Diana - sTdH 5
konnte?
Achtes
Kapitel
Es kam
sehr selten vor,
daß jemand einen Ball im Cock and Feathers vor dem allerletzten Tanz verließ,
und so machten es sich die Stallknechte in der Schenke gemütlich.
Lord
Dantrey wollte zuerst den Wirt bitten, ihm einen Pferdeknecht zu rufen,
beschloß dann aber, selbst in den Stall zu gehen und seine Kutsche zu holen. Er
war alleine zum Ball gefahren und hatte nicht einmal einen Stallburschen
dabei, da die Straßen der Grafschaft Berham sicher vor Straßenräubern waren.
Plötzlich sah er Mr. Emberton verstohlen in das Dunkel der Ställe gleiten. Lord
Dantrey folgte ihm leise und fragte sich, was er wohl vorhatte.
Ein Licht
flackerte auf, als Mr. Emberton eine Öllampe anzündete und an die Stallmauer
hängte. Lord Dantrey trat ein paar Schritte zurück und verbarg sich in der
Dunkelheit.
Zu seiner
Verwunderung sah er, daß Mr. Emberton daranging, einen der Bolzen am Vorderrad
der Kutsche des Pfarrers zu lockern. Er hatte doch nicht etwa vor, Diana und
ihren Vater zu töten? Sie würden böse stürzen, wenn sich das Rad löste, es sei
denn, sie hatten sehr viel Glück.
Während Mr.
Emberton in gebückter Stellung arbeitete, dachte Lord Dantrey scharf nach. Er
nahm an, daß Mr. Emberton der Besitzer des gräßlichen Phaeton mit den großen
roten Rädern da drüben war. Ein Phaeton bot nur dem Kutscher Platz und zwei
sehr schlanken Passagieren.
Plante Mr.
Emberton, Diana anzubieten, sie heimzufahren? Wollte er sie auf das lose Rad
aufmerksam machen, bevor sie es selbst merkten?
Es war
möglich.
Lord
Dantrey wartete in seinem Versteck. Er mußte nicht lange warten. Mr. Embertons
Zerstörungswerk war schnell getan. Danach ging er durch den Stall und sah den
Phaeton mit den
roten Rädern prüfend an. So wußte Lord Dantrey, daß er richtig vermutet hatte.
Als Mr.
Emberton den Stall verlassen hatte, ging Lord Dantrey ans Werk. Nach ein paar
Minuten hatte er das Vorderrad von Mr. Embertons Kutsche gelockert.
»Wir werden
sehen, was er jetzt macht«, dachte Lord Dantrey. Nach einigem Nachdenken war er
der Meinung, Emberton hoffe, daß der Pfarrer und seine Tochter stürzten und daß
er dann in der allgemeinen Verwirrung herbeieilen und anbieten würde, Diana
heimzubringen. Lord Dantrey beschloß, in den Ballsaal zurückzugehen. Er
flirtete eifrig mit Ann Carter und beobachtete dabei Diana die ganze Zeit aus
den Augenwinkeln, um zu sehen, ob sie auch nur das kleinste Zeichen von
Interesse zeigte. Diana war jetzt sehr glücklich und gutgelaunt. Ein Kreis von
Bewunderern umringte sie, und sie genoß ihren ersten gesellschaftlichen
Erfolg.
Der Tanz
ging bis in die frühen Morgenstunden. Schließlich sah Lord Dantrey, wie sich
der Pfarrer und der Squire zum Aufbruch vorbereiteten. Mr. Emberton folgte
ihnen hinaus. Lord Dantrey ging ebenfalls.
Als sie vor
dem Gasthaus standen, berichteten die Stallburschen dem erzürnten Pfarrer, daß
eines seiner Kutschenräder abgegangen war, als sie die Pferde anspannten. Die
schwere Kutsche hatte sich auf die Seite gelegt, und die Achse war gebrochen.
John Summer bemerkte düster, daß irgendein blöder Kerl das Rad absichtlich
gelockert haben müsse.
»Dann
hättest du eben im Stall bleiben sollen, wo du hingehörst, statt in der Schenke
rumzusitzen«, schimpfte der Pfarrer böse.
»Ich kann
wenigstens schon einmal Miß Diana nach Hause bringen, während Sie darauf
warten, daß die Kutsche repariert wird«, bot Mr. Emberton an. »Miß Diana ist
sehr müde, und es tut ihr nicht gut, in der kalten Nachtluft zu warten. «
So sieht
der Plan also aus, dachte Lord Dantrey.
»Mr.
Embertons Kutsche ist auch entzwei«, sagte John Summer achselzuckend. »Dieselbe
Geschichte. Sie ist gegen die Wirtshausmauer gekracht und übel zugerichtet.«
»Jemand muß
die Polizei holen«, schnaubte der Pfarrer. »Hat es je einen so geplagten
Menschen wie mich gegeben? Da muß doch ein Irrer seine Hand im Spiel haben.«
Mr.
Emberton stand da und knirschte wütend mit den Zähnen.
Der Squire
zitterte vor Kälte. Lord Dantrey kam herbei. »Ich würde Miß Diana gerne nach
Hause bringen, Mr. Armitage. Squire Radford freut sich auf sein Bett, nehme ich
an, und er kann dafür sorgen, daß alles seine Richtigkeit hat, sollten Sie
irgendwelche Bedenken haben.«
»Natürlich
habe ich Bedenken«, knurrte der Pfarrer. Er wollte noch mehr sagen, aber der
Squire, der darauf bedacht war, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen,
flüsterte ihm zu, daß er schon aufpassen
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