Die 10. Symphonie
Wort davon aufzunehmen.
Kommissionsgesch äfte, oder solche, die mit anderen Handelsgeschäften verbunden sind
Die Theorie des Kommissionsgesch äfts umfasst nicht nur die oben besprochenen Geschäfte, die, wie wir gesehen haben, die Existenz eines Kaufmanns kraft Gewerbebetriebs voraussetzen, von der sie jedoch nicht zwingend abhängig sind...
Es war nicht so, dass Mateos intellektuell nicht in der Lage gewesen w äre, zu begreifen, was er da las, doch eine vermutlich durch Schlafmangel bedingte Konzentrationsschwäche ließ ihn nur Buchstaben entziffern, diese aber nicht mit Inhalt füllen.
Er hatte sich an der Fernuniversit ät eingeschrieben, weil er versuchen wollte, ein nach drei Jahren abgebrochenes Studium zu beenden. Um den Unterhaltszahlungen für ein ungeplantes Kind nachzukommen, war er damals gezwun gen gewesen, sich bei der Polizei zu bewerben. Handelsrecht, ein Grundlagenfach, w ürde ihm zehn Credit-Points an der Fernuniversität einbringen, doch wenn er in dem Tempo vorankam, brauchte Mateos sich gar nicht erst für die Prüfungen anzumelden. Das Schlimmste war, dass er im Büro nur bei geschlossener Tür und mit heruntergelassenen Jalousien lernen konnte - seit er in diesem Dezernat arbeitete, hatte er nämlich aus beruflicher Eitelkeit vor allen Kollegen so getan, als besäße er ein abgeschlossenes Jurastudium. Weil er sich, wenn nicht viel zu tun war, stundenlang in seinem »Aquarium« einschloss, hielten ihn ein paar Böswillige für einen großen Fan von Erotikchats. Nichts war weiter von der Wahrheit entfernt als das. Zwar war der Inspector durchaus ein Frauenheld, doch er hatte es immer vorgezogen, seine Eroberungen live an Ort und Stelle zu machen. Er kannte einige Bars in der Stadt, die sich ab zwei Uhr morgens mit geschiedenen Frauen füllten. Mit dem Aussehen eines altmodischen Hollywoodgalans - Errol Flynn-Schnurrbart inklusive - und vor allem seiner tiefen, wohltönenden Stimme, die ihm eine alternative Karriere als Synchronsprecher erlaubt hätte, war es ihm ein Leichtes, nach nur einem Gin Tonic mit der schönsten von ihnen anzubändeln. Nach dem zehnten Versuch gab der Inspector es auf und schloss das Lehrbuch.
Er fragte sich schon seit einigen Wochen, weshalb er sich darauf versteift hatte, das Jurastudium zu beenden, wo er doch einen Abschluss in Soziologie hatte. Und immer kam er zu dem Schluss, dass er das Opfer seiner eigenen Schwindelei geworden war. Er hatte jeden glauben gemacht, dass er den Abschluss in der Tasche habe, also musste er ihn nun um jeden Preis erlangen, denn er war überzeugt, dass irgendein Rivale im Dezernat es früher oder später aufdecken würde - Lügen haben kurze Beine. Und außerdem waren da noch die ständigen Auseinandersetzungen mit den Untersuchungsrichtern, die ihm den Spitznamen »Dirty Harry« eingetragen hatten. Mateos war sicher, dass eine genauere Kenntnis des Rechts seine Schwierigkeiten mit dem Richterstand einebnen würde. Im Gegensatz zu dem berühmten von Clint Eastwood gespielten Polizisten war Mateos zwar nicht gewalttätig und handelte auch nicht nach dem Gesetz der Vergeltung. Doch bei Ermittlungen folgte er durchaus seinen eigenen Regeln, und manchmal machte er die Herrschaften von der Justiz wahnsinnig mit seinen merkwürdigen Gesuchen und unangemessenen Widerreden.
Seine Lernstunde war also beendet, und Mateos erhob sich, um die Jalousien und die T ür zu öffnen. In diesem Moment trat ein junger, schlaksiger Subinspector ins Büro, der ihm bei den Ermittlungen für den Fall zur Seite stand.
»Was bringst du Schönes, Aguilar?«, fragte der Inspector. Der Subinspector gab ihm ein paar zusammengeheftete Blätter mit einer Reihe von Namen. »Das sind die Gäste, die gestern Abend das Konzert bei Marañón besucht haben«, antwortete er. »Vermutlich willst du, dass wir sie alle befragen.« »Das Wichtigste ist, dass wir so bald wie möglich mit der Tochter sprechen.«
»Ich habe sie für heute um fünf bestellt.« »Hierhin, aufs Dezernat?«
»Das erschien mir zu hart, sie ist ja nicht verdächtigt ... jedenfalls noch nicht.« »Hast du nach den Bändern von den Überwachungskame ras drau ßen gefragt, damit wir herausfinden können, mit wem Thomas die Feier verlassen hat?« »Ja. Ich bekomme sie heute Nachmittag.« »Gut, dass man dort mit uns zusammenarbeitet. Wenn wir einen Durchsuchungsbefehl für Marañóns Haus besorgen müssten, hätten wir ein Problem.« »Weshalb, Chef?«
»Na ja, er ist eine sehr mächtige Person
Weitere Kostenlose Bücher