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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
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Zimmer, setzt sich hinter den Computer und nimmt meine Daten auf.
    »Und hinter dem Spiegel, da stehen dann die ganzen Kommissare, ja?«, frage ich interessiert und ehrfürchtig.
    »Nein, da steht niemand!«, beruhigt mich Carla. »Das machen sie nur bei Schwerverbrechern. Dann ist auch die kleine Kamera da oben an der Decke angeschaltet!«
    Ich werfe einen Blick nach oben und sehe tatsächlich einen Camcorder in der Ecke hängen. Das Rotlicht leuchtet nicht. Dennoch setze ich mich besonders gerade hin, man weiß ja nie. Die ganze Atmosphäre macht einen nervös. Das geht mir immer so, auch bei Verkehrskontrollen fange ich an zu schlottern, obwohl ich wirklich eine rücksichtsvolle Autofahrerin bin und immer nüchtern hinterm Steuer sitze.
    »Vorstrafen hast du ja keine!«, sagt Carla.
    »Ich weiß nicht so genau …«, murmele ich unsicher.
    »Rosi! Hast du mir irgendetwas verschwiegen?« Carla reißt ihre Augen auf und beugt sich entsetzt zu mir.
    »Ich habe einmal ein Päckchen Kaugummis mitgehen lassen. Das ist allerdings schon zwanzig Jahre her«, gestehe ich kleinlaut.
    »Das zählt nicht. Selbst, wenn du dafür registriert worden wärest, ist das mittlerweile verjährt. Es sei denn, du hast danach nochmal nachgelegt«, klärt mich Carla auf.
    »Nein, nein, natürlich nicht. Ansonsten habe ich ein reines Gewissen!« Darf ich das eigentlich wirklich haben? Vielleicht habe ich mich ja doch verplappert und diesem Schwein von Betrüger einen wichtigen Hinweis gegeben.
    »Ich weiß überhaupt nichts über unsere Buchhaltung. Ich bin Tierpflegerin in unserem Zoo«, beginne ich mich zu verteidigen, obwohl mich bisher keiner angegriffen hat.
    »Ging dein Verhältnis zu dem Verdächtigen über die Kollegialität hinaus?«, fragt mich Carla. Sie nennt René »Verdächtiger«. Ist wohl so in juristischen Kreisen. Dabei ist es eigentlich doch völlig klar, dass er es war.
    »Rosi? Du musst hier natürlich nicht antworten, wenn du glaubst, du könntest dadurch in Verdacht geraten«, fügt Carla hinzu, als ich mit meiner Antwort immer noch nicht herausrücke. Ich werfe einen Blick zu dem jungen Mann am PC, schüttele dann den Kopf und fange an zu erzählen.
    »Nein, alles klar. Um ehrlich zu sein, fand ich René zu Beginn total süß. Wie eigentlich jede weibliche Mitarbeiterin im Zoo. Aber mit mir hat er sich sogar verabredet.«
    »Bist du dir sicher, dass du die Einzige warst?« Carla schaut mich durchdringend an, und ich verstehe jetzt, warum sie den Spitznamen »Miss Verhör« trägt.
    »Um ehrlich zu sein, darüber habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.« Für einen kurzen Augenblick denke ich an Erika Sonnebank und ihre offene Art allen Männern gegenüber, verwerfe den Gedanken dann aber ganz schnell wieder.
    »Ich weiß aber noch, wo er wohnt, wenn er da überhaupt wohnt, aber ich denke doch. Die Wohnung war doch recht persönlich eingerichtet.«
    Ich denke mit Schrecken an das harmonische Familienfoto neben dem Bett, das unserem furchtbaren Gegrapsche ein Ende bereitet hat. Im Grunde sind schon Renés sexuelle Defizite kriminell. Schade, dass es dagegen noch kein Gesetz gibt. Ich verkneife es mir jedoch, Carla meinen Vorschlag zu unterbreiten, und beeile mich, mein gesamtes Wissen bezüglich des Herrn René W. zu Protokoll zu geben. Nach etwa einer Viertelstunde sind wir fertig.
    »Du hast uns vielleicht wirklich ein paar sehr hilfreiche Hinweise geben können!«, flüstert mir Carla auf dem Gang zu. »Auch wenn du sie sehr blumig und etwas zu ausführlich beschrieben hast.« – »Wie peinlich. Dabei habe ich mir mehr als die Hälfte meiner Bemerkungen verkniffen«, gestehe ich. »Und wie geht es jetzt weiter?«, frage ich aufgeregt.
    »Mehr darf ich dir nicht sagen. Aber drück uns und euch die Daumen. Vielleicht haben wir bald eine Spur!«
    Als ich aus dem Polizeigebäude hinausgehe, überholt mich bereits ein blauer Polizeiwagen mit Martinshorn. Ist es nicht völlig unsinnig, mit so einem Riesengetöse auf Verbrecherjagd zu gehen? Aber sie werden schon wissen, was sie tun. Hoffe ich zumindest. Mein schlechtes Gewissen plagt mich immer noch, und ich fühle mich, als wäre ich mit dem Satan höchstpersönlich im Bett gewesen. Gut, dass dieser Koitus vorzeitig in einem »interruptus« endete. Sonst ginge es mir womöglich noch schlechter.
     
    Bis zur abendlichen Besprechung habe ich noch etwas Zeit, also mache ich mich auf den Weg zu meinen Möpsen. Mir fehlen die beiden kleinen Knuffelchen enorm.

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