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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Gleisner, wie sie von der Hardware registriert wurde, in die internen Symbole für ihre eigenen Icons einzuspeisen. Gleichzeitig sollten die Roboter auf Veränderungen der Icons reagieren (solange sie nicht physikalisch unmöglich waren und sie nur hinfallen würden). Doch sie hatten sich gegen eine extensive Umprogrammierung entschieden, die ihnen eine tief integrierte Sinnesrückkopplung und motorische Instinkte nach Art der Körperlichen ermöglicht hätte. Selbst Inoshiro war vor der Vorstellung zurückgeschreckt, daß ihre Gleisner-Klone solche lebhaften neuen Sinne und Fertigkeiten erhielten, nur um sie im Anschluß an ihre Rückkehr nach Konishi wieder abzuwerfen, wo sie genauso nutzlos wären, wie es Yatimas Objektgestaltungsfähigkeiten in diesem unfügsamen Dschungel waren. Wenn aufeinanderfolgende Versionen ihrer selbst einander so unähnlich waren, wäre die ganze Erfahrung beinahe wie Sterben gewesen.
    Sie tauschten die Rollen, und nun gab Yatima hein Bestes, Inoshiro zu säubern. Hie verstand alle relevanten physikalischen Prinzipien, und hie konnte den Arm des Gleisners dazu bewegen, ungefähr das zu tun, was hie wollte, indem hie hein Icon zu den richtigen Bewegungen zwang. Doch selbst wenn das Interface jede Aktion unterband, die den komplizierten Balanceakt der zweifüßigen Fortbewegung gestört hätte, war es völlig offensichtlich, daß ihr gewählter Kompromiß mit dem Preis einer unglaublichen Tolpatschigkeit erkauft war. Yatima rief sich Szenen aus der Bibliothek ins Gedächtnis, die Körperliche bei einfachen Verrichtungen zeigten: bei der Reparatur von Maschinen, bei der Zubereitung von Essen, beim Kämmen des Haars. Gleisner konnten sogar noch viel geschickter sein, wenn die richtige Software installiert war. Die Konishi-Bürger besaßen nach wie vor die neurale Vernetzung ihrer Vorfahren für die Feinkontrolle der Hände ihrer Icons – die zur Bewerkstelligung der Gestik mit den Sprachzentren verknüpft war –, doch all die hochentwickelten Systeme zur Manipulation körperlicher Objekte waren als überflüssig verworfen worden. Landschaftsobjekte taten alles, was man von ihnen verlangte, und selbst die speziellen Einschränkungen, denen Yatimas mathematische Spielzeuge gehorchten, wiesen kaum noch Ähnlichkeit mit den Gesetzen der externen Welt auf.
    »Was nun?«
    Inoshiro stand einfach nur eine Weile da und grinste diabolisch. Hein Robotkörper unterschied sich gar nicht so sehr von heinem gewohnten zinnhäutigen Icon, denn das Polymer unter all den Flecken und der übriggebliebenen Biomasse war ein stumpfes Metallgrau, und die Gesichtsstruktur des Gleisners war flexibel genug, um eine wiedererkennbare Karikatur des Originals zu bewältigen. Yatima spürte, daß hie immer noch dasselbe schlanke, rot gewandete Icon wie immer aussandte. Hie war beinahe froh, daß hie heine Navigatoren nicht trennen und in allen Details heine triste physikalische Erscheinung betrachten konnte.
    Inoshiro sang: »Zweiunddreißig Kilotau. Dreiunddreißig Kilotau. Vierunddreißig Kilotau.«
    »Hör auf!« Sie hatten ihre in Konishi zurückgebliebenen Exo-Ichs instruiert, allen Anrufern genau zu erklären, was sie getan hatten – damit niemand auf den Gedanken kam, sie wären lediglich in den Zustand der Katatonie verfallen –, aber Yatima verspürte dennoch einen schmerzhaften Zweifel. Was würden Blanca und Gabriel denken? Und Radiya und Inoshiros Eltern?
    »Du willst mich doch nicht etwa im Stich lassen, oder?« Inoshiro warf hie einen mißtrauischen Blick zu.
    »Nein!« Yatima lachte. Trotz heiner Bedenken war hie fest entschlossen, diese verrückte Sache durchzuziehen. Inoshiro hatte argumentiert, dies sei heine letzte Gelegenheit, etwas zu tun, das auch nur ›annähernd aufregend‹ war, bevor hie begann, das Vademecum eines Wissenssuchers zu benutzen, und ›das Interesse an allem anderen verlor‹ – aber das war einfach nicht wahr. Das Vademecum war eher wie ein Rückgrat als eine Zwangsjacke, eine Stützung des inneren Gerüsts, kein beengender Käfig. Und hie hatte immer wieder nein gesagt, bis hie schließlich erkannt hatte, daß Inoshiro viel zu störrisch war, um von heinen Plänen abzulassen, nicht einmal, als sich herausstellte, daß keiner heiner wagemutigen, radikalen Ashton-Laval-Freunde bereit war, hie zu begleiten. Yatima war insgeheim schon immer von der Vorstellung fasziniert gewesen, aus der Konishi-Zeit herauszutreten und den fremdartigen Körperlichen zu begegnen, obwohl hie

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