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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Persönlichkeit und die Vergeblichkeit allen Strebens … einschließlich der expliziten Entsagung jeglicher Art von bewußter Reflexion, die die Fehler im Kern dieses Glaubens offenbaren könnten.
    Die Analyse mit einem Standardwerkzeug bestätigte, daß das Vademecum eine sich selbst bestätigende Universalität besaß. Sobald man es akzeptierte, konnte man heine Meinung nicht mehr ändern. Man war anderslautenden Argumentationen nicht mehr zugänglich.
    Yatima sagte matt: »Du warst früher einmal klüger und stärker.« Doch welche Wahl hätte Inoshiro gehabt, nachdem hie durch Lacerta verletzt worden war? Was hätte das Bedürfnis nach einer Art von Anästhetikum, das alles auflöste, was hie einmal gewesen war, überflüssig machen können?
    Inoshiro lachte. »Und wie bin ich jetzt? Weise genug, um schwach zu sein? Oder stark genug, um dumm zu sein?«
    »Wie bist du jetzt …« Hie konnte es nicht sagen.
    Was du jetzt bist, ist nicht mehr Inoshiro.
    Yatima stand reglos neben hie, hilflos vor Wut und Trauer. Hie befand sich nicht mehr in der Welt der Körperlichen; hier gab es keine Nanoware-Patrone, die hie in heinen imaginären Körper feuern konnte. Inoshiro hatte heine Wahl getroffen, hein altes Selbst zerstört und ein neues geschaffen, das dem Diktat der uralten Meme folgen sollte. Niemand hatte das Recht, diese Entscheidung in Frage zu stellen, und schon gar nicht die Macht, sie rückgängig zu machen.
    Yatima griff nach der Landschaft und zerquetschte den Satelliten zu einer gestauchten Metallkugel, die nun zwischen ihnen schwebte, so daß sie allein mit der Erde und den Sternen waren. Dann griff hie noch einmal zu, diesmal nach dem Himmel, um ihn umzustülpen und zu einer leuchtenden Sphäre zu komprimieren, die in heiner Hand lag.
    »Du kannst Konishi immer noch verlassen.« Yatima ließ die Sphäre eine Adresse aussenden, die des Portals zu Carter-Zimmerman, und hielt sie Inoshiro hin. »Was immer du getan hast, diese Möglichkeit steht dir immer offen.«
    »Das ist nicht mein Weg, Waisenkind«, sagte Inoshiro sanft. »Ich wünsche dir alles Gute, aber ich habe genug gesehen.«
    Hie verschwand.
    Yatima schwebte lange Zeit in der Finsternis und trauerte um das letzte Opfer von Lacerta.
    Dann schleuderte hie die Handvoll Sterne in die Leere des Raums und folgte ihnen.
     
    Der Konzeptor beobachtete, wie das Waisenkind durch das Portal ging und die Konishi-Polis verließ. Da er Zugang zu öffentlichen Daten hatte, wußte er von den jüngsten Experimenten des Waisenkindes. Er wußte auch, daß ein zweiter Konishi-Bürger sie miterlebt, aber nicht dieselbe Wahl getroffen hatte. Der Konzeptor war nicht daran interessiert, Konishi-Shaper in alle Winde zu zerstreuen – wie die Replikation von Genen. Sein Ziel war die effektive Nutzung von Ressourcen der Polis, um die Polis selbst zu bereichern.
    Es gab keine Möglichkeit, eine Kausalität nachzuweisen, keine Gewißheit, daß einer der mutierten Shaper des Waisenkindes schuld war. Doch der Konzeptor war darauf programmiert, im Zweifelsfall Vorsicht walten zu lassen. Er markierte die alten, nicht mutierten Parameter der geänderten Felder des Waisenkindes als die einzigen sinnvollen Anweisungen und verwarf alle Alternativen als gefährlich und unnütz, damit sie nie wieder ausprobiert wurden.

DRITTER TEIL  

Paolo sagte mit Entschiedenheit: »Als nächstes kommt der Lift. Du hast mitgeholfen, die Anlage zu entwerfen, nicht wahr?«
    »So weit würde ich nicht gehen. Ich habe eine geringfügige Rolle gespielt.«
    Paolo grinste. »Der Erfolg hat tausend Eltern, aber der Mißerfolg ist ein Waisenkind.«
    Yatima verdrehte die Augen. »Der Lift war kein Mißerfolg. Aber die Transformer werden bestimmt nichts über meinen bedeutenden Beitrag zu den Analysemethoden für relativistisches Elektronenplasma hören wollen.«
    »Nein? Nun, ich war niemals ein Insider, also wird alles, was wir ihnen erzählen, von dir kommen müssen.«
    Yatima dachte darüber nach. »Ich kannte die zwei Menschen, die eine wichtige Rolle spielten.« Hie lächelte. »Man könnte sogar von einer Liebesgeschichte sprechen.«
    »Blanca und Gabriel?«
    »Vielleicht hätte ich ›Dreiecksgeschichte‹ sagen sollen.«
    Paolo war verblüfft. »Wer hatte noch damit zu tun?«
    »Ich bin ihr nie persönlich begegnet. Aber ich glaube, du kannst dir denken, wen ich meine.«
     

7 Kozuchs Erbe
     
    Carter-Zimmerman-Polis, Erde
    24 667 274 153 236 KSZ
    10. Dezember 3015, 3:49:10.390 WZ
     
     
    Gabriel

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