Dicke Moepse
Festveranstaltung dermaßen strahlen, dass die Leute gar nicht anders können, als sich in unsere Tiere zu verlieben!«
Carla hakt sich bei mir unter, allerdings nur bis zum Ausgang, dann hält sie wieder den Sicherheitsabstand ein. Wahrscheinlich rührt mein ungutes Gefühl daher, dass sich René bisher nicht, wie angekündigt, bei mir gemeldet hat. So schwebt die Ungewissheit wie eine Drohung über uns. Mir würde es bessergehen, wenn diese kranke Person vor Gericht käme. Aber solange wir auch warten, von Herrn Weiner alias Heuler fehlt jedes Lebenszeichen, und so verabschieden wir uns abends von Andreas und machen uns auf den Heimweg. Allerdings bleibt der Tag dennoch nicht ganz ohne Überraschung. Gerade als wir durch das Eingangstor gehen, kommt uns Melanie entgegengestöckelt. Sie trägt einen großen Korb aus geflochtenem Bast über der Schulter. Er scheint voller Leckereien zu sein, das verrät zumindest ein grüner Flaschenhals, der aus dem Korb hervorragt.
»Was machst du denn hier?«, frage ich, obwohl ich die Antwort sowieso schon kenne.
»Ich dachte, ich überrasche Andreas. Er arbeitet so hart, da kann er sicher eine kurze Erfrischung gut gebrauchen«, sagt sie zickig.
»Komm, lass gut sein, Rosi.« Carla zieht mich einfach weiter. Sie scheint mit Mel und ihren Männerspielereien endgültig abgeschlossen zu haben.
»Tja, dann wünsche ich euch viel Spaß und Erfolg«, rufe ich ihr noch hinterher.
»Danke! Wir sehen uns ja dann morgen!«, antwortet Mel, als sei nichts gewesen, und tänzelt den Kiesweg entlang.
»Sie kann nicht anders, sie meint es nicht so …«, versuche ich sie zu verteidigen.
»Doch, sie meint es genau so«, zischt Carla. »Weißt du, Rosi, Menschen wie Mel genießen es, dass sie so sind, wie sie sind. Man hat fast das Gefühl, sie verachten uns, weil wir anders denken als sie. Mel braucht doch nur mit dem Finger zu schnippen, und schon kleben zehn neue Eroberungen daran.«
»Stimmt. Aber auf Dauer ist das doch auch nichts!«
»Richtig. Denn sie wird niemals in den Genuss kommen, jemanden wirklich zu lieben. Sie verpasst das Wichtigste.«
»Und das wäre?«
»Intimität!«
»Du hast mal wieder recht. Und das Beste daran ist: Ab morgen wohnt sie nicht mehr unter unserem Doch.«
Der große Preis
Am Tag unserer Benefizveranstaltung vergewissere ich mich mehrfach bei Andreas, dass Mel völlig normal gewirkt hat und nicht womöglich etwas Böses im Schilde führt. Irgendwie hat mich mein ungutes Gefühl die halbe Nacht wach gehalten. Danach hatte ich Alpträume.
»Rosi, beruhige dich, alles wird gut verlaufen. Zu mir hat sie gesagt, sie kommt gegen 15 Uhr.«
»Ich hoffe, du behältst recht!«, sage ich und knabbere nervös an meinen Fingernägeln.
»Mel hat sogar ein paar Flugtickets besorgt, die wir bei unserer Tombola verlosen dürfen.« Andreas wedelt mit den Scheinen vor meinem Gesicht herum. »Da hat sie doch schon mal ihr Wort gehalten. Wie kommst du denn bloß darauf, dass die Kleine etwas kaputt machen könnte?«, fragt Andreas.
»Ach, das willst du gar nicht wissen!«, erwidere ich.
»Nun sag schon! Ich glaube, dass Melanie einfach nur ein nettes Mädchen mit einem enormen Drang nach Aufmerksamkeit ist.«
»Ja, so kann man es auch ausdrücken.« Bevor mir noch eine gehässige Bemerkung herausrutscht, suche ich lieber das Weite. »Ich gehe dann mal zum Zelt und sehe nach dem Rechten!«
Das Zelt und die Band zu organisieren war meine Hauptaufgabe. Erika Sonnebank hat das Catering besorgt, denn offenbar schläft sie gerade mit einem Koch. Solange es zu unserem Vorteil ist, soll’s mir recht sein. Läuft so etwas eigentlich auch unter Prostitution? Selbst wenn es für einen guten Zweck ist?
»Alttestamentarisch betrachtet, ist es wohl eher Nächstenliebe!«, überlegt Carla.
»Echt? Aber Maria Magdalena hatte doch einen total schlechten Ruf!«, wende ich ein.
»Ich meine ja auch nicht Magdalena, sondern Ruth, die hat sich quasi sexuell geopfert, um dem Rest ihrer angeheirateten Familie ein gutes Leben zu verschaffen!«, antwortet Carla, bibelfest wie immer.
»Diese Katholiken haben doch echt für alles eine Ausrede. Und was ist mit Mel? Immerhin hilft sie auch mit.«
»Melanie begehrt des anderen Ehegatten, das verstößt gegen die Zehn Gebote. Da kann sie noch so viele Flugtickets springenlassen!«, zischt Carla unversöhnlich.
»Du meinst, nur weil Erikas Mann angeblich damit einverstanden ist, dass sie wilden Beischlaf betreibt, ist das o. k.?«
»Wer
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