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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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lachte leise. »Nein! In einigen Milliarden Jahren wird sich die Sonne aufblähen und die Erde verschlingen. Und zweifellos werden wir uns vorher zu anderen Sternen geflüchtet haben … doch wir werden immer wieder mit neuen Bedrohungen konfrontiert werden, ob sie uns bekannt sind oder nicht. Letztlich wird es ohnehin der Big Crunch sein.« Hie drehte sich lächelnd zu Yatima um. »Welches unvorstellbar kostbare Wissen könnte Carter-Zimmerman den Sternen entreißen? Das Geheimnis, wie wir hundert Milliarden Jahre statt nur zehn Milliarden überleben werden?«
    Yatima schickte der Landschaft ein Etikett. Das Fenster wandte sich von der Erde ab, dann stoppte die verwischte Bewegung der Sterne in der Konstellation Lacerta. Das Schwarze Loch war auf keiner Wellenlänge wahrnehmbar, es war im hochenergetischen Vakuum dieser Region genauso unscheinbar wie zuvor die Neutronensterne, doch Yatima stellte sich einen Fleck aus verzerrter Dunkelheit mitten zwischen Hough 187 und 10 Lacertae vor. »Wie kannst du es ablehnen, es verstehen zu wollen? Es hat gerade hundert Lichtjahre überwunden und eine halbe Million Tote gefordert.«
    »Die Gleisner haben bereits eine Sonde zum Überrest von Lac G-1 geschickt.«
    »Die uns vielleicht nichts Neues verrät. Schwarze Löcher verschlucken alles, auch ihre eigene Geschichte. Wir können nicht darauf bauen, dort irgend etwas zu finden. Wir müssen an anderen Orten suchen. Vielleicht gibt es da draußen eine andere, ältere Spezies, die weiß, was den Zusammenstoß ausgelöst hat. Oder vielleicht haben wir gerade den Grund entdeckt, warum keine Aliens die Galaxis durchstreifen. Weil sie von Gammastrahlung getötet wurden, bevor sie eine Möglichkeit entwickeln konnten, sich zu schützen. Wenn Lacerta nur eintausend Jahre früher geschehen wäre, hätte auf der Erde niemand überlebt. Doch wenn wir tatsächlich die einzige Spezies sind, die zur Raumfahrt in der Lage ist, dann sollten wir die anderen warnen, sie schützen und uns nicht unter der Oberfläche verstecken …«
    Yatima verstummte. Inoshiro hörte hie höflich zu, doch mit einem leichten Lächeln, das keinen Zweifel ließ, wie amüsiert hie war. »Wir können nicht jeden retten, Yatima«, sagte hie. »Wir können nicht allen helfen.«
    »Nein? Und was hast du in den vergangenen zwanzig Jahren getan? Deine Zeit vergeudet?«
    Inoshiro schüttelte den Kopf, als wäre diese Frage absurd.
    Yatima war bestürzt. »Du warst es, der mich aus den Wissensminen in die Welt herausgezerrt hat! Und jetzt geht Carter-Zimmerman in die Welt hinaus, um zu vermeiden, daß mit uns dasselbe wie mit den Körperlichen geschieht. Auch wenn dir hypothetische außerirdische Zivilisationen gleichgültig sind, sollte dir etwas an der Koalition liegen!«
    »Ich habe tiefen Respekt vor allen bewußten Lebewesen«, sagte Inoshiro. »Aber wir können nichts tun. Es wird immer Leid geben. Es wird immer Tod geben.«
    »Du solltest dir anhören, wie du redest! Immer! Immer! Du klingst wie dieser Phosphorsäure-Replikator, den du vor Atlanta verkohlt hast!« Yatima wandte sich ab und versuchte sich zu beruhigen. Hie wußte, daß Inoshiro viel stärker als hie unter dem Tod der Körperlichen gelitten hatte. Vielleicht hätte hie noch warten sollen, bevor hie dieses Thema anschnitt. Vielleicht war es ein Zeichen von mangelndem Respekt vor den Toten, schon zu diesem frühen Zeitpunkt davon zu reden, die Erde zu verlassen.
    Doch jetzt war es zu spät. Hie mußte zu Ende bringen, was hie zu sagen hatte, weswegen hie hierher gekommen war.
    »Ich migriere nach Carter-Zimmerman. Ich finde es sinnvoll, was sie dort tun, und ich möchte daran beteiligt sein.«
    Inoshiro nickte unbekümmert. »Dann wünsche ich dir viel Glück.«
    »Mehr nicht? Viel Glück und eine gute Reise?« Yatima versuchte, in heinem Gesicht zu lesen, doch Inoshiro blickte mit der Unschuld einer Psychoblastula zurück. »Was ist mit dir geschehen? Was hast du dir angetan?«
    Inoshiro lächelte glückselig und streckte die Arme aus. In beiden Handflächen erblühte jeweils eine weiße Lotosblüte, die beide identische Referenz-Etiketten aussandten. Yatima zögerte, doch dann folgte hie ihrem Duft.
    Es war ein altes Vademecum, aus den Tiefen der Bibliothek von Ashton-Laval, das vor neun Jahrhunderten aus einem der uralten memetischen Replikatoren kopiert worden war, die die Körperlichen heimgesucht hatten. Es bewirkte ein hermetisch versiegeltes Paket von Glaubensvorstellungen über das Wesen der

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