Die 13. Stunde
Ich hätte mir keinen besseren Tod für diesen Dreckskerl einfallen lassen können. Und sein Bruder Paul war zweifellos in den Versuch verwickelt, uns zu bescheißen. Nun, um den guten Paul werde ich mich persönlich kümmern, sobald ich mit Ihnen fertig bin … und mit Ihrer Frau.« Dance schwieg kurz. »Ich weiß, wer Ihre Frau ist. Ich weiß, sie ist Hennicots Anwältin, und sie hat das Überwachungsvideo vom Einbruch in ihrem Büro. Vielleicht bringe ich sie vor Ihren Augen um. Mann, das würde mir Spaß machen.«
Nick verlor die Beherrschung. Alles, was geschehen war, stürzte auf ihn ein: Julia, wie sie tot und mit zerschossenem Gesicht auf dem Boden lag … Marcus’ Tod … seine eigene Verzweiflung und Hilflosigkeit, während er Schatten hinterherjagte und in einem Mikrokosmos lebte, in dem die Zeitabläufe von denen im Rest der Welt getrennt waren … die Tatsache, dass er die Zukunft kannte und verzweifelt herauszufinden versuchte, wie sie verändert werden konnte. Und jetzt riss ihn Dance, dieser Hundesohn, aus seiner Bestimmung heraus, während Julia gerade eben dem Flugzeugabsturz entgangen war. Es war ein grausamer Hohn, ihn so nahe an sein Ziel heranzulassen und ihn dann umzubringen, ehe er Julia vor dem Tod retten konnte, den das Schicksal für sie in petto hatte.
Nick packte Dance’ Bein und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Dance schlug schwer zu Boden. Nick sprang auf und traf Dance mit einem wuchtigen rechten Haken auf die Nase. Der Schlag lähmte ihn augenblicklich. Nicks rasende Wut schien in die Faust zu strömen, als er sie zurückriss und gegen Dance’ Kinn schmetterte. Er ließ einen Hagel von Schlägen folgen, in die er seinen ganzen Schmerz und seine Wut legte. Mit wuchtigen Hieben schlug Nick den Mann zusammen, der Julias Leben beenden würde, der sie kaltblütig erschoss – ein Teufel, der Gott spielte. Beinahe hätte Nick den Detective mit bloßen Händen getötet. Dance mochte kräftig und hartgesotten sein, doch er hatte keine Chance.
Durch Gier und Bosheit hatte Nick alles verloren, was ihm lieb und teuer war. Er hatte Julias Tod erduldet, hatte die Gefahr durchlitten, in der sie geschwebt hatte, hatte ihre Angst mitempfunden und hatte sie in der Zukunft zurückgelassen, um von Dances Hand zu sterben. Nun machte seine Erbitterung sich Luft.
Nick schlug immer wieder zu.
Doch Dance war ein zäher Bursche. Er blockte Nicks nächsten Hieb ab und konterte mit einer harten Rechten, die Nick zurücktaumeln ließ. Dance sprang auf ihn und hielt ihn am Kragen fest, während er Nicks Körper mit Schlägen bearbeitete, die ihm die Luft aus der Lunge trieben. Nick krümmte sich und rang verzweifelt nach Atem, während Dance ihn unvermindert heftig attackierte.
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Nick spürte, wie ihm die Besinnung schwand; sein Bewusstsein flackerte, doch ein einziges Bild erfüllte seine Gedanken. Die goldene Uhr. Ohne diese Uhr wäre er in dieser Zeit gefangen, die wieder voranliefe, während sein Schicksal und das Julias unentrinnbar auf den Tod festgelegt wäre – ein Tod, der nur wenige Augenblicke entfernt war, wie Nick wusste. Und Julia würde noch schneller sterben als ursprünglich, allein und voller Fragen, die für immer unbeantwortet bleiben würden.
Durch das Blut, das Nick in die Augen lief, konnte er kaum die Uhr an der Wand sehen, doch es gelang ihm, die Zeit abzulesen: Es war eine Minute vor eins, und der Sekundenzeiger näherte sich bereits der Zwölf.
Nick dachte an Julia, an alles, was sie ihm bedeutete. Er dachte an ihre sanfte Berührung, daran, wie sie ihn heute Morgen mit ihren Lippen geweckt hatte, an ihre blauen Augen und ihr blondes Haar, an ihre Herzlichkeit und Leidenschaft. Sie war sein Leben, alles, was ihm wichtig war und wofür er lebte.
Nick mobilisierte seine letzten Kräfte, holte aus und hämmerte Dance die Faust auf die Nase, wobei er sein ganzes Gewicht hinter den Schlag legte. Der Detective wurde gegen die Gitterstäbe der Zelle geschleudert. Sofort war Nick bei ihm und hielt ihn mit eisernem Griff fest.
Und im letzten klaren Augenblick, als der Zeiger die XII erreichte, griff Nick in Dances rechte Jacketttasche und zog die goldene Uhr heraus.
A m Flughafen von Westchester stellte Julia sich auf einen Platz für Kurzparker, nahm die
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