Dicke Hose (German Edition)
Samstag. Dann wird Alexander Ihnen sicher im Anschluss eine hübsche Tasche spendieren.» Sie lächelt zuckersüß. «An dem Tag können Sie sich übrigens gleich Ihr Monogramm einbrennen lassen. Vielleicht schon mit den neuen Initialen?»
Tanja bekommt große Augen. «Wirklich?», quiekt sie und klatscht begeistert in die Hände. «Ach, das wäre wunderbar! Ich komme ganz bestimmt.»
Jetzt bin ich es, dem die Mordlust ins Gesicht geschrieben steht.
Aber bevor mir endgültig der Kragen platzt und ich am Ende etwas sage, das ich niemals wiedergutmachen kann, greife ich Tanja am Arm und ziehe sie energisch in Richtung Kellertreppe.
«Ich bin gleich zurück», sage ich zu der falsch lächelnden Victoria im Vorbeigehen, und mein Tonfall lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass ich mich von meinem Vorhaben durch nichts abbringen lassen werde.
Mit der verdutzten Tanja am Arm hechte ich die Treppe runter. Auf jeder Stufe mache ich mir im Geiste neue Vorwürfe.
Warum habe ich es überhaupt so weit kommen lassen? Wieso habe ich Tanja nicht gleich die Wahrheit gesagt? Was ist so schlimm daran, in einer Zweizimmerwohnung zu leben, weil man es seinem raffgierigen Chef nicht recht machen kann und dessen Problem-Immobilien nicht loswird? Wo ist das Problem, wenn man es als Makler nicht zu einem Loft gebracht hat?
Ben hatte recht, ich bin wirklich armselig.
Ich schleife Tanja in das provisorische Büro, drücke sie auf den Schreibtischstuhl und schließe die Tür hinter uns. Dann baue ich mich vor dem Tisch auf.
Doch ehe ich mich auch nur räuspern kann, faucht sie los: «Was soll denn das, Alex? So kannst du mich vor deinen Angestellten nicht behandeln. Die denken ja, ich hätte zu Hause überhaupt nichts zu melden. Außerdem», sie wartet, bis ich mir jetzt doch einen Stuhl herangezogen habe, «finde ich es entsetzlich kleinlich von dir, dass du mir keine Tasche mitgeben magst. Ich meine, da stehen doch nun wirklich genügend Exemplare rum. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass es für irgendein Event eine Rolle spielt, ob dort nun vierzig oder einundvierzig von den Dingern im Regal liegen.» Sie verschränkt bockig die Arme vor der Brust. «Ich meine, ich bin schließlich deine Verlobte, ich habe quasi ein Recht darauf …»
Ich will gar nicht wissen, worauf sie glaubt ein Recht zu haben, und unterbreche sie barsch.
«Sag mal, glaubst du das eigentlich wirklich?», frage ich und bin auf einmal erstaunlich ruhig. «Wir kennen uns gerade mal ein paar Monate, und in der letzten Zeit haben wir entweder in der Badewanne gesessen oder im Bett gelegen. Das ist doch keine Grundlage für eine Ehe!»
«Und wieso nicht?», fragt Tanja aufmüpfig. «Wir haben uns doch auf Anhieb super verstanden. Wir verfügen über denselben Wohnungsgeschmack, arbeiten in der gleichen Branche und sind uns sogar bei der Wannentemperatur einig.»
Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Man kann doch nicht eine Hochzeit planen, nur weil man sich ohne Streit auf eine Wassertemperatur verständigt hat!
«Also erstens», sage ich und verschränke ebenfalls die Arme vor der Brust, «war mir das Badewasser immer zu heiß, und zweitens ist heiraten nicht meine oberste Priorität.»
Plötzlich fängt Tanja an zu kichern. «Ach, Bautzel, was soll denn das? Die Baderei hört doch sowieso auf, sobald ich schwanger bin. Und da wir das Problem mit dem Hamster jetzt auch vom Tisch haben, können wir auf der Stelle mit der Familienplanung loslegen.»
«Wie bitte?»
«Na ja, so ein Hamster könnte unserem Baby alle möglichen Krankheiten übertragen. Aber da er heute Morgen gestorben ist, hat sich diese Sorge auch erledigt.»
«Er ist … WAS?»
«Tot. Lag heute Morgen regungslos in seinem Käfig. Keine Ahnung, was da passiert ist.»
Entsetzt blicke ich aus dem Fenster. Nun gab es also den ersten Toten in diesem Szenario. Wird wirklich Zeit, dass der ganze Zirkus aufhört.
Immer noch aufs Wasser schauend, erkläre ich: «Das war nicht mein Hamster. Und es ist auch nicht mein Loft. Und …»
«Ach, Bautzel, jetzt hör doch mal mit dem Quatsch auf. Das ist nicht witzig.»
Ich drehe mich vom Fenster zurück und sehe Tanja in die Augen. Es dauert einen Moment, bis sie meinem Blick entnimmt, dass ich es ernst meine. Dann verliert sie die Fassung.
«Du meinst, du hast mich die ganze Zeit belogen? Das Loft, unsere Hochzeit und …» Ihre Augen werden glasig. «Bist du denn wenigstens mit den Micoluccis verwandt? Dann würde ich dich trotzdem
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