Die 13. Stunde
wissen.
Plötzlich schoss der schwarze Mustang über die Zufahrt auf den Parkplatz und hielt mit kreischenden Reifen vor Dance.
»Hallo, Ethan«, sagte Shannon gelassen und stieg aus.
Dance wandte sich seinem Partner zu. Sein Blick suchte nach weiteren Personen, als erwartete er jemanden.
»Alles in Ordnung?«, fragte Shannon und folgte Dance’ Blick.
Nick stieg an der Beifahrerseite aus Shannons Wagen und kam um das Fahrzeug herum.
»Hier gibt es ein kleines Problem, aber ich werde schon damit fertig«, antwortete Dance beiläufig. »Was führt dich her?«
»Ich habe hier ein paar Leute, die äußerst seltsame Anschuldigungen erheben.«
»Ein paar Leute?« Dance schaute Nick an.
Nick erwiderte seinen Blick mit zornig funkelnden Augen.
»Ich mag falsche oder unbegründete Anschuldigungen nicht besonders«, sagte Dance. »Übernimmst du dich nicht ein bisschen, deinen Vorgesetzten zu vernehmen?«
»Sag mir einfach, was du hier tust«, erwiderte Shannon und fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar, »dann kann ich mich wieder um wirklich wichtige Dinge kümmern.«
»Es ist etwas Persönliches, Shannon. Also verschwinde, ehe du ein Problem mit mir bekommst.« Zorn schlich sich in Dance’ Stimme.
»Ja, es ist ganz schön persönlich«, spöttelte Nick.
Dance wandte sich ihm zu. »Wer zum Teufel sind Sie?«
Nick starrte schweigend den Mann an, der sein Leben ruiniert hatte.
»Er sagte, du würdest seine Frau ermorden«, warf Shannon ein. »Weißt du vielleicht, wovon er redet?«
»Hör zu, Shannon«, sagte Dance, als redete er mit einem Kind. »Die interne Ermittlung hat bereits eine Akte mit deinem Namen drauf. Ein Anruf von mir, und du landest in einem Knast, wo die Knackis ehemalige Cops auf den Tod hassen.«
»Glaubst du wirklich, damit machst du mir Angst, Junge?«, fragte Shannon und trat vor. »Ich weiß, dass ich sauber bin. Und ich weiß, du bist es nicht. Ich habe die Schnauze voll von deinem Mist.«
Dance lachte höhnisch auf. »Wir plaudern später. Jetzt müssen mein Freund und ich zu einer Verabredung.«
Dance wandte sich Sam zu und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihm zurück zum Wagen zu folgen.
Sam starrte ihn nur an. Der Augenblick dehnte sich. Er schaute wieder auf den Kasten, neben dem sein Bruder stand.
»Dance«, sagte Sam leise. »Wir gehen nicht.«
»Was?« Dance fuhr herum, als hätte ihm jemand ein Messer in den Rücken gestoßen.
»Ich blase die ganze Sache ab«, sagte Sam.
Dance baute sich vor Sam auf. Sein Atem ging schwer, sein Blick huschte umher; er schaute Paul an, dann wieder Sam, dann den Kasten auf dem Wagen.
Und dann zog er ohne Vorwarnung die Waffe, während er mit dem linken Arm blitzartig Paul packte und in den Schwitzkasten nahm. Er drückte ihm die 9-Millimeter-Pistole an den Kopf.
Shannon zog wie ein geölter Blitz seine eigene Glock und richtete sie auf Dance. »Was soll das, Ethan?«
Dance ignorierte Shannon, drückte Paul die Pistolenmündung aufs Ohr und brüllte: »Was ist in dem Kasten, Sam?«
Sam blickte Paul an. Angst und Panik lähmten ihn.
Paul hingegen blieb die Ruhe selbst. Er war im Krieg gewesen, hatte unter Beschuss gestanden und wusste, dass man nur mit kühlem Kopf überlebte.
»Ich bin heute Morgen nicht mit der Absicht aufgestanden, am Abend mit leeren Händen dazustehen!«, brüllte Dance. »Was ist in dem Kasten? Spuck’s schon aus!«
»Nicht was Sie denken«, sagte Sam.
»Aber genug, um mich deswegen übers Ohr zu hauen. Ist es mehr als fünfundzwanzig Millionen wert? Ist es genug, um das Leben Ihres Bruders dagegen einzutauschen?«
»Runter mit der Waffe, Ethan«, sagte Shannon.
»Sie sollten den Kasten öffnen, sonst ist Ihr Bruder ein toter Mann.« Mit dem Daumen spannte Dance den Hammer seiner Waffe.
»Dance!«, brüllte Shannon. »Verdammt, die Waffe runter!«
»Kannst du mit Blut an den Händen leben, Shannon?« Dance zerrte Paul vor sich hin, sodass er einen Schild zwischen ihm und seinem Partner bildete. »Bist du sicher, dass du mich umbringen kannst? Und wenn du danebenschießt – kannst du mit dem Schuldgefühl leben, einen Kollateralschaden verursacht zu haben?«
Nick rührte sich nicht, beobachtete schweigend das sich anbahnende Chaos.
Shannon starrte Dreyfus in die Augen und sah einen Mann, der keine Panik kannte, der mit klarem Verstand nach Lösungen suchte, nach einer Fluchtmöglichkeit.
Ein Chrysler Sebring jagte über die Zufahrt und hielt. Aus dem Wagen sprang Johnny Arilio. Er
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