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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Wolff) als Othello auf der Bühne. Warum, fragt man sich, werden keine Schwarzen Schauspieler_innen eingeladen, diese Rolle zu spielen? Weil kaum jemand von ihnen in einem deutschen Theaterhaus ein festes Engagement hat, was auf der Annahme beruht, dass Schwarze nicht die Rolle
weißer
Charaktere übernehmen können. Wenn Weiße als Weiße (also nicht schwarz geschminkt) Othello spielen können, warum können dann nicht Schwarze
weiße
Charakterrollen spielen?
    Auch wenn Blackfacing im Film deutlich zurückgegangen ist und nur noch in Ausnahmefällen benutzt wird, ausgestorben ist es keineswegs. 2009 veröffentlichte Günter Wallraff im Stil von
Ganz unten
(1985/86) den Film
Schwarz auf Weiß
und das dazugehörige Buch
Aus der schönen neuen Welt.
Als schwarz geschminkter, somalischer Flüchtling reist er durch Deutschland. Die
Süddeutsche Zeitung
kommentierte am 29. Oktober 2009, Wallraffs Methode sei rassistisch. Und Noah Sow kritisierte in einem Interview mit tagesschau.de einige Tage zuvor: «Er äfft unterdrückte Minderheiten nach und erntet damit Geld, Aufmerksamkeit und sogar Respekt. … Er kann als angemalter Weißer Schwarze Erfahrungen nicht machen.»
    Ärgerlich ist, dass in der Öffentlichkeit zumeist nicht Blackfacing, wohl aber die Proteste dagegen verunglimpft werden. Etwa als am 12. Februar 2012 42 Zuschauer_innen den Saal verließen, als Elisio und Fadoul in
Unschuld
die Bühne des Deutschen Theaters betraten: Andreas Döhler und Peter Moltzen traten schwarz geschminkt mit übertrieben rot bemalten Lippen in Erscheinung. Nur wenige Wochen zuvor begann im Berliner Schlossparktheater die Aufführung von
Ich bin nicht Rappaport.
Neben Dieter Hallervorden spielt Joachim Bliese – schwarz angemalt – eine Hauptrolle. Die Proteste waren unüberhörbar – die Medien feierten ein «Meisterwerk». Und zur gleichen Zeit untersagte der
weiße
USA-Autor Bruce Norris dem DT die Aufführung seines Stückes
Clybourne Park
(Pulitzer-Preis 2011), weil das Theater die Rolle einer Schwarzen Frau mit einer
weißen
Schauspielerin besetzen wollte. Mittlerweile dürften also selbst Einrichtungen wie das DT oder Hallervordens Schlosspark mitbekommen haben, dass sich Theater nicht im luftleeren politischen Raum vollzieht. Es sind irgendwie eben doch keine Einzelfälle, ganz im Gegensatz zu denen, wenn Schwarze
«weiße
Rollen» spielen dürfen.
    71. Warum lesen die Deutschen massenhaft Corinne Hofmanns und Peter Scholl-Latours Bücher über Afrika?   Seit einigen Jahren mache ich ein Experiment, auf das mich ein Kollege brachte: Ich gehe irgendwo in Deutschland in einen Buchladen und frage nach afrikanischen Büchern. Überwiegend werde ich auf die Werke von Corinne Hofmann, Stefanie Zweig oder auf Peter Scholl-Latours
Afrikanische Totenklage
hingewiesen. Warum werden mir ihre Bücher und nicht die ihrer Kolleg_innen aus afrikanischen Ländern gegeben?
    Hofmanns autobiographischer Roman
Die weiße Massai
stillt den Hunger auf das exotische Afrika und seine erotische Seite. Scholl-Latours Sachbuch
Afrikanische Totenklage
bedient den Topos, Afrika sei der Kontinent, der von hausgemachten Problemen wie Krankheiten, Krieg und Korruption so gebeutelt sei, dass er sich jenseits aller Hoffnung befinde. Die Cover der
Romane
ähneln sich dabei seit Jahrzehnten frappierend: Eine rote untergehende Sonne flutet die Wüste oder Steppe, ein Baobab ist zu sehen, Rundhütten, manchmal Tiere, viel zu oft flankiert von Massai; bei Scholl-Latours Sachbuch steht wie auf fast allen seiner Bücher eine Marke im Mittelpunkt: sein Konterfei.
    Trotz des im Titel
Die weiße Massai
aufblitzenden «weiß» reflektiert Hofmann in ihrem Buch nicht ihre Machtposition und ihre Privilegien. Vielmehr fängt sie darüber Empathie ein, dass ihr dies alles
als Weiße
widerfahre. Immerhin würden «die Afrikaner_innen» nichts anderes kennen und daher darunter auch nicht so leiden wie sie. Afrikaner_innen könnten auch unter einfachsten Lebensbedingungen glücklich sein und große Schicksalsschläge mit Bravour ertragen. Massai und
weiß,
das ist, erfahren wir schon auf Seite 3 des Buches, unvereinbar. Als Weiße kann man nicht in Kenia überleben, und Massai gehören nicht nach Europa.
    Während in Hofmanns Buch das rassistische Exotisieren sichtbar wird, ist es des Rassismus’ andere Saite, die Dämonisierung, die bei Scholl-Latour angeschlagen wird. Er bemüht den Topos vom homogenen und «anderen» Afrika, wenn er dem Kontinent ohne nennenswerte

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