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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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ich hier den Karren für ihn aus dem Dreck ziehen soll? Nutzt er einfach nur meinen guten Kern aus, wie Ben es nannte?
    Inzwischen ist mir natürlich klar, warum Florian so gehandelt hat. Er konnte gar nicht anders. Zum einen, weil er – wie sich ja inzwischen herausgestellt hat – eine faule Sau ist, die andere für sich arbeiten lässt. Und zum anderen, weil er bei Miucci ganz sicher keine Hilfe gewesen wäre. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass er Kelly nicht von Jackie unterscheiden kann und Cavalli und Missoni für Formel-1-Fahrer hält. Peinlich, peinlich. Da wäre ich an seiner Stelle auch abgehauen. Außerdem hätte er sich, um Victoria bei Miucci zu unterstützen, ihrem Kommando unterwerfen müssen. Und das war in seinen Augen vermutlich keine Option.
    Die Kälte kriecht immer mehr unter meinen Anzug. Trotzdem mag ich noch nicht aufstehen. Ehrlich gesagt habe ich nicht übel Lust, hier die Zelte abzubrechen, nach Hause zu gehen und das Wochenende sowie meine verbleibenden drei Urlaubstage einfach nur zu genießen. Soll der Laden doch den Bach runtergehen, Flo würde es überleben, da bin ich mir inzwischen sicher. Vermutlich erfreut sich sogar sein Vater blendender Gesundheit. Sicher war die ganze Geschichte um die herzkranke Familie Micolucci erstunken und erlogen und diente nur einem einzigen Zweck: Niemand sollte sich trauen, bei Florians Vater anzurufen.
    Ich dämlicher Trottel!
    Kurz spiele ich mit dem Gedanken, Florians alten Herrn einfach anzurufen und ihm die Augen zu öffnen. Doch ich verwerfe diese Idee schnell wieder. Wer weiß schon, was man mit einer solchen Aktion anrichtet? Am Ende bekommt Victoria den ganzen Ärger ab. Und das wäre nun wirklich das Letzte, was ich wollte. Nein, ich kann Victoria nicht im Stich lassen. Übermorgen ist das Event, heute Abend muss also weiter umgeräumt werden. Und seit dem Auftritt der Grünewald brummt der Laden, und der Verkauf ist in vollem Gange. Wenn ich mich jetzt aus dem Staub mache, kann ich es vollkommen vergessen, jemals wieder auch nur so etwas wie ein Date mit ihr zu haben. Und das hätte ich gern. Ich würde gerne noch einmal von vorn anfangen, ohne Lügen und Missverständnisse.
    Allerdings stehe ich momentan nicht besonders hoch bei Victoria im Kurs. Um nicht zu sagen: Ich glaube, sie hasst mich. Und ich kann es ihr nicht mal verdenken. Müsste ich annehmen, sie sei gleich nach dem Sex mit mir zu ihrem Verlobten in die Wellnesswanne gestiegen, wäre Hass das Harmloseste, was ich ihr an Gefühlen entgegenbrächte.
    Tja, und nun?
    Soll ich mich schon mal vor die Tür der Goldquelle setzen, damit ich mir später, wenn Ben eintrifft, bereits vor der regulären Öffnungszeit die Lichter auspusten und in einem zwanzigjährigen Dauerkoma versinken kann? Wie der letzte Bulle . Nach meinem Erwachen müsste ich mir als debil grinsender Obermacho nur ’ne Fluppe anstecken, das Lederwams überwerfen und ein paar Achtziger-Jahre-Sprüche raushauen, und Victoria würde vor Ehrfurcht vor mir niederknien.
    Ich blicke auf die Uhr. Da Ben voraussichtlich erst in einer Stunde in der Goldquelle auftaucht, bleibt mir vor der Variante mit dem Dauerkoma noch Zeit, es bei Victoria mit einem klärenden Gespräch zu versuchen.
    Vorher sollte ich allerdings dringend bei Werner Wischnewski anrufen, von dem Victoria denkt, er käme morgen vorbei, um das Loch im Fußboden auszubessern.
    Schon leicht durchgefroren stehe ich auf und versuche noch einmal, mit meinem Handy ein Netz zu empfangen.
    Fünf Minuten später lasse ich es enttäuscht wieder in meiner Tasche verschwinden. Ich habe definitiv eine Pechsträhne. Zwar kam eine Verbindung zustande, aber weder Werner Wischnewski noch eine der anderen acht Firmen, die ich angerufen habe, hat so kurzfristig Zeit.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ein weiteres Wannenbad mit Tanja würde Victoria mir mit Sicherheit eher verzeihen als einen vergessenen Anruf wegen des Fußbodens. Mist!
    Plötzlich muss ich wieder an Kais Liste denken. Sei nicht naiv, sei kreativ!
    Aber der einzige kreative Gedanke, der mir spontan durch den Kopf schießt, ist: Wie-wo-was-weiß Obi. Doch plötzlich kommt mir noch eine andere Idee. Unwahrscheinlich, dass es klappt, aber ich bin bereit, alles zu riskieren. Victoria hat es verdient.
    Mit zitternden Eisfingern zücke ich erneut mein Handy und hänge mich für einen besseren Empfang wieder halb über das Alsterfleet.
    «Lembke?»
    «Hallo, Frau Lembke, Alexander Held am Apparat. Sie wissen schon,

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