Dicke Moepse
mich zu Hause bereits ein großer Blumenstrauß inklusive meiner Handtasche und einer Einladung zum Wiedergutmach-Essen. Aber René hat seine Chancen verspielt. Endgültig.
Am Boden
Leider erwartet mich zu Hause weder ein Blumenstrauß noch meine Handtasche, sodass ich heute Abend wohl oder übel noch ohne mein Handy auskommen muss. Ich fühle mich ganz nackt ohne. Andererseits: Früher ging es auch ohne diese modernen Kommunikationswunder, und wir sind dennoch nicht vereinsamt.
Wenigstens auf meine Freundin Carla ist Verlass. Sie hat nicht nur eine Schüssel Popcorn gemacht, sondern dazu auch noch ein phantastisches Brathuhn mit einer Kräuter-Zitronen-Kruste, Ofentomaten und Rosmarinkartoffeln. Von wegen: »Diamonds are a girl’s best friend.« In schlechten Zeiten kann ein gutes Essen schon ein enormer Seelentröster sein.
Leider ist auch Mel zum Festmahl eingeladen und sitzt bereits am Tisch, um den Wein einzuschenken. Ich merke, wie meine Galle aktiv wird und sich mein Magen zusammenkrampft.
»Hi Rosi!«, zwitschert Mel mir fröhlich entgegen. »Wie war dein Date gestern Abend?«
»Sicher nicht ganz so amüsant wie deines!«, zische ich und werfe ihr einen bitterbösen Blick zu. Mel wird schlagartig blass und zupft verlegen an ihrem Blüschen herum.
»Wie meinst du das denn?«, fragt sie sichtlich nervös.
»Ich hab euch gesehen. Dich und Andreas! Im ›Chez Notre Dame‹. An der Bar.« Ich lasse mir für meine Worte extra viel Zeit und genieße es, wie Mel die Farbe aus dem hübschen Antlitz weicht. Sie lächelt ihr gequältes Stewardessenlächeln und setzt zur Verteidigung an. Doch Carla kommt ihr zuvor.
»Hab ich das richtig verstanden? Du warst mit Rosis Chef essen?«, fragt sie entsetzt. »Wieso?«
»Ich dachte mir … Andreas und Rosi, das ist doch nun schon echt lange her zwischen euch … und …«
»Und ich habe dich gebeten, trotzdem die Finger von ihm zu lassen!«, unterbreche ich sie wütend.
»Aber er hat mich angerufen und mich um ein Date gebeten«, verteidigt sich Mel tapfer.
»Aber mit Sicherheit nur, weil du ihm vorher deine Telefonnummer aufgedrängt hast!«, springt Carla mir bei. Wir schauen uns an und verdrehen die Augen.
»Nun seid doch mal nicht so streng. Ich verstehe ja euren Grundsatz, nichts mit den Exfreunden der Freundin anzufangen, aber die beiden haben nur einmal miteinander gevögelt. Was ist schon dabei, wenn ich mich mit ihm treffe?«
»Und ebenfalls mit ihm vögele?«, füge ich gehässig hinzu, schließlich kenne ich meine Pappenheimerin nur allzu gut. Während unsereiner noch über Anstand nachdenkt, ist Frollein Stewardess doch schon längst aus dem Schlüpfer und ins nächste Bettgestell gehüpft. Andererseits hat sie natürlich recht. Zwischen Andreas und mir lief wirklich nur kurz etwas. Ich habe eigentlich kein Recht, irgendetwas zu verbieten. Dennoch nervt es mich, dass die beiden miteinander ausgehen. Wir haben gerade erst Frieden geschlossen, aber unser Verhältnis gleicht einer Steckdose, die nicht benutzt wird. Sie kann eigentlich nichts anrichten, und dennoch weiß man, dass sie unter Spannung steht.
»Stell dir vor, ihr beginnt eine Beziehung und ich treffe ihn dann jeden Morgen im Bademantel beim Frühstück!«, versuche ich zu erklären. »Das könnte ich auf Dauer einfach nicht ertragen!« Wobei ich mir das Wörtchen Dauer wahrscheinlich bei Mel sowieso sparen könnte.
»Magst du ihn denn wirklich?« Jetzt wird die Romantikerin in Carla wieder laut. Schließlich gelten im Krieg und in der Liebe eben doch andere Regeln.
»Ja«, seufzt Mel, und diesmal glaube ich ihr sogar, dass sie es ernst meint.
»Und du willst ihn nicht nur mal eben so vernaschen?«, frage ich etwas indiskret, aber das ist mir jetzt auch egal.
»Na ja, ich hätte schon nichts dagegen gehabt, wenn er etwas offensiver gewesen wäre, aber er hat wohl noch an einer Sache aus vergangenen Tagen zu knabbern. Er war gerade erst unglücklich verliebt«, meint Melanie etwas genervt.
»Oh, der Herr Tannenbach hat Liebeskummer! Wahrscheinlich hat ihn mal wieder eine Dame im Regen stehengelassen. Kein Wunder. So gestört, wie sich der Typ Frauen gegenüber verhält, kann das ja nichts werden. Es ist doch immer die gleiche Leier mit den Kerlen. Ich bin wirklich froh, dass ich damals gleich Reißaus genommen habe!«, beeile ich mich zu sagen, bevor ich mich über mein Brathühnchen hermache. Es schmeckt köstlich und tröstet mich ein wenig über meinen aktuellen Liebeskummer mit
Weitere Kostenlose Bücher