Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus
Mietvertragsunterzeichnung um einen rassistischen Akt handelt, wenn die Person, die die Entscheidung trifft, das auch so benennt.
Eine Passage des Gesetzes definiert als Benachteiligung, belästigt zu werden aufgrund von unerwünschten Verhaltensweisen, die «bezwecken oder bewirken, dass die Würde der betreffenden Person verletzt und ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird». Im nachfolgenden Absatz wird nur das Fallbeispiel sexueller Belästigung angegeben. Ebenso fiele jedoch eine rassistische Beleidigung darunter. Allerdings werden rassistische Wörter selten als solche anerkannt.
In München gibt es eine sehr agile und aktive Antidiskriminierungsstelle für Menschen mit Migrationshintergrund: AMIGRA. Sie ist zu einer der deutschlandweit wichtigsten Anlaufpunkte geworden für Menschen, die Schutz und Informationen suchen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) arbeitet hingegen öffentlich eher unauffällig. In einer Erklärung vom 4. April 2012 betont diese aber: «Ziel des Gesetzes (AGG – S.A.) ist es, Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen ethnischer Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.» Diese Sprachregelung weist ebenso in die richtige Richtung wie ein von der ADS initiiertes Pilotprojekt zu anonymisierten Bewerbungsverfahren. Solche Pfade müssen von einem modernen Antidiskriminierungsgesetz noch aufgegriffen werden.
100. Wer sind gegenwärtig die einflussreichsten Intellektuellen? Das weiß niemand so genau. Rankings sind umstritten, weil ihr Zustandekommen meist auf fragwürdigen Methoden basiert. Auch die 2005 und 2008 gemeinsam von den Zeitschriften
Foreign Policy
(USA) und
Prospect
(GB) veröffentlichten Listen über die 100 einflussreichsten lebenden Intellektuellen sind umstritten und fragwürdig. Anders als etwa die jährliche Aufstellung des
Time Magazine
der 100 angeblich einflussreichsten Menschen weltweit überhaupt, ist die Intellektuellen-Liste per Internet-Voting entstanden. An der Wahl 2008 nahmen über 500.000
User
teil. Einige der Gewählten hatten ihre Anhänger_innen zur Teilnahme ermuntert, der Siegerhatte gar in der ihm sehr nahestehenden, landesweit auflagenstärksten Tageszeitung, die zudem in mehreren Sprachen erscheint und eine stark frequentierte Internetpräsenz aufweist, für sich geworben. So fragwürdig dies also alles ist, so interessant sind die Ergebnisse im Vergleich. 2005 waren unter den 30 Erstplatzierten nur drei, 2008 sogar nur zwei Frauen. Die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi war die einzige Frau, die es auf beiden Listen in die Top 30 schaffte: 2005 auf Platz 12, drei Jahre später auf Platz 10. Unter den 30 Erstplatzierten befanden sich 2005 insgesamt 24 Persönlichkeiten aus Europa und den USA, einer aus Indien und jeweils zwei aus Peru und dem Iran. Dass schon diese grobschlächtigen regionalen Zuordnungen problematisch sind, zeigt das Beispiel Salman Rushdie, der bis zu seinem 14. Lebensjahr in Indien aufwuchs und seither in Großbritannien lebt. Aber: Der indische Nobelpreisträger Amartya Sen war die Person of Color mit dem höchsten Ranking, er kam auf Platz 8.
Drei Jahre später hatte sich das Ergebnis deutlich verändert. Unter den 30 Erstplatzierten waren nur noch 15 aus den USA oder Europa, dafür aber 12 aus nichtwestlichen Staaten und drei, die in Indien bzw. Somalia aufgewachsen und als Jugendliche oder Erwachsene in den Westen gezogen waren. Auf die ersten zehn Plätze waren nur Personen gewählt worden, die aus der Türkei, Bangladesh, Iran, Ägypten, Indien und Pakistan kommen. Ein Mann ist in der Schweiz als Sohn ägyptischer Eltern geboren worden und lebt dort auch. Alle diese zehn Personen, darunter zwei Nobelpreisträger und eine Nobelpreisträgerin, gelten als intellektuell hervorstechend, ebenso wie ihre europäischen und US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen. Als diese die Liste noch dominierten, fragte niemand nach deren religiösen Glauben. Das war 2008 anders. Fast keine Zeitung in Deutschland und der westlichen Welt vergaß, darauf hinzuweisen, dass die zehn Erstplatzierten einen «islamischen Hintergrund» hätten. Dass die Welt aber insgesamt vielleicht doch nicht so
weiß, christlich
und
westlich
ist, wie es im
weißen
christlichen Westen überwiegend angenommen wird, stand nicht
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