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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Ereignisse erstellte, die zu dem Absturz geführt hatten, bestand sein eigentliches Ziel in der Vermeidung ähnlicher Unglücke. Durch die Formulierung neuer Richtlinien sorgte es dafür, dass die noch zu ermittelnde Unfallursache nie wieder auftreten konnte.
     
Als Nick sich Sullivan Field näherte, konnte er nicht vermeiden, immer wieder zur Absturzstelle zu blicken. Die Zufahrtsstraße senkte sich zu dem tiefer gelegenen Sportpark ab und führte um die gesamte Anlage herum, sodass Nick die Tragödie in ihrem ganzen Ausmaß zwangsläufig zu Gesicht bekam. Mehr als einhundert Krankenwagen standen bereit, doch die Notärzte und Rettungssanitäter konnten lediglich die sterblichen Überreste der Opfer ins Leichenschauhaus transportieren.
    Pkws und Pick-ups der freiwilligen Helfer säumten die Straße; dazwischen standen Humvees der Nationalgarde und andere Geländefahrzeuge. Mit hängenden Schultern und tränennassen Gesichtern verließen Menschen die Stätte des Grauens.
    Nick bog um die letzte Ecke vor dem Eingang zum Sportpark, als ein Nationalgardist in voller Montur mit übergehängtem M16-Sturmgewehr ihn anhielt. Mit einer kreiselnden Handbewegung bedeutete er Nick, zu wenden und wegzufahren. Doch Nick ignorierte den Mann und ließ das Seitenfenster herunter.
    »Sir.« Der Nationalgardist kam zum Wagen. »Sie müssen hier weg.«
    »Ich muss zur Polizei«, erwiderte Nick.
     »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    Nick schaute den jungen blonden Reservisten an. Er konnte nicht älter als fünfundzwanzig sein und hatte seine Collegeausbildung gewiss mit einem staatlichen Stipendium finanziert, für das er seinem Land zuvor vier Jahre lang hatte dienen müssen.
    »Ich muss zur Polizei«, sagte Nick mit Nachdruck. »Und zwar sofort.«
    »Das müssen Sie mir schon genauer erklären«, sagte der junge Soldat, der es sichtlich genoss, zum ersten Mal im Leben den Geschmack der Autorität zu kosten. »Sie haben hier keinen Zutritt.«
    Nick winkte den Mann näher, bis er das Namensschild auf der linken Brustseite lesen konnte. »Corporal McManus?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wie ist Ihr Vorname?«
    »Neil.«
    »Ich nehme an, Sie können mit Ihrer Waffe umgehen, Neil?«
    »Ja, Sir, ich …«
    »Das ist schön. Hören Sie, Neil, jemand will meine Frau ermorden, deshalb muss ich zur Polizei. Unbedingt. Haben Sie das verstanden?«
    Als McManus den Ausdruck in Nicks Augen sah, schluckte er. »Jawohl, Sir.« Er winkte ihn zur Absturzstelle durch. »Die Polizei ist im Zentralgebäude. Fragen Sie nach Captain Delia, Sir.«
     
Auf der Zufahrtsstraße war der vorherrschende Eindruck der des Todes gewesen. Als Nick nun an zahllosen Rettungsfahrzeugen vorbei zum Hauptparkplatz fuhr, begrüßte ihn ein Bild aus der Hölle. Er war nie im Krieg gewesen, doch als er aus dem Wagen stieg und auf die verkohlten Überreste der einst so makellosen Spielfelder blickte, konnte er sich vorstellen, wie ein Kriegsschauplatz aussah. Für einen Augenblick vergaß er seine eigene bedrückende Lage.
    Zu Hunderten schwärmten Leute über die Absturzstelle. Auf dem geschwärzten Boden wirkten sie wie Ameisen. Einige beugten sich über Leichen, zogen die weißen Laken zurück, starrten auf die verkohlten Überreste und versuchten zu ergründen, ob sie einen Erwachsenen oder ein Kind vor sich hatten, einen männlichen oder weiblichen Leichnam. Andere markierten Trümmerstücke und suchten nach Hinweisen, während wieder andere die Verwüstung fotografierten und filmten.
    Nick durchschritt den See aus Menschen, vorbei an den Sendewagen und Notstromaggregaten, die Strom für die Rettungskräfte lieferten, vorbei an Pritschenwagen mit grellen Halogenscheinwerfern, die die aufgerissene Erde beleuchten würden, sobald die Nacht hereinbrach und es möglich machten, dass rund um die Uhr gearbeitet werden konnte.
    Nick sah Bilder der Hilfsbereitschaft und der Selbstlosigkeit – Menschen, die sich von der besten Seite zeigten, jetzt, wo die Zeit am schlimmsten war.
    Schließlich erreichte Nick den Befehlsstand in einer Reihe von Zelten neben dem Ziegelbau, in dem sich die Umkleideräume befanden. Kartentische und Stahlrohrstühle standen ordentlich an einer Wand aufgereiht; Behelfstelefone und Computer waren aufgebaut worden. Die Computer waren von Geschäften und örtlichen Schulen zur Verfügung gestellt worden, um die Desktop-Rechner und Notebooks der Nationalgarde zu ergänzen.
    Nick entdeckte den Tisch mit einem hastig geschriebenen Schild, auf dem Byram Hills

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