Dicke Moepse
schlecht in eines unserer Gehege sperren und dafür Eintritt verlangen. Das ist doch mal wieder typisch. Da verschwinden Millionen von Euros, und wer trägt die Konsequenzen? Wir.
Mein Schulabschluss, mein Studium, meine Ausbildung, alles umsonst, nur weil so ein blöder dahergelaufener Trottel uns abgezockt hat. Ich stopfe mir das restliche Popcorn in den Mund. Der Zucker tut mir gut. Wieder einigermaßen motiviert, mache ich mich auf den Weg in den Zoo. Weg mit dem Phlegma, jetzt werden die Ärmel hochgekrempelt! Fehlt nur noch die richtige Strategie, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen.
»Wia gönnten üns im Indanet vasteigern. Sö wie Schosch Gluuni, der hat mehr als hundattausnd Dollars für sisch begömmn!«, wirft Erika Sonnebank in die Runde.
»Nun, deine Schönheit in allen Ehren, aber ich denke, dass wir mit dieser Methode und unseren Mitarbeitern nicht wirklich so viel Geld zusammenbekommen«, sagt Andreas vorsichtig. Wir debattieren nun schon seit zwei Stunden über eine wirksame Methode, innerhalb kürzester Zeit mit möglichst geringem Einsatz viel Geld zusammenzubekommen. Je später der Abend, desto deutlicher wird die Erkenntnis, dass, wenn es eine derartige Methode gäbe, sie mit Sicherheit schon patentiert und gewinnbringend verkauft und vermarktet worden wäre.
»Ich kann die Büchsenschützinnen um Geld bitten! Oder wir machen eine Verlosung mit kleinen Preisen, die wir in den umliegenden Geschäften erbitten!«, rufe ich.
»’ne Dombola! Güde Idee. Aber ob die beiden alden Domen vier Milliönschn aufn Disch legn, mog isch bezweifln«, gibt Erika zu bedenken.
»Und wenn wir einfach einen Spendenaufruf starten? Im Radio zum Beispiel. Das kann doch nicht so viel kosten.« Bea, unsere Praktikantin meldet sich zu Wort.
»Nein, ich denke, wir müssen eine Möglichkeit finden, unsere Stammkundschaft zu involvieren.«
»Ponyreiten!«
»Oder wir nehmen eine CD auf! Musik wird doch immer gerne genommen, wenn es um wohltätige Zwecke geht.«
»Und wer soll das bitte einsingen?«
»Ganz klar! Wir rufen einfach bei Madonna an! Die hat sicher einiges auf der hohen Kante.«
»Madönna! Die find isch ooch güt. Diesa Köpo, wie von na Zwanzischjährign!«
»Zwanzig? Ich wär froh, wenn ich mit zwanzig so ’nen Körper gehabt hätte …«
Alle rufen durcheinander.
»Kinder, Kinder, so beruhigt euch doch wieder. So kommen wir nicht weiter!« Andreas hat sich in unser Durcheinander eingemischt und sorgt wieder für etwas Ruhe. Auch wenn die Konzentration zu wünschen übrig lässt, der Wille, unseren Zoo zu retten, ist da. Andreas tritt zum Flipchart und beginnt einige Linien und Kreise aufzumalen. Er schreibt und zeichnet, skizziert, radiert und kalkuliert, bis ein schlüssiges Bild auf dem Papier entsteht. Er stellt sich neben die Tafel und blickt fragend in die Runde. »Was haltet ihr davon?«
Kurz vor zwölf
Dieses Wochenende ist es endlich so weit. Dann findet unsere große Rettungsaktion statt. Die Idee kam von Andreas. Wir anderen waren, was das Retten unseres Betriebes angeht, leider recht unkreativ. Wunder liegen eben nicht einfach auf der Straße. Dennoch hoffen wir natürlich, mit unserem Benefiz die Gunst der Holländer zurückzugewinnen.
»Das Prinzip gleicht einer Art Aktiengesellschaft«, hat uns Andreas erklärt. »Wir machen eine große Party und verkaufen für jedes Tier die Möglichkeit, Patenschaftsanteile zu erwerben. So bleibt zwar das Tier Eigentum des Parks, dennoch hat der Käufer einen gewissen Anteil daran. Nicht nur das ist möglich. Interessenten können natürlich auch Anteile für Hege und Pflege, Stallbewirtschaftung oder Futter kaufen.« Andreas schien wirklich von seinem Plan überzeugt.
Vierzehn Tage hatten wir nun Zeit, uns auf die Veranstaltung vorzubereiten. Das bedeutete neben der Organisation eines Festzeltes, Caterings und Unterhaltungsprogramms natürlich auch das Erstellen der Gästeliste. Besonders Gäste mit lockerem Portemonnaie und einer gewissen Portion Eitelkeit suchten wir zusammen. »Die Leute werden es prima finden, wenn neben dem Käfig der einzelnen Tiere ihr Name in Goldlettern prangt!«, hatte Andreas gesagt.
Der Countdown zu unserer Spendenveranstaltung läuft, und wir haben wirklich jeden kontaktiert, der uns zwischen die Finger geriet. Ich bin sogar über meinen Schatten gesprungen und habe Mel gebeten, den erlauchten Kreis ihrer Fluggäste, VIPs und Vielflieger anzusprechen. Nichts haben wir ausgelassen.
Die
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