Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus
unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung und Aufrüttelung der
weißen
Bevölkerung Englands. So kam es 1807 zum
Slave Trade Act,
der das Handeln mit Menschen aus Afrika zunächst mit Geldstrafen und später mitTodesstrafen ahndete. Dieses Gesetz stützte auch private (letztlich gescheiterte) Bemühungen, Freetown (Sierra Leone) als Ort für die Rückansiedlung von befreiten Sklav_innen aufzubauen. 1833 wurde im britischen Kolonialreich auch die Sklaverei selbst verboten. Sklav_innen wurden zu Zwangsarbeiter_innen, die in einem Zweistufenmodell 1838 oder 1840 freigelassen wurden. 1839 gründeten engagierte britische Abolitionist_innen die
British and Foreign Anti-Slavery Society,
die Sklaverei und Handel mit Menschen international bekämpft und bis heute als
Anti-Slavery International
fortbesteht.
80. Galten die Ideale der Französischen Revolution für alle? Im Zuge der Französischen Revolution wurde im Sommer 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündet. Sie galten nur für
weiße
Männer. Frauen blieb das Wahlrecht ebenso verwehrt wie der Zugang zu öffentlichen Ämtern oder Eigentumsrechten. Wie erging es Schwarzen?
Der
Code Noir
von 1685 regelte die französische Sklaverei in den Kolonien. Sobald Sklav_innen französischen Boden betraten, waren sie frei. In den Kolonien konnten Sklav_innen ihre Freiheit geschenkt bekommen oder erkaufen. Die Revolution warf die Frage auf, wie mit den Kolonien umzugehen sei. Nach langen Diskussionen schaffte Frankreich am 4. Februar 1794 die Sklaverei schließlich ab, im Sommer 1795 wurden die Kolonien juristisch inkorporiert. 1802 legalisierte Napoleon die Sklaverei erneut.
1788 hatten einige Abolitionisten in Frankreich die
Société des Amis des Noirs
(Gesellschaft der Freunde der Schwarzen) gegründet, die anders als die britische Bewegung generell gegen Sklaverei und nicht nur gegen den Handel mit versklavten Menschen war. Gleichzeitig kam es in Saint-Domingue zu ersten Unruhen, die sich zunächst zwischen
weißen
Kolonialist_innen zutrugen. Zu der Zeit lebten auf der karibischen Insel etwa 30.000 Weiße, etwa 25.000 Schwarze, die mehr oder weniger frei waren, und etwa 500.000 versklavte Menschen. Die Kolonie galt als «Juwel der Karibik», wirtschaftlich ein wichtiger Faktor, vor allem wegen des Zuckerrohranbaus. Zugleich war die Insel als Handelsknotenpunkt von strategischer Bedeutung und deshalb von Frankreich, England, Spanien und den USA begehrt, die zahlreiche bewaffnete Auseinandersetzungen um die Insel führten.
Ab Mitte 1789 kam es zu Aufständen in Saint-Domingue, andenen die Versklavten zunächst als handelnde Akteur_innen noch nicht beteiligt waren. Abgesehen von den
Amis des Noirs
zweifelte kaum ein Weißer am Sklavereisystem in den Kolonien. Die Gewalt nahm unterdessen zu, die Insel drohte im Chaos zu versinken. Dadurch erhöhte sich die Bereitschaft der versklavten Menschen zum Aufstand. Große Teile von Saint-Domingue gerieten ab Sommer 1791 tatsächlich in Aufruhr. Allerdings fehlte den Aufständischen zunächst eine einheitliche Führung, sie waren untereinander zerstritten. Im Zentrum standen die Frage der persönlichen Freiheit und eine mögliche Existenz als Kleinbauer.
Die Abschaffung der Sklaverei 1794/95 durch die Nationalversammlung in Paris blieb eine fragile Erklärung. Zum einen war die karibische Insel ein von verschiedenen Mächten bedrohtes und umkämpftes Gebiet, zum anderen unterliefen die
weißen
Kolonialist_innen in Saint-Domingue die Pariser Beschlüsse. Das war die historische Stunde von Francois Dominique Toussaint, der später den Beinamen L’Ouverture erhielt. In den 1740er Jahren geboren, wurde er 1776 aus der Sklaverei entlassen und im Anschluss ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er konnte auf der Insel ein umfangreiches Netzwerk aufbauen. Anfangs noch umstritten, weil er als königstreu galt und mit den Kolonialist_innen durchaus eng zusammengearbeitet hatte, wurde er ab 1794 zum Führer der Aufstandsbewegung. Er agierte nicht mehr nur für die Freiheit des Einzelnen, sondern generell für die Abschaffung des Sklavereisystems. In einem verlustreichen und widersprüchlichen Kampf siegten Toussaints Aufständische schließlich, er selbst wurde 1801 unumstrittener Herrscher der gesamten Insel, einschließlich der spanischen Seite. Napoleon wollte die Insel, die sich immer stärker von Frankreich zu lösen drohte, nicht kampflos aufgeben. Er entsandte Truppen, die brutal und für beide Seiten verlustreich den
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