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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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verdientermaßen! Ich hatte nicht nur das großmütige Angebot des Treibsands ausgeschlagen, sondern ihn auch noch beleidigt. Ich hatte den Tod verdient.
    » Nett, daß du das so siehst « , rieselte der Treibsand in meinen Ohren, » aber späte Reue hilft dir nichts mehr. Du bist erledigt. Leider. «
    »Kann man da gar nichts mehr machen?« dachte ich zurück. »Kannst du dich nicht vielleicht ein bißchen verdichten oder so, damit ich Halt finden und mich freistrampeln kann?«
    » Tut mir leid, ich bin Treibsand, kein Beton und auch kein Rettungsring. Verdichten ist völlig gegen meine Natur. Ich habe dich gewarnt, du hast mir nicht geglaubt, das ist jetzt das Ergebnis. Oh, wie ich es hasse, immer recht zu behalten! Gleich kommt der Teil mit den erstickten Schreien ... Und bald bist du nur noch eins von vielen Skeletten, die in mir ... Entschuldigung, ich bin takdos! Aber ich kann bedauerlicherweise wirklich nichts mehr für dich tun, außer ...«
    Außer? Das klang nach einer Hoffnung!
    »Außer was? Außer was?«
    » Naja ... ich könnte dich höchstens noch etwas schneller reinrutschen lassen. Das beschleunigt die Sache ein wenig. Manche bevorzugen das. Es kürzt die Qualen wirklich enorm ab. Zumindest zeitlich. «
    » Vielen Dank.<
    » Schon gut! «
    Der Treibsand tat mir den Gefallen. Ich rutschte also noch tiefer in ihn hinein.
    Man hätte eine Zwergpiratenharpune fallen hören können. Tausende von Augenpaaren und einzelne Zyklopenaugen starrten mich an. Volzotan Smeik beugte sich nach vorne. Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Nicht für das Publikum, sondern für mich: Mir ging die Luft aus. Nicht im Treibsand ging mir die Luft aus, sondern die Luft aus meiner Treibsandgeschichte. Ich hatte mich wie immer in diese Sache hineingequasselt, in der Hoffnung, daß mir schon irgend etwas einfallen würde.
    Aber mir fiel nichts ein. Das war mir noch nie passiert. Ich sah panisch zu Nussram Fhakir hinüber, der mich höhnisch musterte. Sein Gladiatoreninstinkt sagte ihm, daß dies keine Kunstpause war, sondern ein glatter Fadenriß.
    Das Publikum starrte mich erwartungsvoll an.
    Äußerlich blieb ich völlig gelassen. Innerlich wühlte ich mein Gehirn nach einer Idee durch und durch wie eine Schublade nach der fehlenden Socke.
    Nichts.
    Fhakir beugte ganz leicht den Oberkörper, wie eine Kobra, bereit, jederzeit zuzustoßen.
    Treibsandmaulwürfe, meldete sich da so unvermittelt wie überraschend das Lexikon in meinem Kopf, so daß ich umgehend laut daraus zitierte:
    Treibsandmaulwürfe, unbiskantische: Säugetiergat-
    tung aus der Ordnung der Insektenfresser, entfernt verwandt mit dem Zamonischen Weißbauchlemming. Es sind gedrungen gebaute Wühltiere mit großen, paddelähnlichen Grabfüßen und geringem Verstand. Sie leben ausschließlich in den großen Treibsandfeldern Unbiskants und zeigen in zyklischen Abständen ein rituelles Selbstzerstörungsverhalten, das mit dem unbiskantischen Maulwurfsvulkan zusammenhängt. Treibsandmaulwürfe werden bis zu zwei Meter groß und können sich in Treibsand fortbewegen wie Fische im Wasser.
    »Ich sank also immer tiefer in den Treibsand!« rief ich ins Rund. »Plötzlich berührten meine Füße etwas Weiches, Pelziges! Ehe ich mich versah, saß ich auf dem Rücken eines großen Tieres. «
    » Das ist ein Treibsandmaulwurf «, sagte der Treibsand. Geht's noch? «
    »Nicht mehr lange«, dachte ich zurück. ›Mir geht die Puste aus.«
    » Das ist deine einzige Chance. Klammere dich an dem
    Maulwurf fest. Er ist garantiert auf dem Weg zum Vulkan. Es ist wieder mal soweit. Das spüre ich an den Vibrationen.«
    Ich hatte keine Ahnung, was wieder soweit sein sollte, es war mir auch egal, ich wollte nur raus aus diesem Treibsand, denn mir ging wirklich die Puste aus. »Flink wie ein Delphin glitt der Maulwurf durch den Treibsand, der mir nur so um die Ohren rauschte. Ich krallte mich in seinem Fell fest, entschlossen, nicht eher loszulassen, bis wir auftauchten. Aber wir tauchten nicht auf. Wir tauchten ab.«
    Wir tauchten nicht auf. Wir tauchten ab.
    Großartig! Ich quatschte mich immer tiefer in Schwierigkeiten. Das Publikum japste nach Sauerstoff.
    »Es ging steil nach unten, immer tiefer, immer tiefer. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen! In meiner Lunge befand sich noch genau ein Atom Atemluft, um das sich beide Lungenflügel rissen.
    ›Ihr seid da! « sagte der Treibsand in meinem Kopf. ›Schwein gehabt! Du hast mehr Glück als Verstand. « Dann plötzlich

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