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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Stromkabeln versehen.
    »Wie lange halten sie?«
    »Ungefähr eine halbe Stunde.«
    Nick ging zum Schreibtisch von Julias Sekretärin. »Glaubst du, Jo hat die Ladung aufgebraucht?«
    »Sie ist gleich nach dem Absturz gegangen. Ich habe ihr gesagt, sie soll nach Hause fahren.«
    Nick setzte sich an Jo Whalens Schreibtisch. Jo war seit drei Jahren Julias Sekretärin. Wo Julia zum minutiösen Durchorganisieren neigte, war Jo hochgradig pedantisch: Bleistifte und Büroklammern lagen in ihren Behältern, peinlich genau in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, und auf der Schreibtischplatte war keine Staubflocke zu sehen. Nick fuhr Jos Computer hoch. Das Leuchten des Monitors tauchte das dunkle Büro in einen gespenstischen Schein. Nick drehte sich zu Julia um, als auf dem Bildschirm die Passwortabfrage erschien.
    Julia beugte sich über ihn und gab das Passwort ein. Der Computer erwachte zum Leben. Die USV begann zu piepen und erinnerte daran, dass sie nur begrenzte Zeit zur Verfügung stehen würde.
    »Auf geht’s«, sagte Nick und gab Julia den PDA zurück.
    Julia schaltete den Palm Pilot ein und koppelte ihn per Bluetooth mit dem Computer. Auf dem PDA markierte sie die Dateien und drückte auf »Senden«.
    Jos Computer begann zu summen. Auf dem Monitor öffnete sich ein Videofenster, als die Dateien auf ihr System übertragen wurden. Sie beobachteten, wie sechs Dateien am unteren Rand des Bildschirms erschienen, gleich unter dem Fenster des Videobetrachters.
    Julia klickte auf die erste Datei. In einer Excel-Tabelle öffnete sich eine lange Verzeichnisliste.
    »Das wollen wir nicht«, sagte sie.
    »Was ist das?«
    »Der Bestand von Hennicots Sammlungen.« Julia zeigte auf den Schirm. »Man kann die Stücke nach Alter, Typ, Wert oder Zugangsjahr sortieren. Und jetzt«, sie klickte in das Fenster, und die Spalten ordneten sich neu, »auch nach gestohlen und nicht gestohlen.«
    »Wir müssen uns das Video anschauen«, drängte Nick.
    Wortlos schloss Julia die Datei und klickte auf die nächste.
    Der Bildschirm füllte sich mit einem Video aus unterschiedlichen Bildern von mehreren Überwachungskameras; in der rechten unteren Ecke lief eine Zeitanzeige. Regelmäßig wurde zwischen den einzelnen Kameras hin- und hergeschaltet: Sie sahen Bilder vom Parkplatz, von der Front des Gebäudes, ein geschmackvoll eingerichtetes Büro im englischen Stil, Schaukästen mit Schwertern und Dolchen, Versandkisten, Türen und Flure, Treppen und Konferenzsäle sowie das Bild eines Tresors, dessen Größe ohne Maßstabsvergleich schwer abzuschätzen war.
    Mit der Maus klickte Julia auf den Schnellvorlaufknopf. Die Bilder wechselten mit rasender Geschwindigkeit, bis ihre Monotonie plötzlich unterbrochen wurde. Die Außenansichten auf den Parkplatz und die Front des Gebäudes zeigten nur noch weißen Schnee.
    Nick nahm die Maus und verlangsamte das Video.
    Die Bilder aus dem Innern des Gebäudes wurden weiterhin gezeigt und veränderten sich nicht – bis sich auf einem der Bilder plötzlich eine große Tür aus gebürstetem Stahl öffnete und helles Licht in den Raum fiel.
    »Was soll das denn?«, rief Julia unvermittelt und zeigte auf den Pistolengriff, der durch den Schlitz in Nicks Jacke hervorschaute.
    »Sieh auf den Bildschirm«, sagte Nick, der ganz auf die aufgebrochene Tür konzentriert war.
    »Ich habe dir doch gesagt, wie ich das Ding hasse!« Julia steigerte sich in Wut. »Du hast gesagt, du benutzt es nur auf dem Schießstand!«
    »Julia, bitte, sieh auf den Monitor.«
    »Ich hasse Schusswaffen, das weißt du.«
    Unbeirrt konzentrierte Nick sich auf den Monitor. Jetzt war nicht die Zeit und der Ort, Julia zu erklären, dass die Pistole ihm schon einmal das Leben gerettet hatte.
    Auf dem Monitor erschien nun das Gesicht eines Mannes, das den gesamten Schirm ausfüllte. Nick hatte den Mann noch nie gesehen. Er war Anfang fünfzig, mit dunklem Haar, das bereits aus der Stirn wich. Sein Gesicht war schmal und eingefallen, mit auffallend hohen Jochbeinen und dichten Augenbrauen. Die Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt.
     »Versprich mir eins«, verlangte Julia. »Wenn das alles vorüber ist, schaffst du die Waffe ab.«
    »Wer ist der Kerl?« Nick wies auf den Bildschirm. Gerade als Julia hinschaute, verschwand das Bild und wich flimmerndem weißem Schnee; dann fielen auch die anderen Kameras aus. Das Überwachungssystem schien komplett auszufallen.
    »Was ist das denn jetzt?«, fragte Julia.
    »Hast du den Mann gesehen? Anfang

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