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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Exo-Ich als zwei Vorher-nachher-Schemata heiner am stärksten betroffenen neuralen Strukturen in der Landschaft erscheinen. Die Schemata waren wie Netze mit Kugeln an jedem Knoten, die Symbole repräsentierten. Proportionale Veränderungen in der Größe der Symbole zeigten, wie sie durch das Vademecum beeinflußt würden.
    »›Tod‹ erhält eine Steigerung um das Zehnfache? Nein danke.«
    »Nur weil das Bewußtsein normalerweise so stark unterentwickelt ist.«
    Yatima warf hie einen giftigen Blick zu und machte die Schemata privat. Hie betrachtete sie mit einer Miene angestrengter Konzentration.
    »Entscheide dich, es geht bald los.«
    »Du meinst, ich soll mich für meine oder Hashims Individualität entscheiden?«
    »Hashim verwendet kein Vademecum.«
    »Also geht es nur um das reine künstlerische Talent? Sagen das nicht alle?«
    »Nun … entscheide dich einfach.«
    Das Urteil heines Exo-Ichs über das parasitäre Potential war relativ optimistisch, obwohl es natürlich keine Garantie gab. Wenn hie das Vademecum ein paar Kilotau lang benutzte, müßte hie in der Lage sein, wieder aufzuhören.
    Yatima ließ ebenfalls eine Blume aus heiner Handfläche wachsen. »Warum redest du immer in solchen verrückten Spielereien zu mir?«
    Inoshiros Gesicht bildete das reine Gestalt-Zeichen für verkannter Wohltäter nach. »Wenn ich dich nicht vor den Minen retten kann, wer dann?«
    Yatima ließ das Vademecum laufen. Sofort erregten bestimmte Details der Landschaft heine Aufmerksamkeit: ein dünner Wolkenstreifen am blauen Himmel, eine ferne Baumgruppe, der Wind, der in der Nähe durch das Gras strich. Es war, als hätte man von einer Gestalt-Farbpalette auf eine andere umgeschaltet, worauf einige Objekte optisch heraussprangen, weil sie sich stärker als der Rest verändert hatten. Nach einer Weile ließ der Effekt nach, aber Yatima fühlte sich immer noch deutlich modifiziert. In der Konkurrenz all der Symbole in heinem Geist hatte sich das Gleichgewicht verschoben, und das gewöhnliche Summen des Bewußtseins hatte eine etwas andere Tonart angenommen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Inoshiro wirkte tatsächlich besorgt, und Yatima empfand eine seltene, reine Zuneigung zu hie. Inoshiro wollte hie immer wieder zeigen, was hie in heiner endlosen Jagd nach den Möglichkeiten der Koalition gefunden hatte – weil hie wirklich wollte, daß Yatima alle Möglichkeiten kannte.
    »Ich bin immer noch ich. Glaube ich.«
    »Schade.« Inoshiro übermittelte die Adresse, und gemeinsam sprangen sie zu Hashims Kunstwerk.
    Ihre Icons verschwanden, und sie waren jetzt nur noch Beobachter. Yatima blickte nun auf eine rötlich gefärbte Gruppe pulsierender organischer Elemente, eine durchscheinende Vermischung von Flüssigkeiten und Gewebe. Sektionen teilten sich ab, lösten sich auf, bildeten sich um. Es sah wie der Embryo eines Körperlichen aus, obwohl es kein realistisches Porträt war. Das Imaging veränderte sich laufend und enthüllte unterschiedliche Strukturen. Yatima erkannte Andeutungen zarter Gliedmaßen und Organe, die in Scheiben aus übertragenem Licht gefangen waren. Die kontrastreiche Silhouette von Knochen in einem Röntgenblitz, das fein verzweigte Netzwerk des Nervensystems, das unvermittelt als filigraner Schatten sichtbar wurde, das von Myelin zu Lipiden und dann zu einer Verteilung von Neurotransmitter-Bläschen schrumpfte, vor einem MRI-Zirpen auf Radiofrequenz.
    Jetzt waren zwei Körper da. Zwillinge? Einer war jedoch größer – um einiges größer. Die zwei wechselten ständig die Positionen, wanden sich umeinander, schrumpften oder wuchsen in stroboskopischen Sprüngen, während die Wellenlängen des Bildes über das Spektrum hüpften.
    Ein körperliches Kind verwandelte sich in ein gläsernes Wesen, dessen Nerven und Blutgefäße zu Glasfasern erstarrten. Ein überraschend plötzliches Weißlichtbild zeigte lebende und atmende siamesische Zwillinge, die auf unmögliche Weise zerschnitten waren, um nackte rosa und graue Muskeln zu offenbaren, die neben Formgedächtnislegierungen und piezoelektrischen Aktuatoren arbeiteten – die Anatomien der Körperlichen und Gleisner in gegenseitiger Durchdringung. Die Szene rotierte und morphte zu einem einsamen Roboterkind in der Gebärmutter einer Körperlichen; es drehte sich erneut, um den leuchtenden Plan des Geistes eines Bürgers zu zeigen, der in das Gehirn dieser Frau eingebettet war. Nach einem Zoom war sie zusammengerollt in einem Kokon aus optischen und

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