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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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friedlich und freundschaftlich. Da sie nur zu viert waren,
wollten die Herren nicht mit ihrem Wein allein gelassen werden, sondern baten
die Damen, am Tisch zu bleiben und die Unterhaltung fortzusetzen. Die Kerzen
brannten in ihren Haltern herunter. Diana lauschte der angenehmen Stimme von
Mr. Emberton, der über dies und das plauderte, und träumte davon, auf
vertrauterem Fuß mit ihm zu stehen, damit sie mehr über sein abenteuerliches
Leben erfahren konnte. Er sprach eigentlich nicht viel über sich; es schien
ihn glücklich zu machen, die Abenteuer und Geschichten anderer Leute zu
erzählen. Er schien sämtliche reichen und berühmten Londoner zu kennen, mit
Ausnahme von Dianas Schwägern. Als Lady Godolphin den Abend gerade beenden
wollte, sagte Mr. Emberton: »Ich habe gehört, daß Dantrey nach England
zurückgekommen ist.«
    Dianas
Gesicht wurde ausdruckslos. Lady Godolphin sagte schnell: »Ich muß den Dienern
sagen, daß sie die Milch im Green Park kaufen sollen und nicht bei diesen
lumpigen Milchmädchen aus Wales, die an die Türe kommen. Ich weiß nicht, was
diese bläuliche Flüssigkeit sein soll, aber
es ist sicherlich keine Milch.«
    Diana
begann schnell von verschiedenen interessanten und amüsanten Hausierern zu
sprechen. Ihre Stimme klang dabei tonlos und gehetzt.
    »Oho!«
dachte Mr. Emberton. »Da ist etwas im Busch.« Aber er erwähnte Lord Dantrey
nicht mehr.
    Als Mr.
Emberton darauf wartete, daß Colonel Brian in den Mantel geholfen wurde,
flüsterte er Diana zu: »Ich fürchte,
Sie mögen London nicht. Soll ich versuchen, Ihren Vater zu überreden, Sie nach
Hopeworth zurückkommen zu lassen?«
    Diana
schaute ihn mit großen flehenden Augen an. »Ich könnte mir nichts Schöneres
denken«, sagte sie.
    Er hob ihre
Hand an die Lippen und blickte in ihre dunklen Augen. Diana zog ihre Hand
schnell zurück und vergrub sie
in den Falten ihres Gewandes. Sie lächelte ihn an, um ihre Unhöflichkeit
gutzumachen. Aber in seiner Haltung und in seinen Augen war etwas beinahe
Raubtierhaftes, das sie instinktiv zurückschrecken ließ.
    Als sie von
Sally zum Schlafengehen zurechtgemacht wurde, dachte Diana über ihre
sonderbaren Gefühle für Mr. Emberton
nach. Wenn er bei ihr war, war sie davon überzeugt, daß
er all das verkörperte, was sie sich von Herzen wünschte. Wenn sie seine
fröhlichen blauen Augen sah und seiner
tiefen Stimme lauschte, schien sie an der Schwelle dieses
magischen Landes mit dem Namen Liebe zu stehen und bebend auf diesen einen
großen Schritt zu warten, der sie in das
Land bringen würde, wo die Tage lang und sonnig waren und die Einhörner auf den
Sand gewordenen Perlen am Ufer eines saphirblauen Flusses spielten.
    Aber wenn
er gegangen war, fühlte sie sich unbehaglich und war voller Zweifel. Dennoch
sehnte sie sich so danach, ihn wiederzusehen, daß diese Zweifel vergingen.
    Dann war da
auch noch diese verflixte Katze. Hatte sie nicht Lord Dantrey unmittelbar
nachdem die Katze über den Weg gelaufen war, gesehen?«
    »Schließ das Fenster,
Sally«, befahl sie in scharfem Ton. Die Kerzenflammen wurden durch den Luftzug
ausgeblasen, und der Rauch kräuselte sich über den Kerzen. Sally tat, was ihr
aufgetragen war, mit dem üblichen Nicken und Blinzeln. Sie schnitt Grimassen,
als wüßte sie ein böses Geheimnis, das sie jederzeit verraten könnte, wenn sie
nur wollte. Lady Godolphin hatte Diana erzählt, daß sie Sallys eigenartiges
Verhalten in Kauf nahm, weil Sally ihre Arbeit hervorragend machte. Aber Diana
hatte Sally nicht gerne um sich und wünschte von Zeit zu Zeit, Sarah wäre
mitgekommen.
    Sie hielt
sich Mr. Embertons Gesicht vor Augen, bevor sie einschlief, weil sie hoffte,
von ihm zu träumen, aber es waren Lord Dantreys Lippen, die sich auf die ihren
legten, und es war Lord Dantreys Körper, der den ihren brennen und schmerzen
ließ. Sie wachte auf und weinte vor Kummer, dann drehte sie sich um und schlief
wieder ein. Diesmal träumte sie, daß sie mit ihrem Vater an einem klaren Herbsttag
ausritt und das Farnkraut golden im milden Licht glänzte und die scharfe Luft
nach Holzfeuern roch.
    Lady
Godolphin erwachte mit dem Gefühl, daß es eine gute Sache wäre, im Bett zu
bleiben und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Colonel Brian war
unerklärlich distanziert gewesen, als er sich verabschiedet hatte.
    Rußiger
Nebel durchdrang das Zimmer, trotz der herabgelassenen Jalousien, der
vorgezogenen Vorhänge und der geschlossenen Fensterläden. Von der

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