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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Hartnäckigkeit. Bis zur Neutralisation dieser Positronen bestand die Möglichkeit, daß die Kozuch-Wheeler-Wurmlöcher nicht mehr als eine nützliche Fiktion darstellen. Nur eine weitere Metapher, die bei niedrigen Energien zu richtigen Voraussagen führt, aber bei genauerer Betrachtung in sich zusammenfällt.« Er hielt kurz inne und schien von seinen eigenen Worten schockiert. Das war ein Risiko, über das die Lift-Gruppe nur selten gesprochen hatte. »Aber jetzt haben wir bewiesen, daß sie real sind und daß wir wissen, wie wir sie manipulieren können. Was sollte ab diesem Punkt noch schiefgehen?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn es um interstellare Wurmlöcher geht, könnte es länger dauern, als ihr glaubt, eins zu finden, das nicht direkt in das Herz einer Sonne oder den Kern eines Planeten führt.«
    »Das ist wahr. Aber ein gewisser Anteil der Materie in jedem System muß in Form kleiner Asteroiden oder als interplanetarer Staub auftreten – irgend etwas, aus dem wir uns ohne Probleme hervorgraben können. Und selbst wenn unsere Schätzungen um den Faktor eintausend daneben liegen, würde es trotzdem höchstens ein paar Jahre dauern, ein neues brauchbares Wurmloch zu finden und zu erweitern. Würdest du das als Fehlschlag bezeichnen? Während die Gleisner in jedem Jahrhundert ein neues System erkunden und als Erfolg verbuchen?«
    »Nein.« Blanca versuchte es mit einem neuen Ansatz. »Gut, wie wäre es damit? Du hast soeben bewiesen, daß du zwei identische Elektron-Positron-Wurmlöcher an den Elektron-Enden verschmelzen kannst. Was ist, wenn es nicht funktioniert, wenn du ein Positron mit einem Proton austauschst?« Nur ursprüngliche Elektron-Proton-Wurmlöcher boten die Chance für eine Abkürzung zu den Sternen; im gegenwärtigen Experiment wurden frisch erzeugte Elektron-Positron-Paare nur deshalb benutzt, damit beide Enden des Wurmloches passierbar waren. Die ausschließliche Arbeit mit Elektron-Proton-Wurmlöchern mochte theoretisch einfacher sein, aber neue mit bekannten Endpunkten ließen sich nicht in sinnvollem Ausmaß erzeugen, höchstens unter Bedingungen, wie sie während des Urknalls geherrscht hatten.
    Gabriel zögerte, und für einen Moment fragte sich Blanca, ob ihn diese Aussichten betrübten. »Das wäre allerdings ein Rückschlag«, räumte er ein. »Aber die Kozuch-Theorie sagt eindeutig voraus, was geschieht, wenn ein Elektron, das mit einem Proton verbunden ist, auf ein anderes trifft, das mit einem Positron verbunden ist. Das Proton würde zu einem Neutron zerfallen, das Positron würde neutralisiert … und das entstehende Wurmloch wäre noch weiter als jenes, das wir soeben geschaffen haben. Und nun gibt es keinen Freiraum mehr für müßige Spekulationen, ob die Kozuch-Theorie falsch sein könnte. Also …« Er zeigte hie eine lange Nase und sprang dann in die Lift-Landschaft.
    Blanca folgte ihm. Vor ihnen hing das Modell eines extrem dünnen Zylinders, dessen Dicke alles andere als maßstabgerecht war, obwohl die Länge den Tatsachen entsprach, denn er ragte zehnmal weiter als die Plutobahn in den Raum hinaus. Alle anderen Planetenbahnen waren eingezeichnet, doch die inneren vier vom Merkur bis zum Mars verloren sich im Glanz, der winzigen Sonne.
    Der Lift war ein gigantischer Teilchenbeschleuniger, der aus über vierzehn Billionen frei schwebenden Komponenten bestand. Jede war mit einem kleinen Lichtsegel ausgestattet, um die geringe Anziehungskraft der Sonne auszugleichen und auf einer geraden, 140 Milliarden Kilometer langen Linie die Position zu halten. Die Segel arbeiteten mit Energiestrahlen, die von einem Netzwerk aus UV-Lasern ausgeschickt wurden, die näher als der Merkur die Sonne umkreisten und ihre Energie von ihr bezogen. Aus dieser Quelle stammte auch die Energie, um den Beschleuniger zu betreiben.
    Die meisten der Komponenten waren individuelle PASER-Einheiten, die in Abständen von zehn Metern aneinandergereiht waren. Sie refokussierten die Elektronenstrahlen und erhöhten die Energie jedes durchgehenden Teilchens um etwa 140 Mikrojoule. Das klang nach nicht sehr viel, aber für ein Elektron entsprach es einem Äquivalent von 900 Billionen Volt. Die PASER nutzten den Schächter-Effekt: Ein geeignetes Material wurde in Laserlicht gebadet, was die Atome auf ein höheres Energieniveau anhob, und wenn ein geladenes Teilchen durch einen in das Material gebohrten engen Tunnel drang, veranlaßte sein elektrisches Feld die umgebenden Atome dazu, ihre Energie abzugeben. Es

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