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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Entschuldigung, aber heute war schon derart viel los, ich bin etwas durcheinander.»
    Tja, dann sind wir ja schon zu zweit. Ein Event? Über das ich Bescheid wissen soll? Ist Florian jetzt auch noch dement?
    «Klar, das Event. Kein Problem!» Ich wedele wirr mit der Hand vor meinem Gesicht herum. «Events sind … wirklich überhaupt kein Problem.»
    Victoria Wendt strahlt. «Das dachte ich mir.» Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchten mit ihrer Haut und dem glänzenden Haar um die Wette. Ich sollte da besser nicht so genau hingucken.
    «Sicher haben Sie bei Prada auch oft Veranstaltungen organisiert, nicht wahr?»
    Prada?
    «Sie kommen doch von Prada, oder?»
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie dem Taschenstreichler die Kinnlade runterklappt.
    «Ich? Äh … absolut! Von Prada, ganz genau.» Was hat Florian sich nur dabei gedacht?
    «Prima, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.» Victoria Wendt atmet geräuschvoll aus, ganz so, als wäre eine unerträgliche Last von ihren Schultern genommen und direkt auf meine geladen worden. «Also dann – herzlich willkommen im Team!»
    Diesmal schüttele ich ihre Hand. «Danke.»
    Noch einmal wage ich den Versuch, ihr in die Augen zu sehen. Wieder schießt mir sofort kochendes Blei durch den Körper. Ein ausweichender Blick auf ihren kettenbehangenen Busen hilft leider auch nicht weiter. Im Gegenteil. Ich kann fühlen, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bilden.
    «Da bin ich aber froh, dass Florian uns dieses Mal einen Profi geschickt hat. Wir duzen uns hier übrigens alle. Ich hoffe, das ist für dich okay. Vor den Kunden dann aber bitte Vornamen und Sie .» Victoria deutet auf Mr. Spock. «Deinen neuen Kollegen Kai kennst du ja schon. Der Einzige, der außer mir von der Magen-Darm-Epidemie verschont wurde.»
    Ausgerechnet der!, denke ich. Aber die Dummen behütet ja bekanntlich der liebe Gott.
    «Hi, Kai!», reime ich und zwinkere ihm kurz zu.
    O Gott, habe ich das wirklich getan? Das Blei hat mein Gehirn verätzt. Es kommt auch nicht besonders gut an. Mit bitterbösem Blick wickelt mein neuer Kollege eine weitere Tasche aus.
    «Wir haben haufenweise neue Ware im Keller», erklärt Victoria und deutet auf eine Treppe im hinteren Ladenbereich, «alles muss ausgepackt, erfasst und umdekoriert werden. Außerdem soll der Verkaufsraum für das Event vorbereitet, der Keller entrümpelt und dort ein weiterer Verkaufsraum eingerichtet werden. Ich habe alles genau geplant und zeitlich durchgetimt. Wenn du das jetzt übernehmen könntest, dann …»
    Ich?
    «Äh … sag mir einfach, was zu tun ist – ich mache es. Tut einfach so, als wäre ich ein ganz normaler Kollege.»
    Warum sich jetzt einmischen, wo die beiden ja so gut aufeinander eingespielt sind? Ich will mich hier ja auch nicht totarbeiten. Schon gar nicht als Geschäftsführer. Außerdem sind mir Standesdünkel wirklich zuwider, deshalb werde ich einfach das tun, was man mir aufträgt – und fertig. Wenn Victoria später nicht mehr weiterweiß und heulend einen Nervenzusammenbruch bekommt, kann ich schließlich immer noch eingreifen.
    «Super!», freut sich meine neue, selbsternannte Chefin. «Ich hoffe, du bist auf alles gefasst, es wird eine harte Woche. Aber wie es aussieht, bist du jemand, der zupacken kann.»
    Mein Reden. Es war offenbar die richtige Entscheidung, das Jeans-Ensemble zu wählen.
    «Allerdings musst du dich natürlich noch umziehen. Wir haben momentan Versace-Woche», erklärt sie. «Ich suche dir gleich mal ein schickes Outfit raus.»
    Mist, es war die falsche Entscheidung, die Jeans-Kombi zu wählen. Mit meinem Anzug wäre ihr vermutlich gar nicht aufgefallen, dass ich nicht in die Visage-Woche passe.
    Obwohl Victoria mit ihrer Funktion, die sie hier im Laden bekleidet, etwas geschummelt hat, verstehe ich Florians Warnung nicht. Ich meine, warum soll ich mich von ihr fernhalten? Weil sie eine Lügnerin ist? Den Zahn werde ich ihr schon noch ziehen. Ansonsten macht sie mir bislang einen netten Eindruck. Einen sehr netten. Sobald die Bleivergiftung überstanden ist und ich wieder Herr über meine Motorik und mein Sprachzentrum bin, könnte ich mir sogar vorstellen, sie nach einem Date zu fragen. Heute Abend habe ich zwar schon eine Verabredung – ein Abendessen mit Tanja, das ich gestern noch spontan arrangiert habe –, aber wenn es mit ihr schiefläuft, wäre Victoria auf jeden Fall eine gute Alternative. Flo hat wirklich keine Ahnung von Frauen.
    «Versteh das bitte nicht falsch, Alexander,

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