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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Schuldigern.
auch wir vergeben ja unseren Feinden, was sie uns Schlimmes angetan haben – die Zerstörung Jerusalems, die Vernichtung des Tempels, die Vertreibung vieler Juden aus der Heimat, die Zerstörung des Königtums.
Und führe uns nicht in Versuchung,
Führe uns in der gegenwärtigen Zeit der Drangsal nicht in die Versuchung, vom Glauben an dich abzufallen und der jüdischen Lebensweise untreu zu werden,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
sondern erlöse uns aus aller gegenwärtigen Not.
    Dem Vaterunser liegt ein einheitlicher Gedankenkreis zugrunde: Das seit der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft im 6. Jahrhundert v. Chr. ohne eigenen Staat lebende jüdische Volk empfindet diesen Zustand als Strafe für die Sünde seiner Vorfahren, die von der wahren monotheistischen Gottesverehrung abgefallen sind. Nur Gott selbst kann diesen Zustand wieder ändern – und diese Änderung wird von Gott erfleht. Tatsächlich gibt es mehrere Gebete, die dem Wortlaut unserer Umschreibung (rechts) entsprechen (Daniel 9,4–19; Jesaja 63,15–64,9 sind nur Beispiele).
    Waren sich die Anhänger Jesu beim Sprechen des Vaterunsers dieser Bedeutung der einzelnen an Gott gerichteten Bitten bewusst? War ihnen der jüdisch-patriotische Charakter des Gebets bekannt? Jesus selbst war kein Patriot; für ihn war das «Reich Gottes» eine Größe, die überall Wirklichkeit werden kann, ohne auf die Existenz eines Nationalstaates angewiesen zu sein.
    75. Sind die Propheten Gottesmänner oder Intellektuelle? Gehen wir von einem Beispiel aus: König Ahab will einen Weinberg erwerben; Nabot will nicht verkaufen. Da lässt der König Nabot ermorden. Nun kann er sich den Weinberg aneignen. Da tritt ihm der Prophet Elija entgegen: «So spricht Jahwe: Durch einen Mord bist du Erbe geworden», und kündigt dem König Gottes Strafe an (1 Könige 21,19).
    Zweifellos ist Elija ein Intellektueller. «Der Intellektuelle – das ist einer, der sich in Sachen einmischt, die ihn nichts angehen.» So beschreibt der Philosoph und Literat Jean-Paul Sartre (1905–1980) den Intellektuellen, den er selbst virtuos verkörpert hat: als Menschen, der zu politischen und gesellschaftlichen Themen öffentlich Stellung nimmt, ohne gefragt zu sein, und der anderen oft lästig fällt. Von dieser Art sind auch die Propheten der Bibel. Die Themen der Propheten sind vielfältig. Indem sie die rücksichtslose Ausbeutung der Bauern kritisierten und die Schuldigen benannten, äußerten sie sich zu einem typischen Übel der antiken agrarischen Gesellschaft. Weiter kritisierten sie die Könige, die sinnlose, das Volk ins Unglück stürzende Kriege gegen weit überlegene Weltmächte führen wollten. Schließlich hielten einige von ihnen nicht zurück mit Kritik an der Verehrung von Götzen. Die z.B. von Elija erhobene Forderung der reinen Verehrung des einzigen Gottes bereitete den Weg zum Monotheismus.
    Elija ist gleichwohl nicht nur ein Intellektueller. Er ist auch Gottesmann, der, wie die meisten Propheten Israels (Jesus gehört zu den Ausnahmen), seine kritische Botschaft als Wort Gottes vorträgt. Wie kam ein Prophet dazu, sich als Sprachrohr Gottes zu verstehen? Die Propheten selbst geben eine Antwort auf diese Frage, indem sie von überwältigenden Berufungserlebnissen berichten. Ein Beispiel hierfür ist Jesaja: In den Himmel versetzt, lauschte er den sechsflügeligen Engeln, die Gottes Thron umgeben und einander «heilig, heilig, heilig» zurufen (Jesaja 6). Gott selbst ist anwesend. Sein Aussehen wird nicht beschrieben. Offenbar hat sich Jesaja zu Boden geworfen und wagte nicht aufzublicken; er sah nur den Mantelsaum des thronenden Herrn. Dann jedoch muss er sich aufgerichtet haben, denn sein Mund wurde mit glühender Kohle gereinigt, um für die Verkündung des göttlichen Wortes zu taugen. Eine solche vielleicht im Traum erfahrene Berufung fällt allerdings nicht vom Himmel. In der Regel setzte sie die Ausbildung durch einen Prophetenmeister voraus, der den Kandidaten beispielsweise lehrte, wie er sich durch Fasten oder durch den Gebrauch eines Saiteninstruments in die Lage versetzen kann, Gottes Offenbarung zu empfangen (Daniel 10,3; 2 Könige 3,15).
    Die Verbindung von Gottesnähe und Politik, religiöser Offenbarung und rationaler Botschaft mag uns heute eigenartig und fremd erscheinen; im alten Israel war sie das Kennzeichen prophetischer Existenz.
    76. War Jesus mehr als ein Mensch? Im Mittelpunkt der Schriften des Neuen Testaments steht Jesus. Von ihm wird

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