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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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zu verlassen. Ich trat hinzu und schob den Raumteiler noch einen Tick weiter zur Seite. Und in der Tat: Mitten im Verkaufsraum blickte man auf hässlichen, nackten Beton.
    Die Stimmung kippte. Mein Glück.
    Vollmundig schlug ich vor, mich der Sache anzunehmen und gleich am nächsten Morgen Werner Wischnewski zu kontaktieren. Seine mir gut bekannte Fußbodenfirma würde den Schaden innerhalb der nächsten zwei Tage beheben können.
    Mit diesem Versprechen stürmte ich endlich in den Feierabend.
    «Du, Bautzelchen?» Tanja spritzt mir Wasser ins Gesicht. «Ich habe mir etwas überlegt.» Sie plinkert mich an. «Weißt du, deine Wohnung ist wunderbar groß, und wir sehen uns ja ab jetzt ohnehin täglich … Also, wäre es da nicht praktischer, ich würde gleich bei dir einziehen?»
    «HIER?» Es klingt entsetzter als beabsichtigt. Zwar finde ich die Aussage Wir sehen uns ja ab jetzt täglich schon ein bisschen angsteinflößend, gleichzeitig fühle ich mich geschmeichelt. Diese attraktive Frau, die in ihrem jungen Leben schon so viel erreicht hat – Karriere, Loft, Audi TT –, möchte mit mir zusammenziehen! Und im Grunde genommen hatte ich ja dieselbe Idee. Also, wenn auch mit einer marginalen Abweichung, die dringend noch ins rechte Lot gerückt werden muss.
    «Aber wäre es nicht schöner, wir würden in deinem renovierten Loft wohnen?»
    «Ach, weißt du …» So wie Tanja jetzt die Lippen schürzt, erinnert sie mich sofort an Victoria. «Ich gebe es ja nur ungern zu, aber dein Loft ist irgendwie schöner als meins. Und auch größer. Es wäre bestimmt netter, hier zu leben.»
    Das glaube ich kaum. Es sei denn, wir möchten unser Schlafzimmer mit einem Schwulen und einem Hamster teilen.
    «Weißt du was?», versuche ich zu retten, was noch zu retten ist. «Was hältst du davon, wenn du mir am Wochenende mal deine Wohnung zeigst? Ich meine …» Ich bemühe mich, Victorias Lippen von meinem geistigen Auge zu verbannen. «Dann können wir ja mal sehen, wo es MIR besser gefällt. Und danach entscheiden wir.»
    «Ach, Bautzel», Tanja fixiert eine der hundert Kerzen auf dem Wannenrand, «glaub mir doch. Du hast es hier schöner. Ich werde meine Wohnung verkaufen, sobald sie fertig ist. Und von dem Geld können wir hier dann noch ein paar Dinge optimieren.»
    «Optimieren?»
    Sie weicht meinem Blick aus. «Zum Beispiel brauchen wir dringend einen Garderobenschrank. Außerdem eine andere Sitzgarnitur auf der Dachterrasse, und im Kinderzimmer wäre –»
    « Kinderzimmer ? Was für ein Kinderzimmer?» Dieses Loft ist im Grunde genommen ein einziges Kinderzimmer. Für einen Mann, der nie erwachsen wird.
    Tanja deutet mit tropfnasser Hand auf die Wand hinter mir. «Na, das, in dem dein ganzer Sportkram steht. Ich meine, das Zeug brauchst du doch gar nicht.»
    Bei ihrem fachmännischen Blick auf meinen Oberkörper fühle ich mich erneut geschmeichelt. Ich wusste allerdings gar nicht, dass Flo ein Sportzimmer hat. Und obwohl es sich dabei nicht um MEINEN Fitnessraum handelt, bereitet mir der Gedanke, eine Rudermaschine oder Hantelbank gegen ein Kinderbett zu tauschen, fast körperliche Schmerzen.
    Vielleicht sollte ich Tanja doch die volle Wahrheit sagen? Ihr beichten, dass ich weder Loft noch Hamster besitze, ehe sie morgen Florians Möbel auf den Sperrmüll wirft?
    Andererseits: Für eine derart selbständige Frau, die so perfekt zu mir passt, wäre ich ja sogar bereit, mir ein Kleintier anzuschaffen. Einen Goldfisch vielleicht. Viel größer ist das andere Problem: Wie soll ich auf die Schnelle an ein Loft kommen? Laut Friedrich von Klatt kann ich froh sein, wenn ich Ende des Jahres noch einen Job habe. Weiter kann man von einer Loftbesitzerkarriere wohl kaum entfernt sein.
    «Bautzel, was ist denn?»
    «Ich … äh, also … Ich …»
    … habe keine Ahnung, was ich sagen soll.
    «Das Sportzimmer, also … die Wohnung …»
    Tanja richtet sich auf. «Das habe ich mir schon gedacht», sagt sie und lächelt. «Das Zeugs ist nur geleast, richtig?» Sie streichelt mir über die Wange. «Macht nichts, dann stellen wir es einfach später, wenn das Baby da ist, auf den Dachboden. So lange, bis der Leasingvertrag abgelaufen ist. Und danach verkaufen wir es. Ist doch alles kein Problem. Du hast doch einen Dachboden, oder?»
    * * *
    Ich schlafe schlecht in dieser Nacht. Ich träume von einem Computerspiel, bei dem man mit einer Pizzaschachtel herumfliegende Handtaschen auffangen muss. Leider erreiche ich nur ein

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