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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Hamster mit dem Abendessen auf mich warten.
    Doch dank ARD und RTL sitze ich nun hier und kann nicht aufhören, Victoria in die Augen zu sehen. Das Kribbeln verstärkt sich, und plötzlich schießt das flüssige Blei wieder durch meinen Körper. Mein Puls hämmert so stark, dass auch Victoria ihn bestimmt hören kann.
    Die Möglichkeiten, wie es im Fernsehen weitergehen würde, sind schnell aufgezeigt:
     
Ich sage: «Die Schokolade hätte beim Küssen sicher gestört», und küsse sie.
Ich sage: «Deine Lippen hätten mit Schokolade sicher auch wunderbar geschmeckt», und küsse sie.
Das Telefon klingelt, ich murmele eine Entschuldigung und nehme den Anruf entgegen.
    Doch nichts davon geschieht. Stattdessen starre ich einfach weiter auf ihre Lippen. Vielleicht hätte ich den Schokosplitter doch besser an Ort und Stelle lassen sollen? Dann wäre ich jetzt nicht in Zugzwang. Ich meine, hier unten im Keller befinden wir uns in einem Funkloch, auf das Telefon brauche ich also nicht zu warten.
    Auf jeden Fall werde ich in Zukunft bei derartigen Szenen im Fernsehen entweder besser aufpassen oder schnell den Kanal wechseln. Umschalten auf «MacGyver» oder «Galileo». Dann säße ich auch nie wieder in einem Funkloch, weil ich immer eine selbstgebastelte Ersatzantenne griffbereit hätte, die mir selbst unter dem Ärmelkanal noch astreinen Empfang liefern würde.
    Unsere Gesichter befinden sich inzwischen so dicht voreinander, dass ich schielen muss, um Victorias Nasenspitze scharf zu sehen. Gerade als ich denke, dass dies ja wohl eine Nähe ist, die niemand zulassen würde, der nicht geküsst werden möchte, geschieht das Unfassbare: Ich bekomme eine SMS.
    Laut und unerbittlich gongt mein Handy durch die Stille des Kellers. Albtraum Technik!
    Wir schrecken auseinander und starren gleichermaßen überrascht auf das iPhone. Ein Gerät, für das Privatsphäre ein Fremdwort ist.
    Auf dem Display steht gut lesbar in einer lustigen Sprechblase: Bautzelchen, wo bleibst du denn? Ich warte in der Wanne. Küsse von Tanja!

[zur Inhaltsübersicht]
    11. Kapitel
    «Bautzelchen!» Tanja empfängt mich in einem rosaroten Morgenmantel. Entweder hat sie sich inzwischen hier häuslich eingerichtet, oder aber – was ich eher befürchte – das Teil gehört Flo.
    «Warum hast du dich nicht gemeldet und Bescheid gesagt, dass du später kommst?» Tanjas Miene ist vorwurfsvoll, trotzdem scheint sie das Thema nicht vertiefen zu wollen. «Mir sind inzwischen tausend Ideen gekommen, wie wir dein Loft umgestalten können.»
    Schon komisch. Ich hatte ehrlich gesagt mit einer schlimmeren Szene gerechnet. Frauen sitzen doch sonst ständig mit der Stoppuhr zu Hause und machen sich Sorgen. In jedem Fall wünschen sie aber eine detailgenaue Berichterstattung, wo und von wem man aufgehalten wurde. Nicht so Tanja. Wie eine rosarote Wolke schwebt sie durch die Räume und hat mal wieder nur eines im Kopf: die Badewanne
    «Warte, ich lasse schnell noch heißes Wasser einlaufen. Dann können wir gleich alles in Ruhe besprechen.» Sie rauscht ins Badezimmer.
    Warum nur müssen wir denn schon wieder baden? Ich meine, andere Menschen setzten sich gemütlich an den Küchentisch und trinken dort ein Glas Wein. Nur Tanja tut geradezu so, als hätte sie seit Jahren keine Wanne mehr gesehen.
    Aber okay. Ich hatte mir ohnehin vorgenommen, mit ihr ein klärendes Gespräch zu führen. Und wenn es unbedingt sein muss, mache ich das notfalls auch unter Wasser. Hauptsache, am Ende ist klar: In dieser Wohnung können wir nicht bleiben.
    Ich werde einfach so tun, als wollte ich dieses Loft verkaufen und mit ein paar Habseligkeiten schon mal bei ihr einziehen. Natürlich ohne meine Wohnung im Univiertel aufzugeben. Falls es mit uns beiden dann doch nicht so gut läuft, kann ich wieder in meine eigenen vier Wände. Einziger Knackpunkt an der Sache: Mein Umzug müsste möglichst schnell über die Bühne gehen. Genau genommen innerhalb der nächsten Woche, was zu einem Problem werden könnte, da ich bei Miucci gerade alle Hände voll zu tun habe. Aber es ist auch nicht unmöglich.
    Auf diese Weise bräuchte Tanja jedenfalls nicht zu erfahren, dass ich ein kleines bisschen geschwindelt habe.
    Apropos Schwindel: Seit ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen habe, fühle ich mich vollkommen erschöpft. Dieser Tag war die Hölle. Mir ist speiübel, und dass ich überhaupt noch lebe, verdanke ich nur einem Loch im Fußboden.
    Nach der SMS von Tanja, die zugegebenermaßen ein wenig

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