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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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üblicherweise gerufen«, sagte mein Vater lächelnd.
    »Versuche nicht, mich zum Lachen zu bringen«, bat ich. Aber meinem Vater war es gelungen, dass ich trotz allem lächelte. Noch überraschender war für mich, dass ich langsam an ihn wie an meinen Vater dachte.
    Unvermittelt änderte sich sein Ton. »Ich kann dir sagen, was ich gemacht habe, wenn es wirklich übel wurde. Ich habe mir frei genommen. Du machst das nicht, Lindsay, das sehe ich. Du bist so viel besser als ich.«
    Er schaute mich eindringlich an und lächelte nicht mehr.
    Was als Nächstes passierte, hätte ich nie geglaubt. Mein Vater breitete die Arme aus, und ich fiel ihm einfach um den Hals und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er schlang die Arme um mich, anfangs noch zögernd, dann aber drückte er mich, wie jeder Vater seine Tochter drückt. Ich wehrte mich nicht. Ich roch das gleiche Rasierwasser, das er schon benutzt hatte, als ich noch ein Kind war. Einerseits war diese Situation eigenartig, andererseits die natürlichste Sache der Welt.
    Als mein Vater mich so unerwartet in den Armen hielt, hatte ich das Gefühl, als fielen Schichten von Schmerzen von mir ab.
    »Du wirst ihn kriegen, Lindsay«, flüsterte er und wiegte mich hin und her. »Ganz bestimmt, Butterblume…«
    Genau das wollte ich hören.
    »Ach, Daddy«, sagte ich, mehr nicht.
    »Lieutenant Boxer, Anstaltsleiter Estes aus Pelican Bay auf Leitung zwei«, verkündete mir Brenda am Montagmorgen. Ich nahm ab, ohne große Erwartungen.
    »Sie hatten doch gefragt, ob wir je einen Polizisten als Insassen gehabt hätten«, sagte Estes.
    Ich war augenblicklich hellwach. »Und?«
    »Ich betone nochmals, dass mir die irren Äußerungen von Weiscz absolut egal sind. Aber ich habe die alten Akten durchgesehen. Es hat tatsächlich einen Fall gegeben, der relevant sein
könnte
. Vor
zwölf
Jahren. Ich war Anstaltsleiter in Soledad, als dieser Abschaum hier eingeliefert wurde.«
    Ich schaltete den Lautsprecher aus und drückte den Hörer ans Ohr.
    »Sie hatten ihn fünf Jahre lang hier. Davon zwei in Isola-tion. Danach haben sie ihn zurück nach Quentin geschickt. Ein ganz besonderer Fall. Vielleicht erinnern Sie sich an den Namen.«
    Ich griff nach einem Stift und zermarterte mir den Kopf. Ein Polizist in Pelican? Quentin?
    »Frank Coombs«, sagte Estes.
    Der Name kam mir bekannt vor. Wie eine Schlagzeile aus meiner Jugend.
Coombs
. Ein Streifenpolizist. Er hatte vor ungefähr zwanzig Jahren einen Jugendlichen getötet, wurde angeklagt und verurteilt. Für jeden Polizisten in San Francisco war sein Name eine Warnung vor übertriebener Polizeigewalt.
    »Coombs wurde im Gefängnis ein noch größeres Schwein, als er es draußen schon gewesen war«, fuhr Estes fort. »Er hat einen Zellengenossen in Quentin gewürgt, bis der blau angelaufen ist, deshalb haben sie ihn zu uns verlegt. Nach längerem Aufenthalt im Hochsicherheitstrakt konnten sie ihn von einigen seiner antisozialen Tendenzen heilen.«
    Coombs
… Ich schrieb den Namen auf. Ich konnte mich bei diesem Fall nur daran erinnern, dass er einen schwarzen Jugendlichen erwürgt hatte.
    »Und was bringt Sie zu der Annahme, dass Coombs passen könnte?«, fragte ich.
    »Wie gesagt…« Estes räusperte sich. »Weiscz’ Geschwätz ist mir egal. Ich habe angerufen, weil ich mit einigen Mitarbeitern gesprochen habe. Als Coombs hier war, war er ein Gründungsmitglied Ihrer kleinen Gruppe.«
    »Meiner Gruppe?«
    »Jawohl, Lieutenant.
Chimäre

    Sie kennen alle das alte Sprichwort: Wenn eine Tür vor deiner Nase zuschlägt, öffnet sich eine andere. Eine halbe Stunde später klopfte ich an meine Glasscheibe, um Jacobi hereinzubitten. »Was weißt du über Frank Coombs?«, fragte ich ihn, nachdem er in mein Büro gekommen war.
    Warren zuckte die Schultern. »Ein beschissener Streifenpolizist. Hat vor Jahren einen Teenager bei einer Drogenfahndung in den Würgegriff genommen. Der Junge ist gestorben. Ziemlicher Skandal damals. Hat er nicht zehn Jahre in Quentin bekommen?«
    »Nein,
zwanzig
.« Ich schob ihm Coombs Personalakte hinüber. »Und du sollst mir jetzt etwas erzählen, was ich nicht
da drin
finde.«
    Warren schlug die Akte auf. »Wenn ich mich recht erinnere, war Coombs ein harter Bulle, ausgezeichnet, solides Festnahmekonto, aber gleichzeitig jede Menge Verwarnungen wegen übertriebener Gewaltanwendung.«
    Ich nickte. »Rede weiter.«
    »Du hast die Akte gelesen, Lindsay. In einer Siedlung hat er ein Basketballspiel abgebrochen, weil

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