weggekommen, Miß Diana. Es hat
keinen Sinn, zu bitten und zu betteln. Ich schlage vor, Sie beten um Vergebung,
wenn Sie es nicht schon getan haben, und denken an die Sorgen und Ängste, die
Sie Ihren Eltern bereitet haben ... ja, noch bereiten.«
»Für meinen
Geschmack sind Sie zu moralinsauer«, sagte Lady Godolphin und legte ihren
dicken Arm um Dianas Schultern. »Aber gehn Sie jetzt. Sie werden feststellen,
daß Dantrey ein harter Brocken ist. Er denkt vielleicht, daß Sie die ganze
Sache eingefädelt haben, um ihn in die Falle zu locken.«
»Das denkt
er bestimmt«, klagte Diana und begann zu weinen. »Es ist ihm schon einmal
passiert, und er hat gesagt, er würde so ein Mädchen nicht heiraten, ganz egal,
was die Leute sagen. Er verachtet mich sowieso. Und was wird er jetzt erst
denken? O du meine Güte, ich habe meinen Koffer bei Limmer's gelassen und die
Rechnung nicht bezahlt!«
»Macht
nichts«, sagte Lady Godolphin und zog ein mit Rouge beflecktes Taschentuch heraus,
um Dianas Tränen wegzutupfen. »Wir frühstücken jetzt. Alles sieht besser aus,
wenn man gefrühstückt hat.«
Hochwürden
drehte sich im Türrahmen um und blickte auf seine verzweifelte Tochter. »Wir
beide sprechen uns noch, wenn ich zurück bin«, schimpfte er. »Es ist nutzlos,
die Schuld auf mich zu schieben und mir ein schlechtes Gewissen einzuflößen.
Ich fühle mich nicht schuldig!« Seinen Schaufelhut auf den Kopf drückend ging
er, und der Squire hinter ihm
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