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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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erstklassig gepflegt und hätte zu einem Golfplatz gehören können, und ein Sprinklersystem sorgte dafür, dass die Sträucher und Blumen außerhalb der Sportanlagen prächtig gediehen.
    Sullivan Field lag nur zwei Meilen nordwestlich des Flughafens; von hier aus ließ sich das Starten und Landen der Maschinen auf ihren täglichen Flügen von und nach Westchester Airport beobachten.
    Irgendetwas Positives in einem tragischen Unglück zu finden, einer Katastrophe, bei der 212 Menschen ums Leben gekommen waren, erscheint unmöglich, doch der Absturz hatte sich zum Glück an einem Freitag während der Sommerferien ereignet. Die Schule war geschlossen, und das Ferienlager befand sich auf der anderen Seite der Stadt; Sullivan Field war menschenleer gewesen, als achtzig Tonnen Flugzeug auf den Fußballplatz aufschlugen, einen drei Meter tiefen Krater rissen und sich eine halbe Meile durch Baseballplätze und Footballfelder fraßen, um schließlich eine Viertelmeile vor dem Umkleidegebäude zum Stehen zu kommen. Das Gebäude war nun zur Zentrale für die Bergungs- und Aufräumungsarbeiten an der Absturzstelle von Flug 502 geworden.
    Feuerwehrwagen aus dem ganzen Bezirk bildeten eine Art Wagenburg rings um die Wrackteile. Tausende Liter Wasser dampften von dem noch heißen, schwelenden Boden. Feuerwehrleute saßen auf den Trittbrettern ihrer Wagen, physisch und emotional ausgelaugt, da ihre Anstrengungen keinem einzigen Menschen das Leben retten konnten.
    Ein kleines Kontingent der Nationalgarde riegelte die Absturzstelle ab. Die meisten Gardisten hätten sich nie träumen lassen, dass ihr Dienst einmal solch eine Tragödie einschließen würde.
    Das Flugzeug war regelrecht zerfetzt worden, als hätte ein wildes Tier die Zähne in eine Coladose geschlagen und sie auseinandergerissen. Am Waldrand ragte das weiße Heckteil empor; das Logo der North East Air prangte noch am Leitwerk, von den Flammen unberührt. Sogar die Registriernummer der Maschine, N95301, war noch lesbar. Das Heckteil war das einzige Trümmerstück, das noch erkennen ließ, dass es sich bei den Wrackteilen um ein Passagierflugzeug gehandelt hatte.
    In der Luft lag der süßliche Gestank des Todes, der Geruch nach verbranntem Fleisch, geschmolzenem Metall, versengter Erde und verschmortem Gummi. Der Gestank hätte Übelkeit erregt, wäre nicht jedem Betrachter schon beim ersten Blick auf die Absturzstelle schlecht worden. Die mit hochentzündlichem Treibstoff gefüllten Tanks der Maschine waren explodiert und hatten das Flugzeug in einen Feuerball verwandelt, als es am Boden aufschlug. Die Hitze der ersten Welle hatte noch eine Viertelmeile entfernt Bäume und Pflanzen versengt, und der Feuerball war als meilenweit sichtbare Pilzwolke in den Himmel gestiegen, während der schwarze Qualm stundenlang die Sonne verdunkelt hatte, bis er dem weißen Dampf der Wassermassen weichen musste, die den Brand schließlich bezwangen. Seltsamerweise waren die meisten Wrackteile bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, während andere völlig unversehrt geblieben waren.
    Große Stücke der Aluminiumaußenhaut lagen verbogen auf dem schlammigen Boden. Gepäckstücke waren aufgeplatzt und hatten ihren Inhalt verstreut. Der Anblick von Frauenblusen und Kinderschühchen offenbarte das ganze Ausmaß des menschlichen Leids.
    Hinzu kamen mehr als zweihundert Leichen – Männer, Frauen und Kinder. Keine war zu identifizieren, keine vollständig. Hunderte von weißen Laken sprenkelten die schwarze Erde; eine grässliche Erinnerung an den Tod, der unter ihnen lag – den Tod, der ohne Warnung kommt.
    Trauernde Familienangehörige wurden von Stadtbewohnern und Verwandten mühsam zurückgehalten. Schreie der Qual und des Schmerzes waren neben dem Zischen des dampfenden Bodens und den Rufen der Rettungsmannschaften die einzigen Laute. Ansonsten sprach niemand ein Wort. Blickkontakten wich man aus.
    Nichts wurde von der Stelle bewegt, als das Nationale Amt für Transportsicherheit die Wrackteile untersuchte und die Flugschreiber barg, die die letzten Augenblicke des Fluges aufgezeichnet hatten.
     Kleine gelbe Flaggen, nummeriert und mit Strichcodes versehen, wurden neben jedem Wrackteil in den Boden gesteckt, um die Zerstörung zu katalogisieren, sodass Computermodelle erstellt werden konnten. Experten sollten auf deren Grundlage die Ursache des Unglücks ermitteln. Während das Nationale Amt für Transportsicherheit die Trümmer durchkämmte und eine peinlich genaue Rekonstruktion der

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