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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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klar, hab sie gefunden.»
    «Gut», ruft Victoria zurück. «Dann gib ihm bitte auch die beiden defekten Missoni-Teile mit. Kai sagt, du wüsstest Bescheid.»
    «Ja, ja, alles Roger!»
    Schon klopft es an der Lieferantentür. Ein schmächtiger UPS-Fahrer blickt überrascht auf die beiden Kartons, die ich ihm vor die Füße schiebe. «Ist das alles?»
    «Ja. Äh, nein. Moment!» Scheiße, die Klamotten.
    Ich eile zurück ins Büro. Links hängt die Häkelware für die Kundin, folglich muss es der andere Sack sein. Sicherheitshalber schaue ich durch den Plastiksack noch einmal auf das eingenähte Markenetikett: Cavalli. Ja, davon hatte Kai gesprochen.
    «Hier, das kommt noch dazu», informiere ich den Fahrer und drücke ihm den Kleidersack in den Arm. «Gute Fahrt!»
    Zurück im Büro überlege ich einen Moment, womit ich gerade beschäftigt war, als die Königin mich rief. Ach ja, das Notfallset!
    Ich schaue mich suchend im Raum um. Als ich nach einer Weile immer noch nichts gefunden habe, greife ich mir kurz entschlossen die Dinge, von denen ich weiß, dass sie MacGyver in Notfällen immer gute Dienste geleistet haben: Tesafilm, Schere und Tacker. Nach kurzer Überlegung stecke ich auch noch die Sprühflasche Haarlack ein, die auf einem Regal steht und todsicher Kai gehört. Hihihi. Wollen wir doch mal sehen, wie lange der Betonhelm ohne die nötige Nachbenetzung hält!
    Ach, der Tag wird wunderbar. I love love love it!

[zur Inhaltsübersicht]
    12. Kapitel
    «Sind Sie der Kuchen oder das Dominakostüm?»
    Irritiert schaue ich noch einmal auf das Namensschild an der Wohnungstür: Grünewald. Ich bin definitiv richtig.
    «Weder noch», rufe ich durch die geschlossene Tür. «Ich komme von Miucci und bringe Ihre Kleider.»
    Augenblicklich wird die Haustür aufgerissen, und ich befinde mich Auge in Auge mit Joan Collins, der durchgeknallten Stammkundin, die mich vor zwei Tagen beim Taschenkauf fast wahnsinnig gemacht hat. Verdammt, hätte ich doch bloß den Nachmittag im Foyer gewählt!
    «Ach, Sie sind das. Wie nett.» Im Gegensatz zu mir scheint Carmen Grünewald über unser Wiedersehen hocherfreut zu sein. «Hereinspaziert.»
    «Also, ich … ich wollte die Sachen eigentlich nur schnell abgeben.»
    «Sie machen Witze. Los. Reinkommen!»
    «Aber es ist doch sicher viel angenehmer, wenn Sie alles in Ruhe anprobieren, während ich draußen …»
    Rigoros packt sie mich am Arm, zerrt mich in die Wohnung und grabscht sich den Kleidersack. «Sie brauchen keine Angst zu haben», sagt sie, kaum dass die Haustür hinter mir ins Schloss gefallen ist. «Das Dominakostüm ist nicht für mich. Morgen wird eine Mitarbeiterin in meiner Firma verabschiedet. Sie geht in Rente. In Anspielung darauf, dass sie fortan ihr strenges Regiment zu Hause führen wird, schenken wir ihr ein Dominakostüm.»
    «Ach so. Lustig.»
    Na, wenn das mal die Wahrheit war. Die Tussi hatte ja vor zwei Tagen schon nicht alle Birnen im Leuchter, warum sollte sich daran inzwischen etwas geändert haben? Ich meine, ich bin ja nicht blöd. Wer wie die Grünewald vom Geld des Mannes lebt, wird wohl kaum eine eigene Firma haben. Geschweige denn Mitarbeiter. Jetzt kann man sich ja pipileicht ausmalen, wofür dieses Kostüm wirklich gedacht ist.
    «Kommen Sie, machen Sie es sich gemütlich!» Domenica Grünewald-Collins deutet auffordernd in ein blütenweißes Wohnzimmer. «Nun ziehen Sie schon Ihren Mantel aus, ich tue Ihnen nichts. Versprochen!» Sie gibt ein kurzes Kichern von sich.
    Ich habe keine Wahl. Bemüht langsam pelle ich mich aus dem Mantel, hänge ihn an eine futuristisch anmutende Garderobe und platziere meine Tasche darunter auf dem Boden. Dann betrete ich staunend das Wohnzimmer. Zentrum des Raums bildet eine cremefarbene Sitzecke, die um einen gediegenen Glastisch drapiert wurde. An so ziemlich jeder freien Wand steht eine Glasvitrine, jeweils zum Bersten mit Kristallgläsern in allen Formen und Farben bestückt. Bisschen überladen, das Ganze. Macht aber zum Glück nicht den Eindruck, als würde Carmen Grünewald einem zwielichtigen Nebenerwerb nachgehen. Nein, ein klassisches Frauendomizil ist das hier. Selbst der Schreibtisch, der am Fenster steht und vor Unterlagen förmlich überquillt, ist weiß. Kein Mann würde sich je in einer weißen Umgebung wohlfühlen. Geschweige denn hätte er Lust, sich an den erforderlichen Putzarbeiten zum Erhalt klinischer Reinheit zu beteiligen. Aber klar: Dies ist natürlich nur Mutter Grünewalds

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