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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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andere Hyperebenen verschoben wurde. »Nein. Denk darüber nach, Yatima. Hier kann es überhaupt nichts katalysieren. In diesem Universum hat es gar keine Form; für uns ist es nur irgendein Neutron.«
    Hie erweiterte das Wurmloch zu einem Kozuch-Diagramm und demonstrierte verschiedene Interaktionen mit gewöhnlichen kurzen Partikeln. »Wenn du es mit einem Neutrino, einem Antineutrino, einem Elektron oder einem Positron beschießt, pflanzt sich der Effekt durch die gesamte Länge fort.« Yatima sah fasziniert zu, wie sich die Struktur mit jeder Kollision auf charakteristische Weise deformierte, auch wenn die Wurmlöcher nicht miteinander verschmolzen – ähnlich wie ein Protein, das zwischen metastabilen Zuständen wechselte.
    »Gut. Wir können die Form verändern. Aber was erreichen wir damit?«
    »Dadurch werden bestimmte Vakuum-Wurmlöcher real. Es wird ein Teilchenstrom erzeugt.«
    »Wo erzeugt?« Das lange Neutron schlängelte sich durch Milliarden von benachbarten Universen, doch da sich das Wurmloch in keinem öffnete, ließ sich seine Anwesenheit kaum nachweisen. Wenn es schon hier nichts katalysieren konnte, war die Chance noch geringer, etwas in einem anderen Universum zu bewirken, das es lediglich streifte.
    Blanca sandte Gestalt-Anweisungen an das Diagramm, und plötzlich war der Katalysator von Dutzenden verwickelten, durchscheinenden Membranen durchzogen. Wenn ein Elektron oder Neutrino auftraf und der Katalysator seine Form veränderte, wurde eins dieser nur angedeutet dargestellten Vakuum-Wurmlöcher zu zwei realen Wurmloch-Öffnungen, die sich mit rasender Geschwindigkeit durch den Raum entfernten, in den der Katalysator eingebettet war.
    Und dieser Raum war die Makrosphäre, Die langen Neutronen waren Maschinen zur Erzeugung von Teilchen in der Makrosphäre.
    Yatima vollführte begeistert einen Salto rückwärts durch den geschichteten Ozean und hing nun kopfüber. »Laß mich deine Füße küssen. Du bist ein Genie!«
    Blanca lachte – ein fernes Geräusch von einem verborgenen Teil heines Körpers. »Es war ein triviales Problem. Wenn du nicht mit der Rate der Körperlichen leben würdest, hättest du es selbst schon vor langer Zeit gelöst.«
    Yatima schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich.«
    Hie zögerte. »Du glaubst also, die Transformer wären möglicherweise …?«
    »Migriert? Nach oben? Warum nicht. Diese Fluchtroute liegt näher als Andromeda.«
    Yatima versuchte es sich vorzustellen: eine Diaspora in die Makrosphäre. »Warte. Wenn unser gesamtes Universum, unsere gesamte Raumzeit die Standard-Faser für die Physik der Makrosphäre darstellt, dann entspricht unsere gesamte Geschichte nur einem Bruchteil der Makrosphärenzeit. Dem Äquivalent der Planck-Zeit. Wie können die Transformer also eine Sequenz von Partikeln erschaffen haben, die sich in der Zeit ausbreitet?«
    Blanca deutete auf einen Abschnitt des Katalysators. »Schau dir diesen Bereich einmal etwas genauer an. Die Raumzeit der Makrosphäre ist aus Vakuum-Wurmlöchern gewoben, genauso wie unsere. Es ist dasselbe Kozuch-Penrose-Netzwerk, nur in fünf plus eins Dimensionen statt drei plus eins.« Yatima richtete sich auf, um es besser sehen zu können, und starrte den vielfarbigen Knoten an, auf den Blanca zeigte. Er schien wie ein Enterhaken in den geisterhaften Strukturen des Vakuums zu hängen. »Sie haben unsere Zeit an die Makrosphärenzeit geknüpft. Was ansonsten ein flüchtiger Planck-Moment wäre, überdauert als eine Art Singularität. Und diese Singularität kann in der Makrosphärenzeit Teilchen emittieren und absorbieren.«
    Yatima schwindelte. Die Transformer hatten sich nicht mit spektakulären astrophysikalischen Monumenten abgegeben, an denen eine gelangweilte und mächtige Zivilisation möglicherweise Gefallen gefunden hätte: keine Planetenformung, keine Dyson-Sphären, kein Jonglieren mit Schwarzen Löchern. Doch durch die Manipulation einiger weniger Neutronen auf diesem obskuren Planeten hatten sie das gesamte Universum mit dem Zeitstrom einer unvorstellbar größeren Struktur synchronisiert.
    »Warte. Du sagtest, emittieren … und absorbieren? Was geschieht, wenn die Singularität ein Makrosphären-Teilchen absorbiert?«
    »Ein kleiner Teil des Katalysators verändert die Form. Was einen kleinen Teil der hiesigen langen Neutronen zum Beta-Zerfall veranlaßt, obwohl sie sich in angeblich stabilen Kernen befinden. Wenn man eine Tonne von Swifts Atmosphäre beobachtet, könnte man

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