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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schafs- und Baumwolle, Leder und dergleichen dienen.
    »Glaubst du, dass die einzelnen Herzogtümer die Privilegien der anderen respektieren werden?«, fragte ich beiläufig und schwenkte den Brandwein in meinem Glas.
    Chade schnaufte. »Natürlich nicht. In jeder Hafenstadt, die ich je besucht habe, gilt der Schmuggel als traditionelles und ehrenhaftes Geschäft. Aber jeder Herzog hat einen Knochen vor die Nase geworfen bekommen, über den er knurrend wachen kann, und jeder rechnet bereits den Gewinn aus, den er für seine Heimatprovinz aus dem Bündnis mit den Äußeren Inseln ziehen wird. Das war eigentlich alles, was wir gewollt haben: sie davon zu überzeugen, dass alle Sechs Provinzen von dem Bündnis profitieren.« Dann seufzte er, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich die Nase. Einen Augenblick später rutschte er nervös hin und her und sagte: »Oh.«
    Aus einer Falte seiner Robe holte er das Figürchen vom Strand hervor. Es baumelte an einer Kette, klein und perfekt. Ihr glattes schwarzes Haar wurde von einem blauen Ornament gekrönt.
    »Die habe ich auf einem Haufen Lumpen in der Ecke gefunden. Gehört sie dir?«
    »Nein. Aber bei diesem ›Haufen Lumpen‹ handelte es sich vermutlich um meine alte Arbeitskleidung. Die Halskette gehört dem Prinzen.« Als Chade mich daraufhin verwirrt anblickte, fügte ich hinzu: »Ich habe dir davon erzählt. Die Zeit, die wir an dem seltsamen Strand verbracht haben. Dort hat er sie gefunden. Ich habe sie schließlich in seine Börse gesteckt. Ich sollte sie ihm wieder zurückgeben.«
    Chade verzog das Gesicht. »Als er mir von seinem Abenteuer erzählt hat, hat er nur wenig von seiner Reise durch die Gabenpfeiler oder seiner Zeit am Strand gesprochen. Das hier hat er auf jeden Fall nicht erwähnt.«
    »Er hat nicht versucht, dich zu täuschen. Durch einen Pfeiler zu gehen, ist eine beunruhigende Erfahrung, selbst für jemanden, der den Umgang mit der Gabe gewohnt ist. Ich habe ihn ohne Vorwarnung zum Strand geführt; er hatte keine Ahnung, wie ihm geschah. Und um wieder zurückzukehren, habe ich ihn durch drei Pfeiler geführt. Es überrascht mich nicht, dass er sich nur bruchstückhaft daran erinnern kann. Ich bin nur froh, dass es ihn nicht den Verstand gekostet hat; vielen von Edels jungen Schülern ist es nicht so gut ergangen.«
    Falten legten sich auf Chades Stirn. »Hm. Jemand, der in der Gabe unerfahren ist, kann also nicht selbst durch einen Pfeiler gehen?«
    »Ich weiß es nicht. Als ich das erste Mal durch einen gegangen bin, war das purer Zufall. Aber damals hatte ich den ganzen Tag in einer Art Gabenstarre verbracht, auf einer Straße der Uralten … Chade? Was denkst du?«
    Sein fragender Blick war einfach zu unschuldig.
    »Chade, halte dich von diesen Pfeilern fern. Sie sind gefährlich. Für dich, der du Spuren der Gabe im Blut hast, vielleicht sogar noch gefährlicher als für normale Leute.«
    »Vor was hast du Angst?«, fragte er mich in ruhigem Tonfall. »Dass ich herausfinden könnte, dass ich ein Talent für die Gabe besitze? Dass ich sie vielleicht nutzen könnte, hätte man mich als Knabe darin ausgebildet?«
    »Vielleicht könntest du das; aber was ich fürchte, ist etwas anderes: nämlich, dass du irgendeine verstaubte Schriftrolle lesen und dich daraufhin auf ein gefährliches Experiment einlassen könntest, wenn die Sechs Provinzen dich am meisten brauchen.«
    Chade stieß ein missbilligendes Grunzen aus, als er aufstand, um das Figürchen auf den Kaminsims zu stellen. »Das erinnert mich noch an etwas anderes. Die Königin hat dir das geschickt.« Er nahm eine kleine Schriftrolle vom Kaminsims und reichte sie mir. Nachdem ich sie entrollt hatte, erkannte ich sofort Kettrickens Handschrift. Sie hatte sich nie an die geschwungene Schrift gewöhnt, die wir in den Sechs Provinzen verwendeten. Zwölf sorgfältig geschriebene Runen waren dort zu sehen, und bei jeder stand ein einziges Wort. »Hafen, Strand, Gletscher, Höhle, Berg, Mütterhaus, Jäger, Krieger, Fischer, Allmutter, Schmied, Weber.«
    »Das stammt aus irgendeinem Spiel, das sie mit Peottre gespielt hat. Ich verstehe, warum sie dir das geschickt hat. Du auch?«
    Ich nickte. »Die Runen gleichen jenen auf den Gabenpfeilern. Sie sind nicht identisch, aber sie scheinen aus demselben Schriftsystem zu stammen.«
    »Sehr gut. Aber eine ist zumindest fast identisch. Hier. Dies sind die Runen des Pfeilers, den du und der Prinz benutzt haben. Der neben den alten

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