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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Institutionen, von beschlagnahmtem Land, von ermordeten Religionen, von vernichteter Kunst, von außerordentlichen Möglichkeiten, die ausgelöscht wurden.» Der nigerianische Nobelpreisträger von 1986 Wole Soyinka setzt in seinem Buch
Die Last des Erinnerns
(2000) hier an: «Der Sklavenhandel verursachte in weiten Teilen des Kontinentes auch einen Bruch der organischen wirtschaftlichen Systeme.» Diese Zerrüttung funktionierender Systeme fand ihre Fortsetzung im Kolonialismus, der – «mindestens in Teilen – zweifellos für die geradezu unüberwindlichen wirtschaftlichen Probleme dieses Kontinentes heutzutage verantwortlich gemacht werden» muss. Auch die politische Instabilität «innerhalb der sogenannten Nationen, die heute die Gesamtheit des Kontinentes darstellen», führt er auf den Kolonialismus und die fehlende Logik der kolonialen territorialen Grenzziehungen zurück. Soyinka: «Kulturelle und spirituelle Vergewaltigung … haben unauslöschliche Spuren in der kollektiven Psyche und dem Identitätsempfinden der Völker hinterlassen, ein Prozess, der durch die aufeinander folgenden Wellen kolonisierender Horden praktiziert wurde, die die zusammenhängenden Traditionen brutal unterdrückten.» Umgekehrt wäre die von England ausgehende Industrielle Revolution, die Europa und Nordamerika in die ökonomische Blüte trieb, ohne Kolonialismus und Sklaverei nicht denkbargewesen. Diese Dynamik fasst der weltweit einflussreiche Historiker Ali Mazrui in der Formel «From Slave Ship to Space Ship» zusammen.
    So wie dieser ökonomische Boom Armut und Reichtum nachhaltig verteilte, verjähren auch Staatsverbrechen und Völkermorde nicht. Deswegen fordern Schwarze auf der ganzen Welt Reparationen für 400 Jahre Versklavung und Kolonialismus und die Anerkennung der Versklavung von afrikanischen Menschen als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit». Weil Entschädigungszahlungen nur bedingt «wiedergutmachen», muss ihre Symbolkraft erkennbar sein. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und eine Erinnerungspolitik zu betreiben, die dem Vergessen des letzten Jahrhunderts ein offensives Mahnen und Erinnern entgegenstellt. Die Verbrechen müssen dokumentiert, der Opfer muss gedacht und die ideengeschichtlichen Kontinuitäten müssen aufgedeckt werden. Dafür sind Strukturen und Institutionen nötig, die finanziert werden müssen. Auch in der Errichtung solcher erinnerungspolitischen Infrastrukturen kann sich Wiedergutmachung ausdrücken. Nicht zuletzt muss Wiedergutmachung auch daran ansetzen, afrikanischen Ländern jene Kunstgegenstände zurückzugeben, die ihnen von den Kolonialmächten gestohlen wurden und die bis heute in europäischen Museen lagern.
    83. Wer war Frantz Fanon?   Frantz Fanon schrieb über Rassismus und Kolonialismus in ihrer Verknüpfung mit Widerstand, Dekolonisation und Revolution. Seine Bücher
Peau noir
,
Masques blancs
(1952) und
Les damnés de la terre
(1961) avancierten zu geisteswissenschaftlichen und politischen Monumenten. Nicht nur als Orientierung im politischen Kampf, auch in wissenschaftlichen Diskussionen über Rassismus und Kolonialismus wirken seine Theorien nachhaltig. Vielen gilt Fanon heute neben Edward Said als wichtigster Pionier der postkolonialen Theorie und Vordenker jener postkolonialen Analyse, die Kolonialismus in seinen Auswirkungen auf Schwarze wie Weiße diskutiert.
    Frantz Fanon wurde 1925 in eine wohlhabende Schwarze Familie auf Martinique geboren. Als Schüler begegnete er Aimé Cesaire, neben Leopold Sédar Senghor dem wichtigsten Protagonisten der Negritude, der wohl einflussreichsten kulturpolitischen Widerstandsbewegung Schwarzer Intellektueller der Kolonialzeit. Zusammen mit vielenanderen Schwarzen Soldaten kämpfte Fanon in den Reihen der alliierten Armeen gegen den Nationalsozialismus. Für ihn war – wie für viele andere Afrikaner_innen – diese Erfahrung einschneidend. Vor allem schockierte jene, die in den Krieg gezogen waren, um den völkerauslöschenden Nationalsozialismus zu bekämpfen, dass sie als Schwarze Soldaten massiv und strukturell sanktioniert Rassismus ausgesetzt waren.
    Nach Kriegsende hatte Fanon dank seiner wohlhabenden Eltern die Möglichkeit, in Paris Medizin zu studieren. Rassismuserfahrungen waren auch hier alltäglich. In dieser Zeit schrieb er
Peau noir, Masques blancs
(1952) – eine Analyse des Rassismus in Sprache und Gesellschaft, die zum einen aufzeigt, wie Rassismus von Weißen benutzt wird, um sich jedes

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