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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Doch er schrie laut auf, ein wilder, wortloser Schrei, und sprang vor mir zurück. Im gleichen Augenblick … SIEH MICH NICHT! TU MIR NICHT WEH!
    Ich zuckte ob der Wucht des Aufpralls zusammen. »Dick. Tu mir nicht weh!«, erwiderte ich. Dann schnappte ich nach Luft und fügte hinzu: »Das funktioniert nicht immer, nicht wahr? Einige Menschen fühlen, dass du sie so wegstößt. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, Möglichkeiten wie ich sie aufhalten könnte.«
    Einige seiner Dienerkollegen waren also entweder immun gegen seine Gabenberührung, oder sie fühlten sie deutlich genug, um dadurch in Wut zu geraten. Interessant. So stark, wie ich glaubte, dass er in der Gabe war, hatte ich angenommen, dass er nahezu jedem seinen Willen aufzwingen konnte. Ich sollte Chade davon berichten. Erst einmal schob ich den Gedanken jedoch beiseite. Dicks Schlag gesellte sich zu dem Gabenschmerz von vorhin, und vermittelte mir das Gefühl, als würde Blut hinter meinen Augen entlang laufen. Ich zwang die Worte an dem schmerzhaften Pochen in meinem Schädel vorbei. »Ich kann sie aufhalten, Dick. Ich werde dafür sorgen, dass sie damit aufhören.«
    »Was? Was aufhalten?«, verlangte er misstrauisch zu wissen. »Dick aufhalten?«
    »Nein. Die anderen. Ich werde sie aufhalten, sie dazu zwingen, Dick nicht mehr zu schlagen und seine Münzen zu nehmen.«
    »Hmpf.« Ungläubig stieß er die Luft aus. »Er hat gesagt: ›Hol dir was Süßes‹. Aber dann hat er die Münzen genommen. Hat Dick geschlagen und Münzen genommen.«
    »Dick.« Es war schwer, seine Sturheit zu durchbrechen. »Hör mir zu. Wenn ich sie dazu bringe, dich nicht mehr zu schlagen, wenn ich sie dazu bringe, dir nicht mehr deine Süßigkeiten wegzunehmen, wirst du dann aufhören, mich zu hassen?«
    Er stand einfach nur da, schwieg und verzog das Gesicht. Offenbar verstand er nicht die Verbindung zwischen den beiden Dingen. Ich machte es einfacher. »Dick. Ich kann dafür sorgen, dass sie dich nicht mehr ärgern.«
    Wieder machte er dieses »Hmpf«. Dann: »Du weißt nicht. Ich habe es dir nicht gesagt.« Er warf den Rest Holz aus seinem Korb willkürlich in den Ständer und stapfte davon. Nachdem er verschwunden war, ließ ich mich auf einen Stuhl sinken und hielt mir den Kopf. Dann wankte ich in den Geheimgang, holte die Schriftrollen und legte sie auf den Nachttisch. Ich setzte mich auf die Bettkante und legte mich hin … nur für einen Moment. Mein Kopf sank auf das kalte Kissen. Ich schlief ein.

Kapitel 8
Ambitionen
    Jede Magie hat ihren Platz im Spektrum der gesamten Magien, und gemeinsam bilden die verschiedenen Arten den großen Kreis der Macht. Alles magische Wissen ist in diesem Kreis zusammengefasst: die Fähigkeiten der einfachen Krudhexen mit ihren Amuletten, die Sehern mit ihren Kugeln und Schüsseln, die Tiermagie der Zwiehaften, die Himmelsmagie der Gabe und all die Heim und Herdmagie. All das kann in dem großen Spektrum eingeordnet werden, und dann muss jedem klar sein, dass sie ein gemeinsamer Faden miteinander verbindet.
    Aber das heißt nicht, dass irgendein Magier versuchen sollte, den gesamten Kreis der Magie zu beherrschen. Solch eine Fähigkeit ist keinem Sterblichen gegeben und das aus gutem Grund. Ein Gabennutzer vermag sich die Fähigkeiten eines Sehers anzueignen, und es gibt Gerüchte über Tiermagier, welche die Feuermagie und Wünschelrutenfähigkeiten der Krudhexen gemeistert haben. Wie anhand des Schaubilds zu sehen ist, grenzt jede der niederen Magieformen an eine der höheren, und so vermag der Magus seine Fähigkeiten auf eine der niederen auszudehnen. Aber größere Ambitionen als das zu hegen, ist schlicht falsch. Wenn beispielsweise jemand, der Vorhersagen mittels einer Kristallkugel trifft, versuchen sollte, die Kunst des Feuerbringens zu beherrschen, so würde er einen großen Fehler begehen. Diese Magieformen sind nämlich keine Nachbarn, und die Anstrengung, ihre Unterschiede zu überwinden, könnte den Geist des Magiers durcheinander bringen. Wenn ein Gabennutzer sich soweit erniedrigt, die Tiermagie zu benutzen, so bedeutet das den Verfall und die Entwürdigung der höheren Magie. Solch ein verwerflicher Ehrgeiz muss verdammt werden.
    KNIEBAUMS ÜBERSETZUNG
DES ›KREISES DER MAGIE‹
VON GABENMEISTER OKLEF
     
    Zurückblickend vermute ich, dass ich mehr von Pflichtgetreus erster Gabenstunde gelernt habe als er. Furcht und Respekt waren die Dinge, die ich gelernt habe. Ich hatte gewagt, mich als Lehrer von etwas

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