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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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würde gerne weiterleben – aber nicht allein. Nicht ohne jede Möglichkeit zur Kommunikation mit anderen.«
    Inoshiro schwieg eine Weile, dann hob hie die rechte Hand. Ihre Polymerhaut war überall mit Infrarotempfängern besetzt, aber auf den Handflächen hatten sie die größte Dichte. Yatima empfing ein Gestalt-Etikett, eine Datenanforderung. Inoshiro bat hie um einen Snapshot heines Geistes. Die Gleisner-Hardware war mehrfach redundant und bot genügend Platz für zwei.
    Einem anderen Bürger eine Version der eigenen Person anzuvertrauen wäre in Konishi undenkbar gewesen. Doch hier legte Yatima heine Handfläche gegen Inoshiros, und dann tauschten sie gegenseitig ihre Snapshots aus.
    Sie betraten die Atlanta-Enklave. »Jede Stunde ein Update?« fragte Inoshiro.
    »Einverstanden.«
     
    Die Interface-Software beherrschte das Laufen recht gut. Sie sorgte dafür, daß sie aufrecht blieben und stetig vorankamen, und mit Hilfe der Kontakt- und Gleichgewichtssinne der Gleisner entdeckte sie Hindernisse in der Bodenbedeckung und Veränderungen des Terrains. Sie zeigte ihnen alles, was es zu sehen gab – ohne daß sie tatsächlich den Kopf und die Augen steuern mußten. Nachdem Yatima einige Male gestolpert war, blickte hie von Zeit zu Zeit nach unten, aber bald wurde ersichtlich, wie nützlich es gewesen wäre, das Interface so intelligent zu konstruieren, daß es heinem Geist zu angemessenen Zeitpunkten den Drang, es zu tun, vermittelt hätte, analog zum originalen Instinkt der Körperlichen.
    Der Dschungel war sichtbar mit kleinen Vögeln und Schlangen bevölkert, doch falls es weiteres Tierleben gab, versteckte es sich oder floh, sobald sie sich näherten. Verglichen mit der Bewegung durch eine Index-Landschaft für ein vergleichbares Ökosystem war es eine recht dürftige Erfahrung – und das aufregende Gefühl, mit realem Erdboden und realer Vegetation zu interagieren, nutzte sich bereits ab.
    Yatima hörte, wie etwas vor hie über den Boden huschte; hie hatte unbeabsichtigt gegen ein kleines Stück korrodierten Metalls unter einem Strauch getreten. Hie ging weiter, doch Inoshiro hielt an, um es zu untersuchen. Dann schrie hie alarmiert auf.
    »Was?«
    »Ein Replikator!«
    Yatima machte kehrt und bemühte sich um einen besseren Blickwinkel, worauf das Interface heinen Körper in die Hocke gehen ließ. »Das ist nur ein leerer Behälter.« Er war fast völlig plattgedrückt, aber an einigen Stellen haftete noch Farbe am Metall. Die Farben waren zu kaum noch unterscheidbaren Grautönen verblaßt. Yatima konnte einen schmalen, länglichen Streifen von variierender Breite erkennen, der ein wenig blasser als der Hintergrund war. Er machte auf hie den Eindruck der zweidimensionalen Repräsentation eines verschlungenen Bandes. Da war auch der Teil eines Kreises – doch falls es ein Zeichen zur Warnung vor Lebensgefahr war, ähnelte es nicht sehr denjenigen, an die hie sich aus heinen oberflächlichen Studien zu diesem Thema erinnerte.
    Inoshiro sprach mit gedämpfter, angewiderter Stimme. »Prä-Introdus. Es war pandemisch. Es deformierte die Ökonomien ganzer Nationen. Es stand in Wechselwirkung mit allem: Sexualität, Stammesdenken, einem halben Dutzend Kunstformen und Subkulturen … Es parasitierte die Körperlichen so umfassend, daß man Mönch sein mußte, um ihm zu entgehen.«
    Yatima betrachtete das nichtssagende Objekt zweifelnd, aber sie hatten jetzt keinen Zugang zur Bibliothek, und hein Wissen über diese Ära war sehr lückenhaft. »Selbst wenn darin noch Spuren vorhanden sein sollten, bin ich überzeugt, daß inzwischen alle dagegen immun sind. Und uns kann es kaum infizieren …«
    Inoshiro unterbrach hie ungeduldig. »Wir reden hier nicht über Nukleotidviren. Die Moleküle waren nur eine wahllose Zusammenstellung von Abfallprodukten – hauptsächlich Phosphorsäure. Es waren die enthaltenen Meme, die es so virulent machten.« Hie beugte sich tiefer und hielt die Hände über den zertrümmerten Behälter. »Und wer weiß, wie klein die Fragmente sein können, um noch Wirkung zu zeigen? Ich möchte keine Risiken eingehen.« Die Infrarotsender der Gleisner konnten Hochenergiestöße abgeben; Rauch von versengter Vegetation stieg durch Inoshiros Finger auf.
    Hinter ihnen wurde eine Stimme hörbar – ein bedeutungsloser Strom von Phonemen, doch das Interface stellte sofort eine Linear-Übersetzung zur Verfügung: »Sagt nicht, daß ihr ein Feuer legen wollt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihr wollt euch

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