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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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für Nicht-Weiße neben «Hautfarben» auch auf «Gerüche von Ausdünstungen», «Bluteigenthümlichkeiten» oder geringere «Empfindlichkeit der Haut» auf. Aus biologistischen und pseudoästhetischen Merkmalen schließt er zudem auf mentale Unterschiede. Insgesamt erkennt er vier «Rassen», wobei die anderen drei den
Weißen
unterlegen seien.
    Die Faulheit der ursprünglichen Bewohner_innen der Amerikas mache sie (für Weiße) verzichtbar, sie seien lebensunfähig. Roma und Sinti als staatenlose Vagabunden zu konstruieren, ist nicht neu, Kant aber trägt dazu bei, dieses Konstrukt rassentheoretisch zu fundieren. Er beschreibt sie als von Indien abstammend. Sie seien derart sozial degradiert, dass sie jeder Idee von Veränderung und Fortschritt verschlossen bleiben müssen, egal wie lange sie in Europa lebten. Schwarze wiederum seien faul, unmündig und dem Fortschritt unzugänglich. Kein einziger Schwarzer habe eine «rühmliche Eigenschaft» oder habe jemals etwas Großes geschaffen. Schwarze sollten nicht aus der Sklaverei entlassen werden, es sei denn, sie könnten strikt von Weißen segregiert werden.
    Die permanente Abwertung von People of Color geht bei Kant so weit, dass er sich bei bestimmten Regionen sogar fragt, warum sie überhaupt existieren – denn die Welt verlöre nichts, sollten sie untergehen. Dass in Immanuel Kants Philosophie Fortschritt nur bei Weißen zu finden sei, gipfelt in den 1770er Jahren in dem Gedanken: «Alle racen werden ausgerottet werden (Amerikaner und Neger können sich nicht selbst regiren. Dienen also nur zu Sclaven), nur nicht die der Weißen.» (Zit. nach Immanuel Kant: Collegentwürfe aus den 70er Jahren, in: Kant’s gesammelte Schriften. Hrsg. Kgl.-Preuß. AdW, Bd. 15, 3. Abt., Band 2 (Anthropologie), 1. Hälfte, Berlin, Leipzig 1923, S. 878.)
    35. Was bedeutet bei Hegel Geschichtslosigkeit?   Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770–1831) entwickelte wie kaum ein anderer systematisch den Fortschrittsgedanken: Die Zukunft liege in der Macht jener, die die bedeutsamsten Zivilisationen der Vergangenheit repräsentierten. Er baut dabei auf der Annahme auf, dass der «Unterschied zwischen den Menschenrassen … ein natürlicher Unterschied» sei, der geographisch und damit klimatisch bedingt sei. In seinen Vorlesungen zur
Philosophie der Geschichte
(1830/1831) behauptet Hegel, die menschliche Geschichte beginne in Asien und ende in Europa (inklusive der USA). Afrika spielt in seiner Rechnung keine Rolle. Mehr noch, er spricht Afrika historische Wandlungsfähigkeit und gesellschaftliche Dynamik ab. In Afrika (Ägypten zählt er nicht dazu) habe sich bisher keine Weltgeschichte ereignet: «Afrika … ist kein geschichtlicher Weltteil, er hat keine Bewegung und Entwicklung aufzuweisen … Was wir eigentlich unter Afrika verstehen, das ist das Geschichtslose und Unaufgeschlossene, das noch ganz im natürlichen Geiste befangen ist …»
    Die Menschheitsgeschichte sei vom Kampf zwischen Natur und Geist bestimmt. In Afrika habe sich Letzterer nicht entfaltet und daher auch keine Rationalität, mit der die Menschen die Natur beherrschten. Zu den Schwarzen vermerkt er: «es ist nichts an das Menschliche Anklingende in diesem Charakter zu finden.» Die Abwesenheit von Moral, Religion und Ethik führe in Afrika zu einer vollkommenen «Verachtung des Menschen»: «Die Wertlosigkeit des Menschen geht ins Unglaubliche.»
    Hegel ist dabei kein kompromissloser Anhänger der Sklaverei, zumal diese sich zu seiner Zeit bereits in Auflösung befindet: «Die Sklavereiist an und für sich Unrecht, denn das Wesen des Menschen ist die Freiheit.» Allerdings macht er die Einschränkung, dass die Menschen auch reif sein müssen für Freiheit. Afrikaner_innen seien dies nicht, sie hätten weder sittliche Empfindungen noch ein Bewusstsein für Freiheit, sie hielten sie vielmehr für wertlos. Das führt Hegel sogar dazu, den Kampf der Schwarzen gegen Unterdrückung und Sklaverei – wie Anfang des 19. Jahrhunderts in Haiti – «dialektisch» so zu deuten: «Dieser Nichtachtung des Lebens ist auch die große von ungeheurer Körperstärke unterstützte Tapferkeit der Neger zuzuschreiben, die sich zu Tausenden niederschießen lassen im Kriege gegen die Europäer.»
    Hegel hält «die allmähliche Abschaffung der Sklaverei» für angemessener «als ihre plötzliche Aufhebung». Europas Bürde bestehe eben darin, die Welt der «Barbaren», wie er Schwarze auch tituliert, zu «zivilisieren». Arnold Farr

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