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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Flugzeug geflogen. Außerdem bist du ihm was schuldig. Er hat deinen verlorenen Christopherus-Anhänger gefunden.«
    »Was?« Dance neigte den Kopf zur Seite. »Ich hab den Anhänger doch gar nicht verloren.«
    Verwunderten blickten sie einander an.
    Shannon und Dance verließen den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
    »Was ist eigentlich los?«, wollte Shannon wissen.
    »Würdest du mir mal erklären, weshalb du den Burschen gehen lassen wolltest?«, fragte Dance.
    »Aus welchem Grund sollten wir ihn festhalten? Nur weil er zur falschen Zeit am falschen Ort …« Shannon hielt inne. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wo bist du gewesen?«
     Shannon war größer und gut zehn Kilo schwerer als Dance, doch Dance starrte furchtlos zu ihm hoch wie ein Kettenhund auf dem Schrottplatz.
    »Pass auf, was du sagst«, herrschte er Shannon an. »Seit wann bist du mein Aufseher? Du arbeitest hier durch meine Gnade und nur durch meine Gnade. Der Captain hat nichts damit zu tun. Ich habe dir den Job verschafft, und ich kann ihn dir wieder nehmen. Willst du wissen, wie ich das anstellen würde? Indem ich dich an die interne Ermittlung verpfeife.«
    »Jetzt mach mal halblang«, versetzte Shannon. »Weder du noch die Interne haben irgendwas gegen mich in der Hand. Ich bin blütenweiß sauber.«
    »Ach, wirklich? Was ist denn mit den fünf Riesen, die du bei der Drogenrazzia letztes Jahr eingesackt hast?«
    »Blödsinn! Du hast mir das Geld gegeben. Du hast es mir in die Tasche gesteckt.« Shannon zeigte mit dem Finger auf Dance. »Und ich habe es dir sofort zurückgegeben. Ich wollte nie irgendwas mit deinen Nebengeschäften zu tun haben.«
    »Komisch, das habe ich aber anders in Erinnerung«, höhnte Dance.
    »Du würdest lügen und dein eigen Fleisch und Blut ins Gefängnis bringen?«
    »Dass wir Vettern sind, macht uns noch nicht zum gleichen Fleisch und Blut. Unsere Eltern hätten unterschiedlicher nicht sein können. Gott sei Dank!«
    »Du hast irgendwas angestellt«, sagte Shannon. »Das sehe ich dir an den Augen an. Und es ist nicht gut gelaufen, stimmt’s? Wäre es anders, würdest du von einem Ohr zum anderen grinsen, egal ob zweihundert Menschen bei einem Flugzeugabsturz draufgegangen sind oder nicht. Was hast du gemacht? Und was hat dieser Quinn damit zu tun?«
    Dance öffnete wieder die Tür zum Zellenraum, ging hinein und drehte sich zu Shannon um. »Du gehst jetzt zur Absturzstelle und denkst darüber nach, wie deine Zukunft aussehen soll.« Er hielt kurz inne. »Und vergiss nicht, wer darüber bestimmt, wie diese Zukunft aussieht.«
     
Dance schob den Zellenschlüssel ins Schloss, öffnete die schwere Gittertür und trat in die Zelle. Dann zog er die Tür hinter sich zu und schob den Schlüssel in seine Tasche. In der Hand trug er den flachen Weidenkorb mit Nicks Habseligkeiten. Er starrte auf Nick hinunter, als er sich mitten in der engen Zelle auf einen Klappstuhl aus Stahlrohr setzte. Nick schaute ihn nicht an. Er nahm den Blick nicht von der abgenutzten Uhr an der Wand.
    Dance schwenkte den Korb vor Nicks Augen. Darin lagen Paul Dreyfus’ Brieftasche, Nicks eigene Brieftasche, sein Handy und seine Schlüssel. Doch Nick achtete gar nicht darauf; er starrte weiterhin an die Wand. Dann aber wurde sein Blick unwiderstehlich von der goldenen Taschenuhr angezogen, die unschuldig dalag und ihre Macht hinter ihrem Äußeren verbarg. Diese Uhr war alles, worum es Nick ging. Der Schlüssel in Dance’ Tasche, mit dem er die Zelle hätte verlassen können, oder seine Autoschlüssel waren ihm egal. Es zählte nur, dass er die Uhr wieder in seinen Besitz brachte.
    Dance zog den Korb wieder weg, als wollte er Nick auf diese Weise zeigen, wer Oberwasser hatte. Dabei grinste er höhnisch.
    »Eine hübsche Uhr haben Sie da«, sagte er, nahm sie aus dem Korb, drehte sie in den Händen und fuhr mit dem Daumen über das goldene Gehäuse und über die Krone am oberen Rand. Dann öffnete er den Deckel und betrachtete das altenglische Zifferblatt. »Eine Antiquität. Hat sie Ihrem Vater gehört? Ihrem Großvater? Großer sentimentaler Wert? Fugit irreparabile tempus« , las er die Inschrift. »Ich wette, es würde Ihnen das Herz brechen, wenn Ihnen das gute Stück abhandenkäme, was?« Dance steckte die Uhr weg.
    Die beiden Umschläge in Nicks Jackentasche fühlten sich an, als würden sie in Flammen stehen. Wenn Dance sie fand, die Seite aus dem Wall Street Journal sah und den Brief las, in dem das Phänomen der

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