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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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nicht direkt in der sinnlichen Bollogg-Wahrnehmung gegeben oder für dieselbe vielleicht ganz unzugänglich ist, also sowohl das vermittels der Erinnerungskraft als auch das vermittels der Bollogg-Phantasie Vorgestellte.
    Die Erklärung des Lexikons kam wie immer ungebeten, im falschen Augenblick und nicht allgemeinverständlich genug formuliert.
    Etwas populärer formuliert: Ein Gedanke ist ein Mittelding zwischen einem Gefühl und einem ausgesprochenen Satz. Das ist bei Bolloggs nicht viel anders als bei allen übrigen denkenden Lebewesen.
    Ich hatte das Gefühl, ich müßte etwas dazu sagen, aber mir fiel nichts ein.
    Genau. Das ist auch eine sehr schöne Definition des Gedankens.
    Manchmal hatte ich den seltsamen Eindruck, als spräche gar nicht das Lexikon in mir, sondern Professor Nachtigaller persönlich, wie bei einem Telefonanruf.
    Bollogg-Gehirn, das : Das Großhirn des Bolloggs besteht aus zwei von tiefen Furchen [Gehirnstraßen] durchzogenen Teilen, sogenannten Hemisphären, die durch eine Großfurche [Gehirnhauptstraße] unterteilt sind. Im Großhirn darf man den Sitz von Bewußtsein, Gedächtnis und Willen vermuten, wie bei den meisten anderen Gehirnen auch. Ferner logieren dort auch die Angst, der Humor, der Hunger und je nach charakterlicher Veranlagung entweder die Bescheidenheit oder der Größenwahn. Das Kleinhirn eines abgelegten Bolloggkopfes ist eigentlich uninteressant, weil sich in ihm lediglich der Tastsinn und die Koordination des Muskeltonus befinden, die geordnete Körperbewegungen möglich machen, die aber, da der abgelegte Kopf über keinen Körper mehr verfügt, nunmehr völlig überflüssig sind.
    16 U zeigte auf die flitzenden Lichtpunkte an der Tunnelwand.
    »Es gibt eine Menge unterschiedlicher Gedanken hier drinnen, man erkennt sie an den Farben. Die roten da sind die alltäglichen Gedanken, davon gibt es die meisten. Die gelben sind Sorgen, davon gibt es auch eine Menge. Die blauen sind Fragen, die sich das Gehirn dauernd stellt. Die grünen sind Antworten. Wenn eine blaue Frage mit einer falschen grünen Antwort zusammenstößt, passiert gar nichts.«
    An der Wand stieß ein grüner Lichtblitz mit einem blauen zusammen, es gab ein paar Funken, sie umkreisten einander irritiert und sausten dann wieder wispernd ihres Weges. »Siehst du? Trifft aber die blaue Frage mit der richtigen grü- nen Antwort zusammen, dann verschmelzen sie und werden zu einer Lösung. Siehst du den dicken orangefarbenen Blitz da? Das ist eine Lösung.«
    Tatsächlich sausten mehrere dieser orangefarbenen Blitze über die Tunnelwand. 16 U schlug sich mit der Faust in die Handfläche.
    »Stoßen nun zwei Lösungen zusammen, entsteht eine Idee. Entweder eine gute oder eine schlechte. Ich bin eben eine schlechte«, seufzte 16 U.
    »Dahinten kommt eine gute.«
    Ein paar Meter von uns entfernt kam ein leuchtender Tropfen um die Tunnelbiegung. Er war mindestens doppelt so groß wie 16 U, leuchtete von innen wie ein Weihnachtsbaum und brummte wie ein Hochspannungsmast, als er majestätisch an uns vorbeistolzierte.
    »Hallo, 16 U!« grüßte er von oben herab.
    »Hallo, 21 U 36 M 14 S!« grüßte 16 U kleinlaut zurück.
    »Wie kommt ein Bollogg zu einer guten Idee?« fragte ich. »Ich denke, Bolloggs sind geistig eher minderbemittelt?«
    Wir gingen nebeneinander durch den Tunnel, der sich endlos zu winden schien. In kurzen Abständen zweigten zahlreiche Gehirnstraßen nach links und rechts ab. Um uns herum sausten ununterbrochen die Gedanken, Fragen, Antworten und Lösungen in ihren verschiedenen Farben.
    »Sie werden erst blöde, wenn sie ihre Köpfe abgelegt haben. Die Köpfe selbst sind gar nicht so dämlich. Blöd sind nur die Körper.«
    Etwas packte mich am Arm und schwadronierte auf mich ein.: »He! Idee gefällig? Du siehst mir aus, als könntest du eine gute gebrauchen!«
    Das erste, was mir an der Idee auffiel, war ihr Mundgeruch. Sie preßte sich ganz eng an mich und blies mir ihren Pesthauch ins Gesicht. Das zweite war ihr Bart. Keine der anderen leuchtenden Tropfen hatte einen Bart, aber die hier hatte einen, der von der Nase abwärts fast den ganzen Körper bedeckte. Ich schloß daraus, daß ich es mit einem besonders abgestandenen Exemplar zu tun hatte.
    »Was hast du denn anzubietend« fragte ich, um höflich zu bleiben.
    Die Idee grinste mich linkisch an. »Äh ... Ich bin die Idee: Man sollte mal ein paar Nervenstränge kurzschließen! Na, was ist? Machst du mit?«
    »Man sollte vielleicht mal ein

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