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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
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von damals ist ein etwas fülligerer Kerl mit spärlichem Haarwuchs geworden. Dennoch verfügt er immer noch über ausreichend Charme, der mich schnell meine Enttäuschung beiseiteschieben lässt. Irgendwie umgibt ihn immer noch dieselbe Aura, die mein Herz schon damals zum Klopfen gebracht hat. Na ja, vielleicht habe ich auch einfach nur eine Rechnung mit dem Leben offen.
    Im Gegensatz zu mir erkennt er mich sofort. Im Laufe des Gesprächs gesteht er mir auch noch, dass er ebenfalls ein Auge auf mich geworfen hatte, als wir in der zehnten Klasse unseren Ausflug nach Rom unternahmen.
    »Und wieso hast du mich nicht angesprochen?«, frage ich natürlich sofort. Seine Worte sind Balsam für meine geschundene Seele: »Ich habe mich einfach nicht getraut. Du hast immer so unnahbar gewirkt«, entgegnet Bruno prompt. Da soll nochmal einer sagen, das Leben sei nicht voller Missverständnisse! Vielleicht haben Rosi und Jens recht mit ihrer Theorie, dass ich mich zu sehr an mein Alleinsein klammere. Andererseits: Das letzte Mal, als ich nicht unnahbar war, endete der Abend im kompletten Desaster. Es heißt Andreas und macht mir heute jeden Tag bei der Arbeit die Hölle heiß. Wenn mein Projekt »Mopsdiät« mit Kate und Moss nicht so wunderbar laufen würde, wäre ich wahrscheinlich schon längst meinen Job los.
     
    Zur Versöhnung gibt mir Bruno ein Bier aus. Dann fängt er jedoch an, ohne Punkt und Komma zu erzählen. Er erzählt mir seinen kompletten Lebenslauf in allen Details. Leider ist der so langweilig, dass man ihn auch in zwei Sätzen zusammenfassen könnte. Bruno arbeitet heute für eine Versicherung im Außendienst. Obwohl man da ja eigentlich rhetorisch gefordert ist, macht er den Eindruck, als hätte er sein komplettes Vokabular für diesen Abend aufgespart. Frei nach dem Motto: Jetzt muss alles raus, sonst fängt es an zu schimmeln.
    Zur Krönung stellt er mir auch noch Fragen zu seinen Haustieren. Irgendwo muss er aufgeschnappt haben, dass ich als Tierpflegerin arbeite.
    »Ich hatte ja mal eine Katze. Allerdings musste ich sie weggeben, weil sie immer auf den Teppich gekotzt hat, wenn sie Fisch bekam. Aber ich mag Tiere. Jetzt habe ich Goldfische zu Hause.«
    »Wie schön«, versuche ich in einer seiner kurzen Atempausen zu sagen, aber Bruno fährt schon fort. Er deutet mit seinem Glas auf eine hochgewachsene Frau mit kurzen braunen Locken und einer schwarzen Cordjacke. Sie sieht cool aus, aber ich kann sie nicht richtig zuordnen.
    »Da drüben, erinnerst du dich? Das ist Magdalena. Die fand ich damals auch scharf. Da wusste ich noch nicht, dass sie auf Dosenfutter steht.«
    »Wie, ›Dosenfutter‹? Sie sieht eher aus, als würde sie auf eine gesunde Ernährung achten«, antworte ich. Magdalenas Figur ist wirklich vorbildlich.
    »Nee, nix Lebensmittel! Sie ist vom anderen Ufer! Eine Leckschwester. Das hatte ich eine Zeitlang ja auch von dir vermutet. Weißt du eigentlich, wie man es nennt, wenn zwei Lesben miteinander telefonieren? Buschfunk! Hahaha.«
     
    Ich ignoriere Brunos schlechten Witz und blicke überrascht in Magdalenas Richtung, die genau in diesem Augenblick zu uns hinüberschaut. Um nicht unhöflich zu erscheinen, proste ich ihr zu, was sie wiederum als Aufforderung verstanden haben muss. Sie nähert sich unserem Tisch und setzt sich schließlich zu uns. Ich erinnere mich dunkel, dass ich Magda damals ganz gerne mochte. Sie ging in meine Parallelklasse und gehörte zu den toughen, selbstbewussten Mädels, das habe ich immer an ihr bewundert. Im Nachhinein wird da natürlich einiges deutlich. Dass sie nie einen Freund hatte und all das.
    Ich sage jedenfalls »Hallo« und frage, wie sie die letzten Jahre so verbracht hat. Ich bin dankbar für die Abwechslung. Der Abend in Brunos Gesellschaft zieht sich wie Kaugummi, und ich muss noch ein paar Stunden aushalten, denn es ist noch lange nicht ein Uhr.
    »Wo ich dich schon mal hier sitzen habe … du als Tierfrau … haha … Tierfrau, klingt witzig, oder?« Bruno versucht doch schon wieder, das Gespräch an sich zu reißen! Und er lässt nicht locker: »Meine Goldfische kommen mir momentan etwas komisch vor. Anfang der Woche schwamm Goldie plötzlich auf dem Rücken. Dann hat Jackson nachgezogen, und jetzt schwimmt auch Loretta in dem Stil. Ist das normal oder nur eine Phase? Sind die vielleicht schwanger?«
    Ich kann es kaum fassen: erst der kotzende Stubentiger und jetzt noch tote Goldfische. Das weiß doch wirklich jedes Kind, dass Fische, die mit

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