Die 13. Stunde
hatte die Waffe gezogen und richtete sie auf Shannon. Randall stieg an der Fahrerseite aus, zog langsam die Pistole und zielte damit von der anderen Seite auf Shannon.
»Zahlt sich aus, Freunde zu haben«, sagte Dance.
Shannon packte seine Glock fester. Er wusste, dass er für den Mann in Dance’ Armbeuge das Todesurteil unterschrieb, wenn er aufgab.
»Ich mach dir einen Vorschlag«, fuhr Dance fort. »Leg die Knarre auf den Boden und schieb sie weg. Tust du’s nicht, werde ich jeden hier abknallen, angefangen mit dem Mann in meinem Arm.«
»Du würdest nicht …«
Dance feuerte in den Asphaltboden. Alle fuhren zusammen.
Nick starrte Paul Dreyfus an, auf den Dance sofort wieder die Waffe gerichtet hatte. Sam war in Panik. Seine dürren Arme bebten, und sein Blick zuckte hin und her auf der verzweifelten Suche nach einer Lösung.
»Die nächste Kugel landet in Fleisch, Shannon«, sagte Dance. »Verlass dich drauf.«
Shannon starrte Dance an. Er wusste, dass sein Partner nicht bluffte, und gab nach. Er legte die Pistole auf den Boden und versetzte ihr mit dem Fuß einen Stoß, dass sie drei Meter davonschlitterte.
»Randall«, sagte Dance. »Hol die Handfesseln aus meinem Kofferraum und verschnür die Bande.«
Arilio winkte Nick und Zachariah Nash, sich neben den Mustang zu stellen. Randall holte die Plastikfesseln, die an Kabelbinder erinnerten und offiziell von der Polizei benutzt wurden, aus Dance’ Kofferraum, band den beiden rasch die Handgelenke vor den Bauch und befahl ihnen, sich an den Mustang gelehnt auf den Boden zu setzen.
Arilio wandte sich Shannon zu und richtete die Pistole auf dessen Brust.
»Ihr macht den größten Fehler eures Lebens.« Shannons Augen loderten vor Wut, als ihm die Handfesseln angelegt wurden.
»Mach keinen Quatsch, Shannon, und setz dich auf deinen Arsch«, brüllte Arilio und drückte den Detective neben Nick auf den Boden.
»Sehen Sie, was Sie getan haben, Sam?«, fragte Dance mit einem Blick auf die drei Gefangenen. Dann schaute er kurz auf den Mann, den er im Schwitzkasten hielt, und blickte wieder Sam Dreyfus an. »Sie machen mir keinen Rückzieher.« In Dance’ Stimme schwang plötzlich Furcht mit. »Ich habe Verpflichtungen. Ich muss Versprechen halten.« Er überlegte kurz. »Gehört das Flugzeug Ihrem Bruder?« Er warf einen raschen Blick auf die weiße Cessna links neben ihm. »Wissen Sie, wie man fliegt?«
Sam nickte widerstrebend.
Dance richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Paul und drückte ihm die Pistole seitlich gegen den Kopf.
»Wir haben also die Wahl, ob jeder lebt oder stirbt. Und es hängt alles von den Brüdern Dreyfus ab. Euer Schicksal liegt in ihren Händen.«
Unvermittelt sprang ein gelber Labrador Retriever aus dem Wald und kam herbeigerannt. Das Tier blieb abrupt stehen, warf den Kopf nach rechts und links und beäugte die Männer.
Dance beachtete den Hund gar nicht. »Wir haben die Wahl zwischen Box Nummer eins«, er wies mit dem Kopf auf den Mahagonikasten, der noch immer auf dem BMW stand, »bei der ihr alle überlebt, während Sammyboy uns mit unserer Beute ausfliegt. Oder wir setzen den Einbruch in Washington House fort, was zur Folge hätte, dass wir euch leider alle töten müssen, ehe wir aufbrechen, um den guten alten Shamus Hennicot um ein paar Antiquitäten und Brillanten zu erleichtern.«
Der Hund fing plötzlich zu bellen an, als spürte er eine Gefahr. In das unablässige laute Gebell mischte sich ein bedrohliches Knurren.
Aller Augen waren auf den Hund gerichtet, als Dance unversehens und ohne Warnung auf ihn schoss.
Mit einem schrillen Jaulen zuckte der Hund zusammen und rannte davon, kam aber nur fünf Meter weit, dann wurde er langsamer und sah die Männer verwirrt und bittend an, ehe er tot zusammenbrach.
»Sie herzloser Bastard«, sagte Nash.
Dance lachte. »Ich wollte bloß nicht, dass der Köter unseren Abflug verzögert«, erwiderte er mehr im Scherz; dann wandte er sich Sam zu. »Also, wenn hier nicht jeder so enden will wie der Kläffer, sollte einer von euch jetzt den Kasten öffnen.«
Sam und Paul schwiegen.
»Aufmachen!« Dance drückte Pauls Hals in seiner Armbeuge fester.
»Das geht nicht«, keuchte Paul. »Dazu braucht man drei unterschiedliche Schlüssel …« Paul zeigte auf die drei Schlüssellöcher. »Ich habe nur einen davon.«
»Wo sind die beiden anderen?«
»Bei Shamus Hennicot«, antwortete Paul.
»Und wo ist Hennicot?«
»Sie haben keine Chance, ihm die Schlüssel abzunehmen.
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