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Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Titel: Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mackowiak
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ist die Nominalisierung (Versubstantivierung) von Verben. Das können substantivierte Infinitive von Funktionsverbgefügen sein wie:
In-Anwendung-Bringen, Inkrafttreten, Zu-Grunde-Legen
oder die verbreiteten Nominalisierungen auf -
ung
:
Im Falle eines Inkrafttretens dieser Verwaltungsvorschrift und der daraus folgenden Entsorgung des wilden Mülls in der Kiesgrube Vaals durch die Waste GmbH ist mit einer erheblichen Beeinträchtigung dieses Unkenbiotops zu rechnen
.
    Indem man Verben nominalisiert, meint man, ganze Sätze oder Nebensätze einsparen zu können. Außerdem betonen Nominalisierungen das Ergebnis (eine gewisse Unabänderlichkeit), während Verben eher den Vorgang ausdrücken. Diese «Absolutheit» der Nominalisierungen kann natürlich gewollt sein. Auch verlangt dieNominalisierung im Gegensatz zum Verb kein Subjekt, man muss also nicht denjenigen nennen, der die Handlung ausführt. Auch das kann gewünscht sein.
    Der Nachteil der Nominalisierung liegt darin, dass sie grammatische und damit auch inhaltliche Verhältnisse nicht so klar wiedergibt, wie es das Verb tut. Man vergleiche etwa:
Die Richterin beschuldigt die Klinikchefin der Kindesentziehung
mit:
die Beschuldigung der Kindesentziehung gegen die Klinikchefin seitens der Richterin
(wobei gar zu fragen wäre, ob diese Nominalisierung so überhaupt noch grammatisch ist, ob etwa die Präpositionen so wie hier verwendet werden können).
    Die Verständlichkeit erhöht sich auf jeden Fall, wenn statt Nominalisierungen Verben verwendet werden. Dazu müssen Neben- oder Hauptsätze gebildet werden. Man scheue keine Kommas oder Punkte. Eine solche Umformulierung kann in unterschiedlichem Ausmaß vorgenommen werden, abhängig davon, was angemessen erscheint.
    Zum Beispiel kann man sich darauf beschränken, in Nebensätze aufzulösen:
Wenn diese Verwaltungsvorschrift in Kraft tritt und daher die Waste GmbH den wilden Müll in der Kiesgrube Vaals entsorgen muss, ist damit zu rechnen, dass dieses Unkenbiotop erheblich beeinträchtigt wird
. Dieses Beispiel zeigt bereits, dass die Annahme, Nominalisierungen würden den Satz verkürzen, trügen kann. Denn schon die Umformulierung mit Hilfe von Nebensätzen ist kürzer als das Original mit den Nominalisierungen.
    Allerdings ist auch der umformulierte Satz für einen wirklich verständlichen Satz noch recht lang. Also greifen wir auf einen Leitsatz der Textverständlichkeit zurück: «Der Punkt ist dein Freund», und machen zwei Sätze aus dem einen langen:
Wenn diese Verwaltungsvorschrift in Kraft tritt, muss die Waste GmbH den wilden Müll in der Kiesgrube Vaals entsorgen. Dann ist damit zu rechnen, dass dieses Unkenbiotop erheblich beeinträchtigt wird
.
    Man könnte natürlich noch mehr Punkte bzw. andere Satzschlusszeichen setzen. Im Extremfall könnte man aus jeder Nominalisierung einen Hauptsatz machen:
Soll diese Verwaltungsvorschrift wirklich in Kraft treten? Dann muss nämlich die Waste GmbH den wilden Müll in der Kiesgrube Vaals entsorgen. Und womit wäre dann zu rechnen? Dieses Unkenbiotop würde erheblich beeinträchtigt
.
     
62. Diskussion über eine an einem nicht gerade strahlenden Morgen stattfindende Freiluftmatinee
Überlange attributive Partizipialgruppen
    Lange attributive Partizipialgruppen machen es schwerer, einen Satz zu verstehen:
Die beiden Kunstkritiker werden wohl noch lange über eine an einem nicht gerade strahlenden Morgen stattfindende Freiluftmatinee diskutieren
. Warum eigentlich? Nun: Die links vom Bezugswort stehenden Partizipialgruppen haben eine Eigenschaft, die eigentlich schon jede Verbindung aus Adjektiv und Substantiv wie
das rote Tuch
aufweist. Die Zusatzinformation
rot
steht vor dem, worüber sie etwas aussagt:
Tuch
. Weil wir in der Regel lieber erst wissen, worum es überhaupt geht, bevor darüber etwas Neues ausgesagt wird, eine Information geliefert wird, ist ein Satz wie:
Das Tuch ist rot
leichter zu verstehen als der Ausdruck:
das rote Tuch
. Natürlich stört diese «verkehrte» Reihenfolge bei einem einfachen Adjektiv nicht wirklich. Aber wenn dieses Attribut länger wird, wie bei einer längeren Partizipialgruppe, hängt die Neuigkeit, dass an einem nicht gerade strahlenden Morgen etwas stattfindet, ziemlich lange in der Luft, bevor wir erst sehr spät erfahren, was da überhaupt stattfindet. Besonders schwer verständlich wird solch eine Partizipialgruppe, wenn sie mit einer verwirrenden Präposition-Artikel/Pronomen-Kombination beginnt:
über eine an

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