Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Salmanassar III. (858–824) geleistet hätte, doch assyrische Inschriften erwähnen ihn.
12
König Salmanassar III. und Jehu von Israel.
Den Trinkbecher in Friedensgeste erhebend, nimmt der assyrische Herrscher die Huldigung des ihm zu Füßen liegenden israelitischen Königs Jehu entgegen. Einer der vier bartlosen Diener – also ein Eunuch – hält einen Sonnenschirm über den behelmten Salmanassar, ein weiterer fächelt ihm Luft zu. Jehu, der sich selbst demütigt, ist nur mit Mütze und einfachem, kurzärmeligem Fransenhemd bekleidet, ohne den sonst darüber getragenen Mantel. – Schwarzer Obelisk, ca. 827 v. Chr., British Museum, London.
Im Jahr 1846 hat Austen Henry Layard in der antiken Stadt Kalchu (heute Nimrud, unweit von Mosul im Irak) nach antiken Monumenten gegraben. Der britische Ausgräber fand einen etwa 2 Meter hohen Pfeiler aus schwarzem Kalkstein mit sorgfältig ausgeführten Reliefs und damals noch unentzifferten Inschriften. Heute befindet sich das Fundstück unter der Bezeichnung «Schwarzer Obelisk» im Britischen Museum. Als die Inschrift 1850 von Edward Hinks und Henry Rawlinson entziffert wurde, war die Überraschung groß: Unter den dargestellten Gestalten erkannte man den israelitischen König Jehu
(Abb. 12).
Die Beischrift lautet: «Den Tribut des Jehu vonBet-Omri – Silber, Gold, eine Schale aus Gold, eine Schüssel aus Gold, Kelche aus Gold, Eimer aus Gold, Zinn, ein Zepter für die Hand des Königs – empfing ich von ihm.» Die unterwürfige Geste des Jehu darf nicht missverstanden werden: Jehu wird nicht als Besiegter, sondern als Freund des Assyrerkönigs dargestellt. Erst etwa hundert Jahre nach Jehu kam es zum Streit zwischen dem Nordreich Israel und den Assyrern. Im Jahr 721 v. Chr. eroberten die Assyrer das Nordreich Israel und seine Hauptstadt Samaria und betrachteten das Gebiet als Provinz. Das Königreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem bestand dagegen noch über hundert Jahre in relativer Selbständigkeit weiter.
51. Was ist das Gründungsdokument der jüdischen Religion? Im Judentum gilt der Pentateuch, d.h. die fünf Bücher Mose, als Gründungsurkunde der jüdischen Religion. Er bildet den Kern der jüdischen Bibel. Dabei fällt der Genesis (l. Mose) die Rolle des Prologs zu, die Satzung (hebräisch: Thora = Weisung) in den Büchern Exodus (2. Mose), Levitikus (3. Mose), Numeri (4. Mose) und Deuteronomium (5. Mose) regelt zum Teil bis heute das Leben und die Religion. Typisch ist die Zusammenstellung von Geboten und Regeln in Listen. Die wichtigste Liste ist die der Zehn Gebote, welche die bildlose Alleinverehrung des einen Gottes einschärft und es zur Pflicht macht, die Sabbatruhe einzuhalten. Weitere Listen nennen die «unreinen», für den Verzehr nicht geeigneten Tiere wie das Schwein (Levitikus 11, Deuteronomium 14) oder die im Jahreskreis gefeierten Feste (Levitikus 23, Deuteronomium 16). Alle Vorschriften sind in eine Erzählung eingebettet, die mit der Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten beginnt. Mose, der im Auftrag Gottes die wunderbare Befreiung leitet, führt das Volk an einen heiligen Berg in der Wüste; der Berg trägt im Buch Exodus den Namen Sinai, im Deuteronomium den Namen Horeb. An diesem Berg, so wird erzählt, hat Israels Gott seinem Volk die Gebote übergeben.
Betrachtet man die Bücher Mose genauer, kann man zwei ähnliche, im Einzelnen jedoch unterschiedliche Fassungen einer jüdischen Lebensordnung entdecken. Die Bücher Exodus bis Numeri entwerfen eine priesterlich-kultische Lebensordnung, in deren Mittelpunkt der Tempel steht, dargestellt als transportables Kultzelt, welches das Volk auf seiner Wanderung durch die Wüste begleitet. Verantwortlich für den Kult ist der Hohepriester Aaron, der Bruder des Mose. Anders das Buch Deuteronomium: Hier treten kultischeInteressen zurück. Entworfen wird eine politische Lebensordnung für das Volk, das von Ältesten, einem König und Gelehrten (Leviten) geleitet werden soll.
Aus welcher Zeit stammen diese Ordnungsbücher? Nicht aus der Zeit des Mose (um 1200 v. Chr.?), wie der Text selbst nahelegt, sondern aus viel späterer Zeit. Das große Offenbarungsgeschehen am heiligen Berg ist als Dichtung zu verstehen. Wann genau sie entstanden ist, lässt sich schwer sagen. Am ehesten kommen dafür das 6. und 5. Jahrhundert in Frage, also Israels nachmonarchische Zeit: die Zeit der Babylonischen Gefangenschaft (598–540 v. Chr.) und die Zeit, in der Palästina unter persischer Verwaltung stand.
Weitere Kostenlose Bücher